Schönen Vatertag!

Text

von  Mondscheinsonate

Vorab, ich wünsche allen Papas hier im Forum einen schönen Vatertag!

In Österreich ist der Vatertag erst am 9.Juni. 

Mitten in der heißesten Prüfungsphase wie immer, aber der Vater ist krank und ich denke mir, ich weiß ja nicht, wie lange ich ihn noch haben darf und so werden wir Essen gehen. Da feiern wir dann meinen Geburtstag gleich mit. Mir ist es seit Jahren wichtig, diesen Tag, meinen Geburtstag, mit den Eltern, d.h. Stiefmama und Papa zu verbringen, das Wichtigste überhaupt. Und das, obwohl ich nie zu ihm durchgedrungen bin, es bleibt der Papa. 

Der, der mich geschlagen hat, wenn ich "die was" gesagt habe oder nach dem "Gute Nacht" noch mit meiner Schwester geplaudert habe (sie hat er nie geschlagen) und heute mit der Enkelin liebevoll spielt, Schuldgefühle kompensiert, weil er nie mit uns spielte. Ich denke dann an die positiven Dinge, auf den Schultern des Vaters sitzen und vor Glück kreischen; wo er mich stundenlang im Böhmischen Prater im Sesselkarussel fahren ließ, weil ich so viel Spaß hatte; auch am Donaukanal mit der Fähre zum anderen Ufer hin- und herfahren ließ; mir zum 10. Geburtstag ein Fest auf der Vindobona, dem Ausflugsschiff schenkte. So glücklich war ich, auch wenn er sonst nie wirklich da war, weil er nur arbeitete, Tag und Nacht bei der Zeitung und wenn er da war, seine Ruhe haben wollte. 

Nein, Zugang fand ich nie, aber den brauchte ich irgendwann nicht mehr, ich hatte schließlich R. 

Jedoch, auch heute noch, egal, welche Prüfung ich geschafft habe, ich rief und rufe immer als Erstes den Papa an, automatisch ohne nachzudenken und freue mich. Der Papa ist mir wichtig und ja, es kränkt mich, dass ich keinen Zugang fand. 

Es gibt so viele Freunde und Freundinnen, die keinen Papa mehr haben, das macht mich nervös, ich denke an diese Unerträglichkeit und bekomme Angst. Je älter ich werde, desto unerträglicher wird es, die Angst immer größer, dabei weiß ich, dass es irgendwann so weit sein wird, dass auf meinem Telefon nicht mehr stehen wird "Papa ruft an". 

Allein der Gedanke ist nicht auszuhalten und reißt mich in Panik. 

Meine Freundin J. war ein Papakind, ihrer starb als sie 25 wurde. Sie sagte: "Das war das Unerträglichste meines ganzen Lebens." Ich fragte: "Wie hast du es überwunden?" Sie sah mich an, meinte: "Gar nie. Ich habe mit dem Schmerz leben gelernt."


Ich rufe jetzt meinen Papa an. Ich habe nichts zu sagen, ich will nur die Stimme hören. 


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Kommentare zu diesem Text


 Drita (09.05.24, 12:56)
Hallo liebe Mondscheinsonate,
dein Text hat mich zu Tränen berührt. Ruf ihn sofort une liebe Grüsse von mir.

Drita

 Mondscheinsonate meinte dazu am 09.05.24 um 12:58:
Lieb, habe gerade telefoniert und sprach über Alltägliches. Ich war gerade so glücklich und dankbar, dass ich das noch kann.
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