In der “Alten Taverne” von Sankt Pauli, singt die Lilli ein Liebeslied, ihr Gesicht ist stark gepudert, ihre Lippen grell geschminkt, ihre Augen sind gerötet und ihre Stimme rau wie das sturmgepeitschte Meer.
Sie hatte es im Leben niemals leicht gehabt, ihre Kindheit …welche Kindheit? Ihr Vater war ein Säufer und die Mutter ging auf den Strich.
Seit sie vierzehn war, war sie auf sich allein gestellt. Sie hatte nie eine Puppe gehabt, mit zwölf wurde sie von einen alten Mann vergewaltigt, danach lernte sie das Leben erst so richtig kennen.
“Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, didel didel dum”…!
“Lilli komm, ich geb’ dir einen aus…!
“Lilli, zieh mal deinen Rock hoch…!
“ Du hast schöne Beine…!
“ Heute Nacht kannst du bei mir Schlafen…!
“Hier schau mal, was ich für dich habe…!
Ja, Lilli kannte das harte Leben auf dem Kiez.
Heute Nacht steht sie wieder in der Taverne und singt im grellen Licht vor alten abgetakelten Matrosen, versoffenen Kerlen und oft auch, vor den gierigen Blicken, von pubertären Jugendlichen.
Sie ist bereits schon 67 Jahre alt, ihr Stimme zittert, trifft nicht mehr die richtigen Töne, den Kerlen ist es egal, wenn Lilli dann spät in der Nacht besoffen ist, wird sich schon einer von ihnen um sie “Kümmern”.
In der “Alten Taverne” von Sankt Pauli, wohnt das Laster und schläft nie. In der “Alten Taverne” von Sankt Pauli, geht es hoch her, bis in die Früh’.
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