Und die Gefahr meldet sich.
Was ist die Gefahr? Wieder den Boden zu verlieren, wieder zu fallen, zu fallen in den Schwurbel, wo ich von Gedanken gelenkt werde, die nicht mehr die meinen sind. Hals über Kopf, die Angst schon nicht mehr da, die Verbindung zum gesunden Menschenverstand schon längst gekappt, der nicht mehr auffindbar ist in diesem Wust aus Gedanken, die kein Mensch in sinnvoll und sinnlos aufteilen kann, zumindest nicht, wenn er drinsteckt.
Der Augenblick im Wahn, im Wahn nur der Augenblick, mit wahrscheinlich riesengroßen Pupillen – oh, wie viel man sieht! So viel mehr als der Normalsterbliche. Götterwelten, Dämonenwelten, Himmel und Hölle – alles schon erlebt. Mit den Rabengöttern Seelen verkauft, in das all-eine Schwarz ein- und wieder aufgetaucht, mit den Bäumen und mit den Seelen der Menschen – ihre Körper habe ich lange nicht mehr verstanden.
Wohliger maniformer Wahn, wohlige Allmacht, jede Handlung heilig und magisch zugleich, wie ein spielender junger Gott.
...und dann der Abgrund, der sich anschleicht, die Zweifel, dann die Gewissheit, in dieser Wahnwelt auf dem vollkommen falschen Dampfer gewesen zu sein. Diese trostlose Leere, man hat sie alle vergrätzt, man hat alles verbockt und man wird nie mehr etwas auf die Reihe kriegen.
Und die Stunden krümeln dahin, und man wartet. Wartet auf den Besuch, wartet, bis man endlich alleine ist, wartet auf das Essen, wartet, bis es fertig ist, wartet auf das Bett, legt sich viel zu früh hinein, wartet zwei Stunden auf das Einschlafen, um dann am nächsten Tag wieder viel zu früh aufzustehen, einen ganzen Tag voller Wartezeit vor sich.
Aber dann, nachdem sich das monatelang so hingezogen hat, ewiges Grau in Grau, auf dessen Ende du nicht mehr zu hoffen wagtest und – gab es jemals bessere Zeiten? Im Rückblick scheint Dir nur der Wahn geblieben, und du wünschst ihn dir zurück. Da warst du wenigstens glücklich. Jedenfalls dann irgendwann, du selbst merkst es noch gar nicht so richtig. Nur von Anderen hörst du: „Hey, du bist irgendwie fröhlicher geworden“, „Hey, du lächelst ja wieder.“
Und dann kommen sie, diese kleinen Momente, in denen du erst minuten-, später stundenlang die Depression vergessen kannst. Langsam kommt die Freude an der Musik wieder, zaghafte erste Tanzschritte, und eh du dich versiehst, warst du auf einem Konzert und hattest eine gute Zeit, warst auf einer Party und bist mit Schachspielen über die immer noch sehr großen Kommunikationslücken gekommen.
Tja, und irgendwann hat dich das Leben vollends wieder, und da beginnst du, die Weiche zu stellen: Der harte Kampf als leistungsunfähiges Nervenbündel in einer Ellenbogenwelt – oder doch lieber ab in den nächsten Wahn…