Schutzmantel

Erzählung zum Thema Familie

von  Nuna



Ich weiss noch wie ich Hochschwanger mit meiner Mutter auf der Terrasse sass und wir über einen Namen für mein Baby nachdachten.
Eine Woche später bekam sie die Diagnose Lungenkrebs.

Als meine Mutter starb war ich nicht in der Lage zu trauern. Ich hatte mein gerade mal 5 Monate altes  Baby im Arm und war randvoll mit Glückshormonen. Auch konnte ich mich nicht so um sie kümmern, wie ich es gern getan hätte.

Wenn wir sie besuchten hatte ich den Kleinen im Wipper vor ihr auf ein kleines Tischchen gestellt. Damit sie ihn gut sehen konnte in ihrem Krankenbett im Wohnzimmer.

Wir lächelten ( ich vor Gück und sie tapfer ) und ich versprach ihr mit der Taufe zu warten bis sie wieder gesund ist.


Erst viel später konnte ich weinen ...die Zeit bis dahin war wie ein Schutzmantel der allein meinem Kind gehörte.
Leider konnte er seine liebe Oma nie kennenlernen.



Anmerkung von Nuna:

20.12.24

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Kommentare zu diesem Text


 Klemm (20.12.24, 12:24)
Trauer wird häufiger aufgeschoben, als man denkt. In dem von dir geschilderten Fall wurde sie von Glücksgefühlen verdrängt, in anderen Fällen von der Notwendigkeit, den Alltag zu bewältigen. Aber natürlich gibt es nicht nur ganz oder gar nicht - es gibt auch Menschen, die sie punktuell zulassen können, während ein anderer Teil nicht greifbar ist.

Mir fällt auf, dass Trauer häufig mit innerer Leere in Verbindung gebracht wird. Das kann ich nicht bestätigen. Innere Leere entsteht m.E. dadurch, dass man Trauer eben nicht zulässt.

Kommentar geändert am 20.12.2024 um 14:01 Uhr

 Saira (20.12.24, 20:01)
Hallo Nuna,
 
der Schutzmantel symbolisiert nicht nur den Schutz, den du deinem Kind geben wolltest, sondern auch die Art und Weise, wie du dich selbst vor dem Schmerz des Verlustes bewahrt hast. Es ist traurig, dass dein Kind seine Oma nie kennenlernen konnte, und ich kann mir vorstellen, wie sehr du dir gewünscht hast, dass sie Teil seines Lebens sein könnte.
 
Ich weiß aus Erfahrung, dass man als werdende Mutter über sich hinauswachsen kann, und das ist auch gut so!
 
Liebe Grüße
Saira

 Teo (20.12.24, 20:22)
Hi Gudrun,
Sigi hat es schon in ihrer einfühlsamen Art sehr behutsam beschrieben.
Man muss stark sein, auch für sein Kind.
Dir ein schönes Wochenende 
Teo
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