KOSMOS , RAUM & LEERE im spiegel harzgebirglerischer reime ---auch mit neujährlicher ansprache der erde an das weltall nebst anhängendem heidegger-zitat

Gedicht zum Thema Gedanken

von  harzgebirgler


Neujährliche Ansprache der Erde an das Weltall



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"Da mögt ihr staunen grenzenlose Weiten
ihr durch die Welten riesengroße gleiten
in irrer Zahl und kaum wohl zu ermessen :
kein Hahn tät kräh’n nach euch ihr wär’t vergessen
ganz ohne mich - nie würd’ wer euch gewahren
ihr könntet reineweg zum Teufel fahren
denn nur der Mensch auf mir kann euch erkennen
vermag zu sprechen und euch zu benennen

Er nimmt mich wahr und nennt mich Mutter Erde
wodurch ich einzig war und bin und werde -
er wuchs auf mir und nicht in fernen Ecken
wo Schwarze Löcher haufenweise stecken
wo ganze Sonnen Anfallsrappel kriegen
und Göttern gleißend um die Ohren fliegen
ja diese sogar würd’ nie wer vermissen
gäb’s Menschen nicht die um mich und sie wissen

Zwar ist der Mensch mich irre am Verwüsten
und viele Zeichen meine ich die müßten
ihn längst zur Umkehr zwingen zum Besinnen
denn wenn er haust wie bisher wird er binnen
fünfhundert Jahren scheint mir wohl verschwinden
was Tier und Pflanze sicher super finden
doch herrscht sehr lange dann sehr großes Schweigen
wenn sich der Menschheit Tage auf mir neigen."


*

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der kosmos birgt in seinem köcher
als schärfste waffe schwarze löcher
(im sternbild schütze hält so n teil
wenn man so will maulaffen feil):
man sieht sie stets nur indirekt -
doch was erst mal in einem steckt
sich auch bloß nähert dumm und frech
das hat verspielt und richtig pech

da kann es selbst echt riesig sein
das schwarze loch frißts in sich rein
auf quasi nimmerwiedersehn
während wir hier zum essen gehn
es wird verschlungen von dem loch
sein appetit ist größer noch
als aller hunger dieser welt
dem mancher mensch zum opfer fällt...



*

als es vor jahrmilliarden mal urknallte
entstand aus irrer dichte dann das all
worin sich irre was zusammenballte
wie letztlich bei der erde auch der fall


die dreht sich um sich selbst und um das klärchen
das gleichfalls rund sich um sich selber dreht
und krümmt uns dabei gott sei dank kein härchen
weil alles wohlgefügt vonstatten geht

im sonnensystematischen umrunden
des zentrums unsrer heimatgalaxie,
der milchstrasse – dazu braucht es an stunden

rund zwei billionen *, eine zeit die wie
im flug vergeht für uns zwar nie im leben
hingegen wohl nach kosmischen maßstäben...

* Ein galaktisches Jahr (GJ) bezeichnet den vollständigen Umlauf des Sonnensystems um das Zentrum der Milchstraße. Seine Dauer wird heute allgemein mit ca. 225 Millionen Jahren angesetzt. (Wikipedia)



*

kosmisches gähnen

  im kosmos gähnt unentwegt endlose leere

  ach und die träumt "wenn ich voll bloß mal wäre

gefüllt wie ein glas voller sekt oder wein

ich würde dann kaum mehr am gähnen so sein -

ich würd' vielleicht schwanken : das wär mir egal

dies ewige gähnen jedoch ist ne qual!"



*


so wichtigtuer gibt's echt sondergleichen
die labern dir ne klinke an die hand
weil sie in wesensgründe nimmer reichen
aus weitreichendem mangel an verstand

den soll ja ihre laberei kaschieren
aus der auch kaum verhohlen dünkel spricht
möchten sich gern als massstab installieren
doch mittelmass reicht dafür eben nicht!”

sprach ed zu ben bei sommerlicher sonne
im garten wo der herbst bald einzug hält
und in der ungefüllten regentonne

ihr leeres gähnt bis endlich welcher fällt -
in wichtigtuern herrscht ne leere aber
die ständig übertüncht wird mit gelaber...



*

grüne männchen – apho


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so grün sind uns die männchen vielleicht nicht
kriegt sie der mensch erst einmal zu gesicht!

*

im verflixten siebten jahr
als verknallt das weltall war
saß gott blau auf seinem thron -
so entstand das "HICKS!"-boson
auch die engel war’n am hicksen
nur der teufel trieb’s mit schicksen...


*


Es brandet der Raum um des Runds sanfte Ränder
und hütet die vielen Gestalten,
die in ihm erblühen wie Meere und Länder
und Rhythmen, die kaum je veralten:
Aus Zeiten des Jahres mit Tagen und Nächten,
mit Ebbe und Flut, Fallen, Steigen
ein kunstvoller Bund von gelassenen Mächten
im stetigen, ruhsamen Reigen.

