Warum ich schreibe

Anordnung zum Thema Orientierung

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Zhuang Jack

Ich schreibe nicht für bestimmte Menschen, aber auch nicht für Monster, anders will ich sie nicht mehr nennen, die mir meine Existenz zum Vorwurf machen; ich schreibe nicht für den Leser, sondern für mich selbst. Ich habe Heimweh nach einer anderen Welt, und so schreibe ich zu ihr hin oder von mir weg.


Es gibt bei mir nichts zu interpretieren, außer wenn der Text eine direkte Ansprache an den Leser ist; ich werde verstanden oder nicht verstanden. Was da zu verstehen ist, hat eine feststehende Bedeutung. Mich kann keiner besser verstehen als ich mich selbst. Oder doch?


Durch die Außenwelt können meine Sinne ein endliches Universum erleben. Die Innenwelt ist der Zugang zur Unendlichkeit. Dieser Zugang ist voraussetzungsreich. Er eröffnet sich automatisch; es kann durchaus Menschen geben, die "nur" Träumer sind, und es gibt Phantasien, die "nur Ausgedachtes" beinhalten.


Der innerweltliche Zugang zum Unendlichen ist höher, und er ist tiefer. Was er zutage fördert, ist nicht "nur" Phantasie. Ich würde nie etwas schreiben, wenn das nicht so wäre. Was ich schreibe, "veröffentliche" ich, weil ich selbst täglich mit einem Terror des Veröffentlichten konfrontiert werde. Ich stelle mein hohes Schloss der Reinheit und Schönheit den Babeltürmen und Baracken der Missratenen oder Falsch-Wohlgeratenen, die die Noosphäre vermüllen, entgegen.


Existieren bedeutet, sich selbst zu behaupten. Ich behaupte meine Werte (hier deskriptiv, nicht normativ gemeint, also keine (bloß) moralischen Werte) und Bedeutungen gegen billige Wert(e)propaganda und giftigen Bedeutungsmüll. Ich schreibe von mir weg, wenn ich mit der äußeren Welt zu tun hatte: ich reinige mich.


Meine Welt ist absolut rein. Vollkommene Schönheit ist in ihr möglich. Der Rand meiner Welt ist der absolute ontologische Abgrund, tief unten ist "unsere" in der "Luft" hängende Welt zu erahnen, aber, da zu weit unten, niemals zu sehen: dieses Uni- oder Multiversum, in dem ich gerade lebe.


Meine Werte sind die absolut Höchsten. In dieser Welt können sie nicht voraussetzungslos verstanden werden: Einer, der Massen- oder Völkermord begangen hat, verdient durchaus eine "zweite Chance" im Purgatorium; ein schönes Mädchen, das einen Schwanz gelutscht hat, kommt direkt in die Hölle. Wer "das nicht so sieht", dessen Tötung wäre genausowenig ein Mord wie einen Hundehaufen von der Straße zu fegen, absolut und objektiv betrachtet. Politisch ist damit nichts anzufangen*, in dieser Welt bin ich ein staatenloser Eremit, da ich viel zu weit jenseits, nein, oberhalb von Gut und Böse stehe. In dieser Welt bin ich nur ein "neutraler", genauer: angewiderter Betrachter. Deshalb kann ich hier prinzipiell nichts "erreichen". Hier gibt es für mich nichts zu erobern: um Scheiße kämpfe ich nicht.


Und doch habe ich etwas erreicht: eine erst unstete, nun feste Verbindung zur Unendlichkeit durch meine Innenwelt, durch welche ich jetzt größer bin als diese Welt. Jemand, der größer als die Welt ist, kann nicht mehr der größte Dichter, Denker, Eroberer der Welt sein, da er bereits mehr als die Welt ist. Ich kann also dieser Welt auch nicht mehr ersterben: wenn ich "sterbe", gehe ich nach Hause, und diese Welt erstirbt mir**.


