Reden von B. am See

Alltagsgedicht

von  Rosalinde

Die Rede kam auf B.,
dieses B. am See, das der einst dort
siedelnde Dichter lebend so nicht
kannte und tot so gewiss nicht
wünschte.

Nicht vergessen
der Traum von B. am See, diesem B.,
in dem die Katzen auf Zäunen hockten,
Schwäne in ihrem Flug
die Dächer streiften, wo sich
Fischerhäuser ihrer grauen Mauern
nicht schämen mussten, wo die Luft
leicht war wie das Dach
überm Kopf.

Die neue Zeit nahm, was ihr
niemand verwehrte, der See jetzt
weltläufig Wellnessoase, die Katzen
hocken nicht mehr auf Zäunen,
die Schwäne sind ausgeflogen,
und die Luft schwer wie ehemals
die vollen Fischernetze.

Es leben dort nüchterne Leute,
angeblich vermissen sie nichts.
Nur manchmal, wenn die Rechnungen
im Briefkasten liegen, spüren sie etwas,
was sie sich nicht erklären können,
etwas wie Sehnsucht nach den Schwänen,
den Katzen auf Zäunen, nach ihrem
alten B., diesem B. am See.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 niemand (25.09.23, 17:51)
Ein wunderschönes Gedicht über die Sehnsucht, Sehnsucht nach etwas was man hatte und verlor. Ein Gedicht vom schmerzlichen Bewußtsein, dass dieses Verlorene nicht wiederkehrt, weil es ein Opfer der geschäftstüchtigen Heutzeit wurde. Nun ist Nüchternheit eingekehrt an den Ort. Zeit kann zerstörend, oder aufbauend sein. Je nach dem findet der Mensch sich ein, muss sich einfinden. Mit lieben Grüßen, Irene

Kommentar geändert am 25.09.2023 um 17:52 Uhr

 Rosalinde meinte dazu am 25.09.23 um 18:39:
Liebe Irene,

ja, das wollte ich mit diesem Gedicht ausdrücken. Du hast es verstanden, danke.

Lieben Gruß, Rosalinde
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram