Wer erinnert sich auch noch daran? Damals, als die Stehplatzkarte beim FC Bayern 2 D-Mark kostete, und ich quasi mitgenommen wurde, und da: Da war es sozusagen normal, dass auf dem Rückweg zur U-Bahn, damals war es das Olympiazentrum, verfeindete Fangruppen begannen aufeinander einzuprügeln. Und es gab "Hooligans", die weniger am Fussball interessiert waren, als vielmehr, sich mit Gleichgesinnten, gleich starken (das war der einzige Ehrenkodex, ungefähr gleich stark) Männern aus anderen Städten oder Ländern zu Gruppenprügeleien zu treffen.
Auch die Hauptschüler aus dem Münchner Norden verstanden sich damals als Hooligans und suchten die Straßengewalt, und es gab schwer gewaltbereite Jugendfussballmannschaften. Ungefähr bis 1994. Da suchten "wir" den Dialog. Seitdem ist der münchner Norden vom Odeonsplatz bis zur Stadtgrenze eigentlich gewaltfreies Gebiet (außer vielleicht, irgendwelche Personen von Außerhalb wissen es gerade nicht, bis sie es wissen, sich nach Schwabing begebende Dorfjugend, strukturell-ungefähr, vielleicht). Vor dem Eingang zum Kneipenviertel kann ein Obdachloser campieren, kein Betrunkener wird ihm etwas tun (der eigentlich Symbol- und Personenschutzcharakter hat).
Die eM in Frankreich 1998 dürfte im Gedächtnis geblieben sein, damals gab es noch Schwerverletzte.
Heute sind alle Fussballfans nette Jungs.
Waren es Präventions- oder Aufklärungsmaßnahmen, wie beispielsweise "re:spect"? Waren es Überwachungsmaßnahmen, wie die polizeilichen Hooligandateien ("Kategorie C"). War es auch das starke Engagement gegen häusliche Gewalt der Regierungen Schröder?
Wahrscheinlich alles zusammen ein bisschen. Und die damaligen Protagonisten dürften deutlich in die Jahre gekommen sein, und sich auch nicht besonders gesund ernährt haben - also nicht mehr die Beweglichsten sein.
Ich bin jedenfalls froh, dass die Unsubkultur des Hoolganism keinen Nachwuchs und keine Nachfolge gefunden hat. Und will weiter unbeschwert allein spazierengehen, immer, überall hier.