Verlassen

Lyrischer Prosatext zum Thema Liebe und Traurigkeit

von  Käse

Wer, außer dir, sollte mich halten gegen den stampfenden Takt der Maschinen? 

du warst der letzte Halm in einer abgegrasten Welt

halbtot wie ich war, hattest du mich bei dir aufgenommen- 

zugegeben, du warst es selbst 

wir nährten uns aneinander 

sechs Monate schliefen wir 

Hals an Mund in deinem schmalen Einzelbett 

die Köpfe im Vogelgezwitscher

erfanden wir unsere eigenen Wörter 

sangen uns zu und

lasen uns vor

 

Du sagtest: „Ich werde dich nie verlassen“

und hieltest dein Wort.

gestern ließ ich dich zitternd zurück

das Blut war mir in den Adern gefroren

und deine Tränen waren nicht warm genug

es wieder aufzutauen

noch immer will ich in deine Arme hineinwehen

und bleiben

 

Aber wer außer mir, sollte mich vor dir retten?

 

Alle Warnzeichen waren von Anfang an da 

ich habe sie doch gesehen 

beinahe täglich blinkten sie bleiweiß

aus dem Dunkel deiner Geschichten-

aber das Leuchten in deinem Gesicht war stärker


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Kommentare zu diesem Text


 Clementine (04.06.24, 08:35)
Sehr traurig und dabei weder weinerlich noch anklagend. Das Verlassen kann schmerzhafter sein als das Verlassenwerden.

 uwesch meinte dazu am 04.06.24 um 10:06:
Das sehe ich auch so. LG Uwe

 Käse antwortete darauf am 04.06.24 um 10:27:
Ja. Danke euch beiden.

 Sekrotas (04.06.24, 11:11)
Es ist geradezu beruhigend, mal wieder ein Gedicht zu lesen, das keine profane Politikhuberei betreibt. Man fragt sich ja gelegentlich, ob die Menschen heutzutage noch so etwas wie Liebe und Schmerz durchleben, wodurch sonst sollte man reifen?

 Käse schrieb daraufhin am 04.06.24 um 12:07:
Leider glaube ich nicht, dass man daran zwangsläufig reift. Nicht einmal, wenn man es versucht.

 Sekrotas äußerte darauf am 04.06.24 um 12:24:
Versprechen kann ich es dir nicht, die Chance besteht jedoch.
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