Umsteigen in Neuenbuchen

Wir haben zwei Rollkoffer dabei, ich gehe am Stock. Zwei junge Männer sind ganz begierig, uns das Gepäck hinunter zu tragen – und tragen es uns zum anderen Bahnsteig auch wieder empor. Der muss es sein, glauben wir, weil so viele hinaufströmen – Pustekuchen, es ist der falsche! Der Araber mit der Reiterkappe und dem klugen Blick steht auf der anderen Seite, O-Beine wie ein Kavallerist. Ich linse herum, wo ich den reichlich genossenen Frühstückskaffee loswerden kann, aber keine Toilette weit und breit. Ich öffne die Tür zu einem Feuerschutzraum, und da grinst ein vergittertes Siel mich so holdselig an, dass ich es mit meinem goldgelben Strahl belohnen muss. Der Zug dann vollgepfropft mit endlos, aber leise telefonierenden Tätowierten beiderlei Geschlechts und aller Hautfarben, mit gegenüber ein Afro mit mühsam gebändigter Krause, der am Computer schreibt und liest und lautlos mit den Lippen die Worte formt, die er entschlüsselt, und ein Russe, der mit viel karascho etwas sicherlich Hochbedeutsames bestätigt, er hat sich wegen der Hitze die Schuhe ausgezogen und versucht vergeblich, in gutem Deutsch einem Superadipösen – mindestens 200 kg Lebendgewicht und total tätowiert, auszureden, sich durch Koffer- und Menschenmassen und über kranke Beine hinweg zum Ausgang vorzudrängen, dabei ist es Endstation und alle müssen raus, und die Tür wird von einer Hochschwangeren in hellgrüner Galabiya bewacht, die hingebungsvoll mit dem Erzeuger ihrer Leibesfrucht telefoniert – oder mit ihrer Schwester??