Ich habe Heimweh nach der Schönheit, nach meiner Welt. Ich schreibe für die verträumte Lini, die verspielte Liki, die Kichermaus Linchen... und nein, sie sind nicht "bloß ausgedacht". Sie haben durch die Unendlichkeit meiner Innenwelt mit mir kommunizert, daher weiß ich von ihrer Existenz, aber auch von den Spitznamen, die sie einander gegeben haben, denn eigentlich heißen sie anders. Heiliger Weißer Tod, ich will zu ihnen! Großer und gütiger Weltenüberbrücker, ich will nach Hause! Vielleicht schreibe deshalb nur, denn ich fange immer spontan an: es gibt nur die Inspiration, aber nie das Vorhaben, etwas zu schreiben. Ich weiß, dass die, die ich liebe, in meiner Welt an meinen Gedanken und Phantasien teilhaben; ein blasser Schatten des Abbilds davon sei auch meinen Lesern in dieser Welt gegönnt.




Anmerkung von Jack:

* Nach der Sklavenmoral der Missratenen ist das bloße Leben das höchste Gut, und Würde und Schönheit sind nur optionaler Luxus.

** Im Falle des Falles: "Er hat Suizid begangen" wäre bezüglich meiner Person eine falsche Aussage, zutreffend wäre: "Er hat diese Welt im Mülleimer des Metamultiversums entsorgt und ist weitergegangen".

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (05.02.25, 09:37)
Der originelle Inhalt gefällt mir.
Gruß
Ekki

 franky (05.02.25, 10:31)
Hi lieber Jack 

"Meine Welt ist absolut rein. Vollkommene Schönheit ist in ihr möglich. Der Rand meiner Welt ist der absolute ontologische Abgrund," 

Deine Welt ist von absoluten Werten flankiert, da kann man nur schwer mit Dir schritthalten. 

Grüße von Franky 

 AndreasGüntherThieme (05.02.25, 10:41)
ein schönes Mädchen, das einen Schwanz gelutscht hat, kommt direkt in die Hölle.
... um mit ihrer Leidenschaft das Höllenfeuer anzufachen, auf dem die Spießer garen.

Nein, die schönen Mädchen verlassen Jack's Welt, ziehen einfach weiter, in eine Welt, in der sie selbst bestimmen dürfen, wem oder was sie lutschen.

Kommentar geändert am 05.02.2025 um 11:28 Uhr

 AndreasGüntherThieme (05.02.25, 11:47)
Mich kann keiner besser verstehen als ich mich selbst. 
Ich kann mir nicht vorstellen, daß du, Jack, versteht, was folgendes genau bedeutet:
Wer "das nicht so sieht" [ein schönes Mädchen, das einen Schwanz gelutscht hat, kommt direkt in die Hölle], dessen Tötung wäre genausowenig ein Mord wie einen Hundehaufen von der Straße zu fegen, absolut und objektiv betrachtet.
Aber ich habe eine Antwort von Zigeunerjesus und den von ihm so sehr geschätzten Prostituierten im Ohr.

Nicht akzeptabel sind deine Vorschriften, wie andere zu leben haben, obwohl ihr Leben keinen Einfluß auf dich hat.

Grüne Spinne sollen in der Hölle den Klimawandel bekämpfen und von Satan CO2-Steuer erpressen.

Aber schöne Mädchen dürfen und sollen sich und andere glücklich machen.

 Augustus meinte dazu am 05.02.25 um 12:43:
Klar, der Mastbulle findet sein Glück auch auf der Weide, wenn er grast und ab und an die Kühe schwängert. Ihm Vorschriften zu geben wie er zu leben hat, ist so sinnlos, wie Dir Vorschriften zu geben, wie Du zu leben hast.

 AndreasGüntherThieme antwortete darauf am 05.02.25 um 13:02:
Augustus, ich bin kein schönes Mädchen, mir macht Jack also keine Vorschriften.

 Augustus (05.02.25, 12:34)
Der Wille zum Wert offenbart die Welt der Schönheit. Ohne diesen Willen bleibt die absolute Schönheit verschlossen; die Farben, die sich offenbaren, bleiben dem Blinden unzugänglich, nur dem Sehenden werden sie sichtbar; der seinen Willen zum Wert durch seine Reinheit zeigt, in der Reinheit sich die Farben der Schönheit jenseits unserer Welt überhaupt erst brechen können. Ohne diese Voraussetzung, bleibt es dem Erdling nicht nachvollziehbar, wie denn das weiße Licht demjenigen nicht einleuchtet, dass es Farben beinhalte.
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