Heute, vor vielleicht 70 Jahren.
(Gewidmet für Oops für Inspiration...)
Er hiess Rachman. War einer meinen besten Freunde. Sein richtiger Name war Ivan und da er Jude war, schrieb sich noch Orawski, wie sein Papa, hoher Funktionär bei den Gewerkschaften. Er war etwas jünger als ich und hatte eine schöne, hochgewachsene Schwester, die uns nicht nur in der Höhe, sondern auch im Alter überholt hatte, etwa fünf oder sechs Jahre. Aus ihm wurde Atomphysiker und sie – die Eva – wurde Direktorin, wo, habe ich schon vergessen. Ich musste die beiden so ausführlich vorstellen, um zu zeigen, dass sie nicht gerade aufs Maul gefallen waren und genug gesunde Ambitionen hatten, aber mit dem Geschehen hat es nichts zu tun.
Ich hatte zwei riesige Kisten im Vorgarten. Durch den Maschendraht habe ich bei der streuenden Eva Aufmerksamkeit geweckt. Sie kam zu mir und wir begannen zu spielen. Die zwei Kisten wurden zum Königspalast und die benötigte gewisse Pflege. Eva stürzte sich in die Knie und schrubbte die Holzboden blank. Ich stolzierte herum wie ein Zirkus Impresario und bewunderte ihre Geschicklichkeit. Sie machte es mit wahrer weiblicher graziöser Selbstverständlichkeit und der Kistenboden bekam zauberhafte Dimensionen aus echtem Marmor, alles glänzte, nicht vorhandene Kristalllüster haben angefangen zu leuchten und wir wurden zu einem echten Königspaar. Ein Paar mit echten menschlichen Bedürfnissen.
Eva meldete unerwartet, sie müsse pissen. Sie zog unter ihrem Rock das winzige Höschen und ohne sich zu genieren, erledigte sie ihren Notfall. Der König staunte fassungslos und wusste nicht so recht, was zu unternehmen ist. Aus Ungewissheit zog seine kurze Hose schnell aus und sprang zur Königin hin. Als wahrer Kavalier bot ihr seinen damals noch kleinen Penis, vielleicht als eine Stütze oder eher eine Krücke, an.
Zu seiner mächtigen Überraschung nahm sie die angebotenen Stütze ohne zu zögern und
stopfte sie ins Maul mit den Worten, sie wäre am verdursten nach so viel getaner Arbeit.
Ich fühlte mich auf den Wolken und fiel aus den Wolken, als Mama zum Abendessen gerufen hatte.
Jahre sind verflossen und niemand mehr erinnerte sich an diese Geschichte, nur mir sind die Erinnerungen stecken geblieben und als ich nach Ewigkeit die Eva getroffen habe und sie an die Geschichte angesprochen habe, konnte sie sich nicht mehr erinnern, oder wollte sie nicht…
Wir sprachen wie zwei Erwachsene über den unglücklichen Tod von ihrem Bruder, den Ivan-Rachman, und verabschiedeten uns, als ob nichts gewesen wäre.
