Das war es dann

Short Story

von  uwesch

Heute wollte er einen Ausflug nach Hamburg machen. Mal raus aus dem Kaff an der Westküste Schleswig-Holsteins, sich auf der Reeperbahn amüsieren und den Kummer mit seiner Verflossenen vergessen. Dort angekommen empfing ihn eine ungewöhnliche Stille, drückend wie ein feuchtes Laken. Das Leben schien ausgestorben. Es goss als wäre der Himmel löchrig wie ein Sieb. Er konnte ihn kaum noch von dem Meeresgrau in Büsum unterscheiden. Als ein vorwitziger Lichtstrahl die Wolkendecke für Sekunden zu durchbrechen versuchte schien es nur ein etwas hellerer Strich im Grau zu sein.

In dieser triefenden Unermesslichkeit vermischten sich seine Tränen auf den Wangen mit dem Regen.

Endlich fand er das Freudenhaus in der Hein-Hoyer-Straße und schüttelte die nassen Haare und seinen Mantel aus. Er schaute sich um. Es war nur eine ihm alt erscheinende, aufgeputzte und grell bemalte Frau anwesend. Sie wollte sich offensichtlich den Anschein von Jungsein geben. Er war trotz ihrer aufmunternden Worte frustriert und ging wieder hinaus. Auch in der Herbertstraße war bei dem Wetter nichts los. Dabei hatte er Geld gespart um endlich mal etwas in der großen Stadt zu erleben. Frustriert ging er in den “Blauen Engel“ direkt an der Ecke zur Herbertstraße. Durch ein bunt verglastes Fenster konnte er von dort in die sündige Gasse schauen. Seinen gesparten Hurensold legte er in Getränken an und torkelte am Ende bis zum S-Bahnhof Reeperbahn um die Heimfahrt anzutreten. Glücklicherweise hatte der Regen aufgehört und sein Rückfahrticket war bezahlt.



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Kommentare zu diesem Text


 franky (04.03.24, 10:01)
Hi liebe Uwe 

Da hatte er ja Glück, dass er den Heimweg noch gefunden hat;-) 
Das hätte sonst fatal enden können. 

Grüße von Franky

 uwesch meinte dazu am 04.03.24 um 13:44:
In der Tat. Auf der Reeperbahn - nachts um Halb-Eins kann es teuer werden, wenn man zu viel gesoffen hat und ausgenommen wird.
Als ich als 16-Jähriger von Flensburg nach Hamburg zog hat mir mein neuer Freund natürlich
auch die Reeperbahn gezeigt, weil er Star-Club-Anhänger war. Der Club ist vor allem sehr bekannt gewesen wegen der Auftritte von Life-Bands, die ihre E-Gitarren zum Wimmern brachten. Für mich eine völlig neue Welt damals.
Dank Dir lieber franky für Kommi und Empfehlungen. LG Uwe

 harzgebirgler (04.03.24, 14:08)
der sexuelle sturm und drang
verlief leider sanglos wie klang-. :( lg vom harzer

 uwesch antwortete darauf am 04.03.24 um 16:57:
Tja, ein Provinzler ist dann wohl doch zu schüchtern bei käuflichem Sex.
Dank für Deine Empfehlungen und LG Uwe

 Agnetia (24.03.24, 20:56)
manchmal kommt es anders. Und manchmal gibt es da ja auch eine innere Stimme...LG von Monika

 uwesch schrieb daraufhin am 24.03.24 um 21:14:
Auf seine innere Stimme horchen ist wohl meistens die beste Lösung.
Dank Dir für Kommi und Empfehlung und LG von Uwe
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