So eine Sauerei - Aus der Reihe 'Gedanken aus dem Weimarer Schreibstüberl'

Glosse

von  hehnerdreck

Es war ein trüber Tag, als ich ihn wieder sah. Der alte Wissenschaftler, der oft mit mir über die großen Fragen des Lebens sprach, saß allein im Café. Draußen schien die Sonne, und die Luft war frisch und einladend. Doch er war gefangen in den Seiten der Süddeutschen Zeitung, als ob sie ihm die Antworten auf all seine Fragen geben könnte.

Ich erinnerte mich an das Gespräch mit meiner Bekannten, die uns warnte. Ihre Augen leuchteten vor Überzeugung, als sie uns von den Gefahren der alternativen Medien erzählte. „Da wird man schnell zum Verschwörungstheoretiker“, hatte sie gesagt, und ich konnte den Vorwurf in ihrer Stimme hören. Es war eine Welt voller Manipulationen, sagte sie, und wir sollten vorsichtig sein.

Doch was ist Wahrheit? Ich sah den Wissenschaftler an, wie er in die Zeitung vertieft war. Vielleicht suchte er nach etwas Echtem in einer Welt voller Lügen. Vielleicht war es einfacher, sich in den gedruckten Worten zu verlieren, als sich dem Chaos da draußen zu stellen. Und während ich darüber nachdachte, wurde mir klar: Die Verzweiflung über unsere Bekanntschaften war nicht nur meine eigene. Sie lag in der Luft wie der Duft von frisch gebrühtem Kaffee – stark und bitter zugleich.

Es war ein stiller Sommer, als die Nachrichten von den Todesfällen in der Nachbarschaft wie Schatten über uns schwebten. Zuerst der Mann, dann die Frau. Beide geimpft, beide fort. Sie waren 67 Jahre alt, und ich konnte nicht anders, als zu zählen. Sechzehn. Sechzehn Menschen, die ich gekannt hatte, die nun nicht mehr waren.

Die Eltern meiner Freundin waren auch gegangen. Beide 77 Jahre alt, geimpft und geboostert bis zur Erschöpfung. Der Vater starb erst letzte Woche an Turbokrebs, die Mutter litt an Blutproblemen. Es war ein schneller Fall, ein schnelles Ende. Und der Hausarzt? Er sprach mit einer Überzeugung, die mich frösteln ließ. „Das hat nichts mit der Impfung zu tun“, sagte er und lächelte dabei fast beruhigend. Die Regierung hatte es empfohlen, und Lauterbach – dieser Held des Fernsehens – hatte uns versichert, dass alles gut sei.

Ich sah ihn vor mir: den Mann mit dem ernsten Blick, der in den Sendungen um das Leben der Deutschen kämpfte. Ein wahrer Held in Zeiten der Not. Doch während ich darüber nachdachte, spürte ich das Gewicht der Zweifel auf meinen Schultern. Die Fragen blieben unbeantwortet und schwebten wie Geister durch die Straßen unserer Stadt.

In diesen Tagen war es schwer zu atmen. Die Sonne schien hell, aber die Schatten blieben. Und ich fragte mich immer wieder: Was ist wahr? Wer kann uns retten?

Es war ein seltsames Gefühl, als ich die Nachrichten über Strack-Zimmermann und Hofreiter hörte. Sie sprachen von atomarer Bewaffnung, von Hyperschallraketen, und ich fragte mich, ob das wirklich der Weg war, um uns zu schützen. Die Deutschen vor dem Erzfeind, den Russen. Ein feiner Plan, dachte ich. Und während ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass es immer noch die Omas gab – die Omas gegen Putin. Oder waren sie jetzt gegen Rechts?

Die akademischen Köpfe schienen sich in ihrer eigenen Welt zu verlieren. Je mehr sie wussten, desto einseitiger wurde ihr Blickfeld. Sie liefen dem Mainstream hinterher wie Schafe und schwenkten ihre Plakate bei den Demos. „Gegen Rechts“, riefen sie mit einer Überzeugung, die fast bewundernswert war. Doch in ihrem Eifer schien das Verständnis für andere Perspektiven verloren zu gehen.

Ich dachte an die Omas gegen Rechts. Sie waren so fest überzeugt von ihrem Wissen und ihrer Wahrheit. Sie lasen nur die Tageszeitung, den investigativen Spiegel und schauten die Tagesschau – alles andere war tabu. Es war eine Ignoranz, die mich frustrierte und gleichzeitig faszinierte. Wie konnte man so sicher sein in einer Welt voller Unsicherheiten?

In diesen Tagen fühlte es sich an, als ob wir alle in unseren eigenen Käfigen lebten – gefangen in den Überzeugungen der anderen und unfähig, einen Schritt zurückzutreten und das große Ganze zu sehen. Und während ich darüber nachdachte, wurde mir klar: Die wahren Helden sind oft nicht die Lautesten im Raum, sondern diejenigen, die still beobachten und nachdenken können.