Inmitten des Ganzen da stehet ein Wesen
recht ratlos und pflegt seine Sorgen,
wohl hoffend dereinst, von all dem zu genesen
im Glanz eines noch fernen Morgen,
wo alles voll Sinn ist, besänftigt, gerundet,
wie jener Ort, den es bewohnet,
und alles, was bislang einander verwundet,
aus innerstem Neigen sich schonet...


*


DES MENSCHEN HERZ HÄNGT LÄNGST AN ZU VIEL PLUNDER
DRUM IST DIE LEERE IN IHM AUCH KEIN WUNDER...


*


der sonne auf- und untergang
begleitet uns ein leben land -
wenn es nicht so zyklisch ginge
gäb's ganz sicher kaum je dinge

der'n gesamtheit wir als welt
anseh'n denn die steht und fällt
durchaus mit diesem kreisverkehr
in einem raum der ziemlich leer...


*


schwerkraft


es dreht so ein planet brav rund’ auf runde
und ist dabei mit einer kraft im bunde
deren schwere ja seit je vollkommen reicht

daß er aus seiner bahn wohl nimmer weicht
beim umkreis von der sonne im system
sonst hätten wir ganz schnell echt ein problem...


*


das allergrößte ist und bleibt der raum -
die liebe selbst vermag ohne ihn kaum
herberg’ im herz dem was sie liebt zu bieten
wie zu gewähr’n besuch von feuchtgebieten...


*


der raum enthält dinge wie sonne und mond
und dito die erde von menschen bewohnt
in wohnungen häusern recht groß öfter mal
mit räumen darin in verschiedener zahl
 
die nennen wir zimmer für wohnen und bad
für schlaf und für kinder die meist ein mensch hat
stuhl schrank dusche bett sofa sessel kommod
und tisch tun als einrichtung sicher oft not
 
der mensch geht wach aufrecht und sitzt im büro
und liegt wenn er müd ist im bett und schläft so
dies alles vollzieht sich im raum und viel mehr
und klar doch in räumen die machen was her

ps
die grossen häuser worin menschen wohnen
sind nicht so eng wie kleine die’s auch gibt
und scheinen oft das wesen mehr zu schonen
weil dies doch meist raum zur entfaltung liebt...


*


der raum in dem die sprache spricht
eröffnet sich erst im gedicht
das menschenwesen still behaust
während der welt wust um es braust...

["Voll Verdienst, doch dichterisch, wohnet der Mensch auf dieser Erde" (Hölderlin)]

*


der raum krümmt sich vor lachen
es krümmt sich auch die zeit
und diese beiden machen
das schon seit ewigkeit

sie können sich kaum halten
sind lauthals still vergnügt
weil das was wir gestalten
alles an ihnen liegt...


*


der raum räumt ein jedwedem die gestalt
und keine füllt ihn jemals aus so bald.


*


ob ein poet manschetten hat
vor einem leeren weißen blatt
kann man fragen
doch muss sagen:
meist findet schon beschriftung statt

weil ja die leere provoziert
und folglich zu ideen führt
sprich gedanken
die sich ranken
um so ein blatt, noch unberührt

entjungferung darf nämlich sein:
so büßt's die jungfräulichkeit ein
und grämt sich nicht
nimmt ein gedicht
die unschuld ihm, nein fügt sich drein

die weiß-heit bringt manch wort hervor
das ein poet sonst kaum verlor
wohl über sie -
ist wie magie
durch die wer was heraufbeschwor...


*


schon seltsam wie doch alles in sie ragt
die leere die uns selten groß behagt
die alles schaffen insgeheim bedingt
und das was ist zum vorschein ständig bringt
zum vorschein kommen läßt - sie räumt es ein
erfüllt vermag sie dennoch niemals sein
obwohl das schöpfen darauf vielleicht zielt

weil viel entleerung seit je darin spielt
es waltet in der leere allezeit
gewaltig unerschöpflich offenheit
der sich verdankt zudem das off’ne wort
und „logos“ ist des menschenwesens (h)ort
gedanke gleichermaßen wie gedicht
drum heißt’s „kein ding sei wo das wort gebricht“ *

* Stefan George, Das Wort



******


Oft genug

erscheint sie [:die Leere des Raumes] nur als ein Mangel. Die Leere gilt dann als das

Fehlen einer Ausfüllung von Hohl- und Zwischenräumen.

Vermutlich ist jedoch die Leere gerade mit dem

Eigentümlichen des Ortes verschwistert und darum kein

Fehlen, sondern ein Hervorbringen.

Wiederum kann uns die Sprache einen Wink geben. Im

Zeitwort „leeren“ spricht das „Lesen“ im ursprünglichen

Sinne des Versammelns, das im Ort waltet.

Das Glas leeren heißt: es als das Fassende in sein

Freigewordenes versammeln.

Die aufgelesenen Früchte in einen Korb leeren heißt: ihnen

diesen Ort bereiten.

Die Leere ist nicht nichts. Sie ist auch kein Mangel. In der

plastischen Verkörperung spielt die Leere in der Weise des

suchend-entwerfenden Stiftens von Orten.“
(Heidegger, Die Kunst und der Raum)




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