Ein Text, den ich nie veröffentlichen werde

Er weist eine ungeheure textrale Wucht auf, obwohl gar keine Ungeheuer vorkommen.

Geier kreisen über seinen zahlreichen Schlüsselstellen und warten, dass sich der unfassbare Tiefsinn eine greifbare Blöße leistet. Ratten huschen durch die notwendigen, aber eher äußeren Textbezirke und fallen gierig über wohlgesetzte Füllwörter her.

Semikola, Kommas, Punktionen spicken regelkonform, doch in kühn anarchischer Gesinnung das komplette Textgebahren.

Nebensätze lauern, nur darauf sinnend, sich auf virginale Hauptsätze zu werfen, sie zu zerreißen und in nicht enden wollendes Konstruktionslametta zu verwandeln.

Zielsicher gesetzte Pointen zerplatzen wie hochfaule Kürbisse, Meta-Implikationen gerinnen zu schwarzen Löchern, geistvolle Anspielungen vergewaltigen ihre eigene Subtilität, leichtes erotisches Tête-à-Tête ufert unvermittelt ins pornographisch-GIFartige aus.

Die messerscharfen Textränder graben sich in das Fleisch des blütenweißen Papiers, der wabbelweiche, sämige Innenteil beginnt sich unter infernalischem Gestank zu zersetzen.

Irgendwo verpufft ein Oxymoron und aus den Zwischenzeilenräumen presst sich buttrig gelber Schleim, walzt sich über die letzten, verröchelnden Wörter.