6 drabble-sonettjes zum 12ten nunmehr - / das dutzend ist voll & kommt froh drob daher (12)
Drabble zum Thema Fantasie
von harzgebirgler
entwaffnend könnte gott doch einmal lächeln
so eine weile lang – das wär’ schon gut:
sein lächeln liess’ die kriegsführerei schwächeln
erlahmen würde sie, es flösse blut
dann kaum mehr groß weil ja die waffen schwiegen
sie fielen allen kriegern aus der hand
welt würde endlich voll den frieden kriegen
erblühen würde manch geschund’nes land
wenn gott entwaffnend lächelt kann’s geschehen
jedoch dass es uns absolut erschreckt
uns blieb’ vielleicht vor schreck das herz glatt stehen
weil gott sich doch seit jeher schwer versteckt -
selbst lächelnd wär’ er uns kaum je geheuer
und gar ein fall für die vergnügungssteuer...
*
einst lag vor ihrem bette ein flokati
der hatte davon dann die schnauze voll
und flog flugs aus dem fenster nach almaty
wobei kein schwein echt wusste was das soll
und wie er überhaupt dazu imstande
magie war dabei eh bestimmt im spiel
wie dito wohl sein traum vom morgenlande
doch heute träumen davon nicht mehr viel
den teppich hat’s dort auch kaum lang gehalten
da lag er weitaus lieber vor dem bett
der mannsverrückten liebestollen alten
denn ihre kerle waren meist sehr nett -
der eine hat ihn sogar oft gebürstet
doch anders als wie’s frauen danach dürstet...
*
es heißt der wunsch ist des gedankens vater
oh viel an wunsch bleibt zeit des lebens traum
kein zauber hilft da drei mal schwarzer kater
kein stossgebet am fuß vom wünschebaum
doch mancher träumling tanzt auf einem seile
gespannt ist’s zwischen wunsch und wirklichkeit
springt leichtfüßig drauf rum oft recht in eile
doch kommt dann meistens nicht besonders weit
sein wunschtraum lässt sich kaum realisieren
und geht wohl in erfüllung selten leicht
da muss sich keiner groß drüber mokieren
den größten selbst blieb vieles unerreicht
wonach sie sich mit sicherheit sehr sehnten
und es auch zu erreichen einstmals wähnten...
*
voll droht selim mit MARTERN ALLER ARTEN
in der ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
[- manch sadomasochist könnt’s kaum erwarten
denn lustgewinn durch qual’n ist ja sein ziel -]
osmin spricht unverblümt von BASTONADE
von stockhieben auf nackter füße sohl’n
da kannten die osmanen keine gnade
war solche strafe erst für wen befohl’n
in mozarts oper ist nur von die rede
geprügelt wird da auf der bühne nicht
doch heut’ kann’s treffen jeden noch und jede
in manchen ländern wo man den verzicht
auf folter wohl als zumutung empfindet
und gern meist frau’n so im gefängnis schindet...
*
„stets möchte gerne manch wer voll was gelten
und wirft sich dafür in die flache brust
als wenn so brüstchen je wo weichen stellten -
die leiden mehr an wirklichkeitsverlust“
sprach ed zu ben in dessen gartenlaube
sechs vögel zwitscherten im apfelbaum
„und kommen auch kaum je unter die haube
da hält sich stets die lust vollauf im zaum!“
„dunstabzugshauben sind sogar am lachen“
ergänzte ben „wenn die so typen seh’n
die voll einen auf weisheitsschwanger machen
obwohl sie meistens bloß am rade dreh’n -
erfunden wurde das eh nie von ihnen
denn rund läuft kaum bei tränen was und trinen!“...
*
er schlug einst unter ihr'm balkon die laute
so wunderbar dass ihr das herz verging
vor lauter liebe ja fürwahr es schaute
leibhaftig aus als ob sie feuer fing
prompt kam er mit dem schlauch um sie zu retten
aus allerallergrößter liebesnot
die löschaktion auf weichen federbetten
zog sich auch hin denn bis zum morgenrot --
ja maiden sind meist völlig aus dem häuschen
wenn einer kommt und was von liebe singt
frei nach dem motto knusper knusper knäuschen
ach wie mir doch mein herz im leibe springt
das ist durchaus okay denn solches springen
vermag sonst kaum etwas hervorzubringen...
******