Lebensfreude

Tagebuch

von  Sekrotas

Was ist eigentlich so verwerflich an Lebensfreude? Schließlich ist sie, was das Leben erträglich macht, bei aller Qual und allem Leid. Damit kein Missversändnis aufkommt: ich bin ein sturer Vertreter der Ansicht, dass Qual, Leid, Schmerz und Verzweiflung nicht geleugnet werden dürfen. Die Anerkennung deren Existenz und die Tatsache, dass der Mensch ihnen ausgesetzt ist, ist vielmehr die Voraussetzung dafür, Freude empfinden und genießen zu können, wenn auch nicht in jedem Augenblick des Daseins. Was aber hilft dem Menschen das Miesepetertum?


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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (01.07.24, 16:33)
Miesepetertum ist eine tendenziöse Bezeichnung, die schon eine Abwertung enthält, so daß die Schlußfrage rhetorisch ist.

Meine Meinung:
- Pessimisten sind besser geschützt vor Enttäuschungen.
- Optimisten kommen nach einer Enttäuschung schneller wieder auf die Beine.

Aber letztlich ... wollen wir alle leben und müssen doch alle sterben.

 Kuchen meinte dazu am 01.07.24 um 16:35:
Es geht hier nicht um Pessimismus oder Optimismus; bei diesen beiden handelt es sich nur um Haltungen der Zukunft gegenüber, die Fähigkeit, Momente der Freude in der Gegenwart empfinden zu können, bleibt davon unberührt.

 Sekrotas antwortete darauf am 01.07.24 um 16:40:
Genau, Kuchen! So ist es gemeint!

Graeculus, was schlägst du statt Miesepetrigkeit vor?

 Graeculus schrieb daraufhin am 01.07.24 um 16:48:
Nun, ich hatte an Pessimismus gedacht, denke aber noch über Kuchens Einwand nach.

In der Sache habe ich nichts gegen Lebensfreude; wogegen ich etwas habe, das hast Du schon selbst ausgeschlossen:

ich bin ein sturer Vertreter der Ansicht, dass Qual, Leid, Schmerz und Verzweiflung nicht geleugnet werden dürfen.

Allerdings geraten wir damit in ein Problem, das Anton Tschechow sehr schön in seiner Geschichte "Die Stachelbeeren" dargestellt hat. Er beschreibt dort einen Menschen, der eine Portion Stachelbeeren genießt, und beschreibt dann, was er, um ungestört genießen zu können, alles ausblenden muß. Lesenswert. Habe ich nie vergessen, diese Geschichte.

 Aron Manfeld äußerte darauf am 01.07.24 um 17:01:
Das ewige Problem der Bildungsbürger: Man kann nur noch in Zitaten antworten.

 Sekrotas ergänzte dazu am 01.07.24 um 17:04:
Ich sag mal frei nach Arno Schmidt
steht's im Kant oder ist es Mist?

 Graeculus meinte dazu am 01.07.24 um 17:07:
Das ewige Problem mit Aron Manfeld: Gespräche verlaufen ergiebiger ohne ihn.

 Graeculus meinte dazu am 01.07.24 um 17:08:
Die Frage bleibt: Was muß ein Mensch, der sein Leben genießen will, dabei alles ignorieren?

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:19:
Graeculus, ich schlage Verbitterung statt Miesepetertum vor. 

Zu deinem Tschechow-Einwand: Freude und Leid können doch gleichzeitig existieren. Erinnere dich nur daran, wie jene KZ-Häftlinge, die inmitten des Grauens einen kurzen Moment der menschlichen Zugewandtheit erfahren haben, darüber schreiben: nichts ist wertvoller.

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 17:20:
Die Bücherwände, lieber Grace.

 Graeculus meinte dazu am 01.07.24 um 17:30:
Tut mir leid, Sekrotas, aber seit es vor etlichen Jahren einmal um die Planung eines kV-Treffens ging, die Aron Manfeld mit albernen Bemerkungen ("Gibt es auch Leberkäse?") geradezu torpediert hat, und zwar ohne jede ernsthafte Absicht, an dem Treffen überhaupt teilzunehmen, weiß ich, daß es ihm nicht um die Sache, sondern um die Inszenierung von Bullshit geht, und nehme an keinem Gespräch mehr teil, bei dem sich Aron Manfeld einbringt. Damit bin ich gut gefahren.

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:35:
Dann können wir die Diskussion gerne zu einem anderen Zeitpunkt an anderer Stelle weiterführen! Ich plädiere wie gesagt darauf, dass die Ignoranz von Übel gar keine Lebensfreude hervorbringen kann, höchsten einen oberflächlichen Abklatsch derselben.

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 17:35:
Das war keine Inszenierung von Bockmist, lieber Grace, sondern eine Lebenssituation, die sehr schwierig war - nicht zuletzt hat kv ja überlebt.

 Olove meinte dazu am 02.07.24 um 18:01:
@Graeculus, Sekrotas:

Knut Hamsun:


"Doch sanfte Momente haben alle. Ein zum Tode Verurteilter wird auf einem Wagen zum Schafott gefahren. Ein Nagel schmerzt ihn und er rückt ein wenig zur Seite."