Es war ein düsterer Gedanke, der mir durch den Kopf ging. Die Seelen der Verstorbenen – Hitler, Goebbels, Himmler und Göring – schienen in den Chefsesseln der alternativen Medienredaktionen zu sitzen. Dick und fett wie Maden, die sich von den Ängsten der Menschen ernährten. Sie verbreiteten ihre Verschwörungstheorien, während die ehrwürdigen Politiker, die uns beschützen sollten, in ihren Anzügen und mit ihren Titeln glänzten.

Angela Merkel, die fast hundertfache Ehrendoktorträgerin und Weltrekordhalterin in der Flüchtlingspolitik, stand an vorderster Front. Sie war unsere Mutter Theresa in einer Zeit des Chaos. Und dann waren da noch die GEZ-Millionäre – Lanz, Maischberger und ihre Gefolgsleute – die mit ihren Worten versuchten, das Unheil abzuwenden.

Die Antifa wurde oft als das Böse dargestellt. Doch ich konnte nicht anders, als über ihre Wut nachzudenken. Manchmal schlugen sie über die Stränge, ja. Aber war es nicht eine gesunde Wut gegen das Unrecht? Gegen Holocaust- und Corona-Leugner? Gegen Querdenker und all das andere Gesindel, das sich gegen die Demokratie stellte? Vielleicht war es sogar ein Zeichen des Willens des Allmächtigen – Gottes strenge Hand, die direkt vom Himmel herab auf uns herabkam.

In diesen Tagen fühlte es sich an, als ob wir alle auf einem schmalen Grat balancierten. Zwischen dem Licht der Wahrheit und den Schatten der Lügen. Und während ich darüber nachdachte, wurde mir klar: Die Welt war kompliziert und voller Widersprüche. Doch vielleicht lag in dieser Komplexität auch eine Art von Hoffnung verborgen.

Es war frustrierend, über die entschwärzten RKI-Protokolle nachzudenken. Ein Betrug, dachte ich. Ein Ärgernis, das sich wie ein Schatten über die Diskussion legte. Die Omas gegen Rechts würden bei der nächsten Demo ja dann gegen sich selbst ... nein, das kann es doch auch nicht sein und überhaupt, warum sollte man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man doch für das Gute kämpft, auch wenn das Gute manchmal wie das Böse aussieht und umgekehrt?

Die Welt war verworren. Die guten Absichten schienen oft in den Nebeln der Verwirrung zu verschwinden. Manchmal fragte ich mich, ob wir nicht alle in einem großen Spiel gefangen waren, in dem die Regeln ständig wechselten. Was war richtig? Was war falsch?

Die Omas hatten ihre Überzeugungen, und sie hielten daran fest mit einer Leidenschaft, die bewundernswert war. Doch während sie für das Gute kämpften, schien das Böse immer näher zu rücken. Es war ein seltsames Paradox – und doch war es die Realität, in der wir lebten.

Ich sah die Menschen auf den Straßen, ihre Gesichter voller Entschlossenheit und Zweifel zugleich. Und ich fragte mich: Wo führt uns dieser Weg hin? In einer Welt voller Widersprüche blieb nur eines gewiss: Die Absicht zählte mehr als das Ergebnis. Und so gingen wir weiter, jeder mit seinem eigenen Glauben an das Gute – oder was wir dafür hielten.



Anmerkung von hehnerdreck:

Eindeutigkeiten und Zweideutigkeiten, sie verschwimmen im Ja und Nein, als ob das Leben selbst ein groteskes Spiel mit Gegensätzen wie dem Schwarz und Weiß wäre, wobei die Grenzen zwischen diesen Extremen sich aufzulösen scheinen in einem Nebel aus Unentschlossenheit. Man könnte meinen, dass dazwischen etwas schwebt, ein Etwas, das man vielleicht als Wirklichkeit bezeichnen könnte – eine Wirklichkeit, die sich jedoch nicht ohne weiteres fassen lässt, die sich entzieht wie der Schatten eines flüchtigen Gedanken. Und doch, wenn man es genau nimmt, ist auch diese nebulöse Entität nicht ganz frei von Wahrheit; eine Wahrheit, die sich hinter den Masken des Alltags verbirgt und nur darauf wartet, ans Licht gezerrt zu werden – oder vielleicht auch nicht. Denn was ist schon Wahrheit in einer Welt, in der alles so unendlich kompliziert ist? Ein verzweifelter Versuch der Klarheit inmitten des Chaos, ein Aufeinandertreffen von Widersprüchen, das uns zwingt, immer wieder neu zu definieren, was wir für wahr halten wollen oder müssen.

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