... hatte ich eine Erstausgabe im Original von Joyce' "Dubliners" mit Signatur in der Hand - niederknien wollte ich davor! - sie ist bereits um 150.000 Euro verkauft worden. Der glückliche Eigentümer ließ sich nicht lumpen. "In der Hand" ist gelogen, ich fuhr mit dem Zeigefinger das Buch entlang, öffnete es vorsichtig und Ehrfurcht ergriff mich ganz.
Meine Freundin hat ein Antiquariat, das war schon ein besonderes Gustostückerl. Sie rief mich an und fragte, ob ich Zeit für Joyce hätte?
Für Joyce habe ich immer Zeit, wahrlich. Das Buch war 110 Jahre alt, eigentlich noch jung, denn im Zuge unserer Arbeiten, bereits mit 14 im Antiquariat, hatte ich schon ältere Bücher in der Hand. Mein älterstes Buch ist 87 Jahre alt, eine deutsche Erstausgabe "Vom Winde verweht". Natürlich gehörte das Buch meiner Großmutter, wem sonst auch, ich lache, aber bei Joyce vibrierte mein Herz. Ich fragte "150.000"? Sie nickte und lachte. "Du, ich habe bald Geburtstag ... !" Sie schüttelte den Kopf, nahm meine ganze Hand in die ihre und legte sie auf das Buch. Ich verstand. Das war das größte Geschenk, dass ich es sehen und angreifen durfte, vorallem, dass sie an mich dachte, bevor sie es weitergab. Ich war selig.
Nur echte Liebhaber von Joyce verstehen mich, verstehen, was ich fühlte.