 Aron Manfeld (01.07.24, 16:34)
Ein Seitenhieb auf unseren Grace, lieber Sekrotas?

 Kuchen meinte dazu am 01.07.24 um 16:38:
Aron, deine Heiterkeit gibt mir immer wieder Anlass zur Freude!

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 16:40:
Ich bin nicht heiter, sondern weise, sis.

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 16:41:
Hör bloß nicht auf ihn, Kuchen! Er stammt direkt von Heine ab!

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 16:43:
@ Aron

Möchtest du einen Keil zwischen uns treiben?

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 17:03:
Zwischen uns beide passt kein Blatt Papier.

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:26:
Ja, Aron, unsere Symbiose hat Bestand, aber ich meinte Graeculus und mich.

 AchterZwerg meinte dazu am 01.07.24 um 17:27:
Das hast du neulich auch zu mir gesagt! :(

Vor Eifersucht kochend:
dein Ex8er

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 17:31:
Wir beide werden nur benutzt, liebe Heidrun.

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:38:
Ich habe euch beide lieb!

 Oops (01.07.24, 16:44)
Stimmt. :) Es hilft nicht, genausowenig hilft es sich ständig zu streiten über immer dieselben Themen!


LG Oops

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 17:04:
Man sollte einfach mal Sex haben!

 Oops meinte dazu am 01.07.24 um 17:14:
Ja genau,  das kann nur von einem.Mann kommen :D

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 17:21:
Frauen sind Heilige?

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:29:
Oops, ja, es hilft nicht sich zu streiten, aber ich sag mal, kein Streit ist auch keine Lösung, einfach um Aron ein abgewandeltes Zitat zu servieren.

 Oops meinte dazu am 01.07.24 um 17:42:
@ Se
Doch: Bewusstwerdung,

Kritik offen bleiben, die Worte des anderen nicht persönlich nehmen, die Meinung des anderen tolerieren auch wenn sie nicht die eigene ist. u.s.w. und wenn wirklich Gefahr von einem Menschen ausgeht ist es wohl besser wegzulaufen. Es sei denn man ist in Selbstverteidigung geübt.

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:48:
In der Theorie klingt das vernünftig, aber bestimmte menschenverachtende Meinungen oder Haltungen toleriere ich nicht. Vom einzelnen Menschen geht eher selten Gefahr aus. Von der Normalisierung menschenverachtender Haltungen viel öfter. Das heißt nicht, dass ich glaube, jemanden, der sich bereits entschieden hat, umstimmen zu können.

 Oops meinte dazu am 01.07.24 um 18:17:
Menschenverachtende Taten kann ich nicht tolerieren. 

anstatt sich hier zu bekämpfen macht es bestimmt viel mehr Sinn sich in der Politik der Stadt , Gemeinde viell. sogar Land zu engagieren. 

Ähnlich Greenpeace ?


Wer sich da berufen fühlt wie Du  sollte den Weg unbedingt gehen :)

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 18:23:
anstatt sich hier zu bekämpfen macht es bestimmt viel mehr Sinn sich in der Politik der Stadt , Gemeinde viell. sogar Land zu engagieren.
Das stimmt. Man kann sich auch im Kleinen engagieren, durch ganz banale Gesten im Alltag.

 EkkehartMittelberg (01.07.24, 16:59)
Ich sehe immer auch die Kehrseite  der Tugenden. Wenn  die Lebensfreude  echt ist, stimme ich dir gerne zu.
Ekki

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:02:
Kann die Lebensfreude nicht als Meson zwischen Verbitterung und Unbekümmertheit verstanden werden?

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 17:22:
Unser Ekkehart ist so verbittert, dass er schon wieder froh ist.

 hehnerdreck (01.07.24, 17:04)
Willst du dem Misanthropen seinen Pessimismus und sein Elend streitig machen, welches ihm so vertraut geworden ist, trotz aller Mühe, die er sich gab, um diesen Zustand so lange wie möglich zu ertragen?

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:22:
Ich denke, dass es zahlreiche Philanthropen gibt, die gleichzeitig Pessismisten sind.

 Aron Manfeld meinte dazu am 01.07.24 um 17:22:
Was wäre ein Kranker ohne seine Krankheit?

 Sekrotas meinte dazu am 01.07.24 um 17:36:
Wenn du fragst: ein -er

 AchterZwerg (02.07.24, 07:12)
Gruezi,

aus meiner Erfahrung ist es gerade die gute Laune anderer, die Miesepetrige am allermeisten empört und in ihrer Haltung dem Leben gegenüber stärkt.
So dividieren sich Frohsinn und Missgunst immer weiter auseinander, ähnlich wie reich und arm . 8-)

 Olove (02.07.24, 18:07)
Ich gehe davon aus, dass Lebensfreude selbst in den denkbar lebensunfreundlichsten Situationen erfahrbar sein kann. Dies könnte damit zu tun haben, dass wir uns unter Lebensfreude gewöhnlich etwas Absolutes, Unvermischtes vorstellen. Möglicherweise ist diese Vorstellung idealistisch.

 hehnerdreck meinte dazu am 02.07.24 um 19:26:
Lebensfreude und Optimismus, zwei wesensnahe Geschwister.
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