Direkt am Park liegt ein großes Altenpflegeheim. Es hat schon schlimmere Zeiten erlebt. Nach einem Eigentümerwechsel vor einigen Jahren ist es ein wenig renoviert worden, die Balkone haben einen frischen Anstrich erhalten und die verwitterten Markisen wurden erneuert. Einige wenige Bewohner haben sogar ein paar Pflänzchen in die Balkonkästen gesetzt. Im Großen und Ganzen wirkt das langgezogene Gebäude dennoch so, als gäbe es längst nicht mehr viel Leben hinter den Scheiben.
Auf einer Parkbank in der Nähe des Heimes sitzt ein alter Mann, den Rollator neben sich. Er grüßt demonstrativ laut schon von Weitem – so als wolle er nicht übersehen werden. Vielleicht erwartet er Besuch. Es ist Sonntagnachmittag, und wir begegneten schon zwei Grüppchen von Besuchern mit einer alten Dame am Rollator im Schlepptau. Sonntagsausflug zur Oma.
Ansonsten trifft man hier nur sehr vereinzelt auf Heimbewohner. Mit Gehhilfe, Rollator oder im Rollstuhl sind sie manchmal in der näheren Umgebung unterwegs, schaffen es gerade noch bis zu einer der zahlreichen Parkbänke und lassen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Auf manchen faltigen Gesichtern liegt in diesen Momenten der Ausdruck von Entspannung und ein wenig Glück, wenn sie mit geschlossenen Augen dasitzen. Wer weiß, wovon sie träumen, bevor es wieder in die Ödnis des Heimes zurück geht.
Die wunderschöne Lage dieses Hauses am Park mit dem kleinen Teich und dem Flüsschen in der Nähe würde mir ja auch gefallen, denke ich. Solange ich noch halbwegs laufen könnte. Aber was nützt die schönste Lage, wenn man irgendwann einmal bettlägerig würde? Und wie wird die Pflegesituation in einigen Jahren überhaupt aussehen?
Trotz des sonnigen Sonntagnachmittags werde ich plötzlich sehr traurig. Ab wann sollte man beginnen, sich über letzte Dinge Gedanken zu machen?
Heute jedenfalls noch nicht.