Lebt er oder nicht?

Silvester - Begegnung am See

Silvester Klug hat gerade eine haut dünne Scheibe Bündnerfleisch in den Mund eingeschoben, Augen geschlossen, und mit heiligem Ausdruck im bärtigen Gesicht kaute diese ungewöhnliche Krönung des heutigen Frühstücks. Es war zwar nicht ungewöhnlich, jedoch auch nicht alltäglich, so dass er noch immer das Gefühl beim geniessen des Fleisches von etwas Ausserordentlichen hatte und das Gefühl zu sündigen war nie los. Aber es war Silvester! Bevor er zu Party übergeht, wollte er noch im stillen geniessen. Geschuldet von seinem Kosenamen Silly erwartete man von ihm gute Unterhaltung an diesem “very” speziellen Abend. Bis es soweit war, wollte er noch einen kleinen Spaziergang auf dem Ufer des Sees machen, das Wetter war einladend und der Gang durch die Allee von mächtigen Bäumen war schon besetzt mit Hunden und ihren Begleitern.

Silly begab sich auf den gewohnten Weg. Hinter den Bäumen blickte majestätisch der See. Unmenge der Seemöwen haderte in der Luft. Silly mochte die wahnsinnigen Vögel nicht, aber er beobachtete jeweils ihre unsinnigen Kurven, die anscheinend nur stetiger  Beschaffung der Nahrung dienen sollten. Auf einem kurzen Durchau sah er plötzlich grosse Ansammlung der Vögel. Die ganze Möwenkolonie wütete über einem unsichtbaren Objekt.

Der Schrei der aufgeregten Vögel überdeckte die ganze ruhige Stimmung des Sees. Silly spannte seine Augen, zu sehen gab es aber nur das Geflatter der unzähligen Flügen der nervösen Möwen. “Da liegt eine Leiche", fällte Silly spontan an. Es bräuchte sicher den ganzen Zug von Beamten von Spurensicherung, möglicherweise gar mit Böten und ganzen dem Zirkus mit Tauchern, dachte der ehemalige Kriminalist, ohne so einen Braten machen die Möwen doch keine derart grosse Konferenz. Er ging nachdenklich weiter und genoss seinen Spaziergang. 

Auf einer anderen Stelle, weiter vorne, war die Sicht etwas besser und die Hunde spielten weit tiefer auf der Wiese, so konnte er ungestört das Geschehen der Möwen beobachten, die haben sich gar nicht beruhigt. Nach kurzer Weile hat sich im Schilf etwas bewegt. Der Pulk der Vögel war gesprungen und schaltete noch aufgeregtere Töne. Eine dunkle Figur, nach der Gestalt ein Mann, trat vom Schilf heraus. 

“Ein lebendiger Tote!", der Gedanke schoss dem Silly durch den Kopf. Silly blieb stehen und wartete. Die Schattenfigur kehrte nach kurzer Weile zurück zum Schilf und verschwand. Zur allgemeinen Freude der Vögel und zu missmutigen Silly, der sich dies nicht erklären konnte.        

“Hätte ich doch ein Fernglas”, wetterte der ehemalige Kriminalist. Es hat sich jedoch gezeigt, dass es unnötig wäre. Das Gesicht des Toten zeigte sich wie durch ein Wunder ganz klar im Schilf. Er stand nämlich nach kurzem Augenblick erneut und zwar auf der Stelle, wo kein Schilf verdeckte sein Antlitz und machte einige Schritte gegen einen Busch, entledigte sich vom Wasser und ging wieder zurück in das Schilf, wo er aus unerfindlichen Gründen wieder verschwand. Silly hat den Eindruck, als ob er sich zu einem schwarzen Hund gesellt hätte.

Weit und breit keine Seele. Silly wartete auf Fortsetzung, Nichts ausser Geschrei von wilden

Möwen, die kreisten im gleichbleibenden Tanz ob der Leiche. Nach einigen Minuten tauchte

die Silhouette des Mannes – es war jetzt klar, dass es ein Mann gewesen war – erneut und er machte einige Schritte westwärts, verschwand hinter einem Busch, unerwartet kam er aus, bewegte sich sehr behutsam Richtung schwarze Masse, die zuweilen einem Hund glich, Dann sass er daneben und verschwand aus dem Bild. Das wiederholte sich mehrmals, nur der Mann variierte seine Schritte in alle Richtungen und verschwand für längere Zeit, aber er kam wieder zurück. Wieder zu seinem Hund, der sich nicht bewegte, also gar nicht änderte. Der tote Mann bot immer neue Rätsel.

Dem Silly war es äussert schleierhaft, was er da allein machte. Er hielt es da solange, bis er zur Vorstellung gehen musste. Das Problem beschäftigte ihn dann immer noch. Ein toter schwarzer Mann, der regelmässig herum spazierte…