„Ich bin der Mike!“ Eine entgegengestreckte Hand ist ein Angebot.
„Ich bin Joe!“ Das kam schnell und ohne Zögern. Ich heiße nicht Joe.
Bei Fremden arbeitet mein Gehirn in unglaublicher Geschwindigkeit: Will ich diesen raschen Schulterschluss? Will ich die Vertrautheit?
Meine Hand geht entsprechend zögerlich in Richtung zu diesem Mike.
Immer ist mir mein Verstand im Wege. Nein, „immer“ ist übertrieben: meistens. Spontan bin ich schon, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt.
In meinem Kopf laufen in Windeseile alle Konsequenzen ab, die von Bedeutung sein werden, wenn ich mich auf diesen „Menschen Mike“ einlasse.
Unvorhersehbarkeiten können nicht berücksichtigt werden, denn sie existieren, sind aber unberechenbar.
Wie ein Computer die Inputs in die Ziffern Null oder Eins einordnet, sortiert mein Hirn die Gedanken auf zwei Haufen mit den Namen „positiv“ oder „negativ“.
Ich löse meine Hand aus Mikes Hand und richte mich aus der gebeugten Haltung auf.
Die Entscheidung ist gefallen: Etwas verlegen grinse ich Mike an, dessen schiefe spastische Gesichtszüge nichts verraten. Nur seine kleinen dunklen Augen hinter den dicken Brillengläsern funkeln, als ich mich erneut zum Rollstuhl herunterbeuge und ihm ins Ohr flüstere: „Ich heiße in Wahrheit Johannes – egal, wie Du mich ansprichst.“