Selbsthilfe zuerst - Nach einer Zeitungsmeldung

Lehrgedicht

von  Rosalinde

Der alte Mann liegt mitten auf dem Weg.
Wie’s aussieht, gut rasiert und situiert.
Was ist dem armen Kerl denn bloß passiert?
Und hat der denn dafür ein Privileg?

Wie peinlich, geht es dir durchs Vorderhirn.
Das tut man einfach nicht. Was denkt der sich?
O Gott, das ist ja fast schon unmenschlich!
Liegt hier herum in seinem feinen Zwirn.

Wenn man schon mal die Erste Hilfe braucht!
Vom Rettungswagen weithin nichts zu sehn.
Wär wohl das Beste jetzt, du würdest gehn,
du fühlst dich von dem Anblick bloß geschlaucht.

Blickst noch mal hin und überlegst dann kurz:
Kein Blut. Ein Unfall kommt nicht in Betracht.
Der liegt in tiefem Schlaf! Bis der erwacht!
Entscheidest dich: Tangiert dich keinen Furz.

Ein kurzes Weilchen stehst du noch herum
und tust dann das, was hier noch jeder macht.
Was soll’s, wen kümmert denn die Niedertracht:
Steigst drüberweg. Und siehst dich nicht mal um.



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Kommentare zu diesem Text

Cathleen (56)
(01.10.23, 16:50)
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 Rosalinde meinte dazu am 01.10.23 um 16:59:
Danke, Cathleen, fürs Reinsehen. Den Text habe ich nach einer Zeitungsmeldung geschrieben. Die ansonsten abgestumpften Redakteure verstanden, dass da etwas geschehen war, mit dem sie nicht gerechnet hatten, das den ganzen Betrug von der hochgehaltenen Menschenliebe entlarvte. Dass du dich selbst so eingesetzt hast, ehrt dich.
Ich danke dir, falls es noch keiner getan hatte.

Lieben Gruß, Rosalinde
Cathleen (56) antwortete darauf am 01.10.23 um 17:07:
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