Grünzeug

Text

von  Saudade

Während ich schlaflos sitze, denke ich an die Rosen in meinem Garten, die mehr schlecht als recht blühen, es ist fast zu schattig, aber sie machen mir noch den Gefallen, da ein switch zu den wunderbaren Rosen im Volksgarten, ein Traum zwischen Theseustempel und Kaiserin Elisabeth I. - Statue, ganze Rabatten voll. Was ich nicht wusste, man kann eine Patenschaft für fünf Jahre übernehmen, derzeit jedoch ist alles besetzt. Von lachsfarben zu rosa hin zu rot über blutrot, auch weiß, wunderschön. Unsere Bundesgärten sind sehr bemüht, Wien zählt zur grünsten Stadt der Welt, 2020 war sie die grünste. Ja, da kann keiner sich beschweren, der Trend geht nun zur Bienenfreundlichkeit, weg von exotischen Schönheiten, wenngleich an manchen Stellen kommt es anscheinend doch noch durch. 

Vorne, bei mir, ist eine größere Wiese vor der Polizei, da wächst in der Mitte ein wunderschöner Rosenstrauch in weiß und erfreut die Gemüter. Manchmal, auf wild befahrenen Kreuzungen sieht man auf Verkehrsinseln blutrote Rosen, ein Traum, der den Abgasen trotzt. 

Die Bienenfreundlichkeit äußert sich in Korbblütlern, Kräutern, Löwenzahn und Lavendel. Auf den ersten Blick wirkt es wie eine - wir sagen - G'stett'n, soll es auch ein wenig sein, ein nicht gepflegtes Stück, aber auf den zweiten Blick summt und surrt es, macht es glücklich. Früher stahlen die Leute Zweige, die Frühblüher, besonders die Palmkatzerln zu Ostern, Fachbegriff Sal-Weide, gingen damit zur Kirche und ließen diese weihen, manche machen es auch jetzt noch, aber erwischt werden darf keiner, da gibt es eine fette Strafe, jedoch da es die Katzerln fast überall schon zu kaufen gibt, hat sich der Diebstahl minimiert. Dennoch, das ist mir persönlich, ein Dorn im Auge, denn es sind einer der ersten Pflanzen für die Insekten. 

Als junges Mädchen habe ich nie über solche Dinge nachgedacht, da ist alles entweder da oder einfach selbstverständlich, aber in der Stadt steckt eine Menge Arbeit dahinter.

Unsere Bundesgärter sind wie kleine Ameisen, klein, unscheinbar, aber fleißig, kaum einer beachtet sie, dabei leisten sie Großartiges zum Wohle aller Bewohner und Touristen. 

Hier von der Website:

Die grüne Schatzkammer 

In den Österreichischen Bundesgärten kultivieren die Gärtnerinnen und Gärtner eine außergewöhnliche Pflanzensammlung. Sie gehört zu den ältesten und größten Kontinentaleuropas. 



Noch bis 2.3.2025 ist eine Hepatica - Ausstellung im Palmenhaus, ein Traum, die Leberblümchen. 
Es ist so, kurzer juristischer Exkurs: Die Bundesgärten beinhalten den Schlosspark Schönbrunn, Augarten, Belvedere, den Hofgarten und Schloss Ambras in Innsbruck. Die Stadtgärten, Spielplätze, Verkehrskindergarten und Flächen werden von der Gemeinde im eigenen Wirkungsbereich betreut. 

Das sind zwei streng getrennte Zuständigkeiten. So ist zum Beispiel die Grünfläche vor dem Schloss Schönbrunn im Zuständigkeitsbereich der Stadt und alles hinter den Gittern der des Bundes (Österreich hat juristisch 10 Gebiete: 9 Bundesländer und den Bund, dies zum besseren Verständnis). 


Auch gibt es immer wieder Gratispflanzenerde, Torfaktionen, auch Blumen gratis oder Blumen zu einem geringen Preis. Mittlerweile bekommt man Förderungen zur Fassadenbegrünung oder für eine Dachterrassenbegrünung. Da der Trend des Dachausbaus immer mehr um sich greift (unerträglich! Die Wohnungen sind kaum erschwinglich), wird Wien in Zukunft noch grüner, da sich die meisten Terrassen um die 150-300 qm² bewegen. 

Fast jeder französische Balkon ist begrünt, die WienerInnen lieben Pflanzen und den Traum vom eigenen Garten. Die Schrebergartenpreise (Kleingartenvereine an den Stadtgrenzen) schellten in die Höhe, Wartezeiten unendlich lang. 

Was feuerpolizeilich verboten ist, das ist, Pflanzen auf Fluren in Häusern zu stellen, aber es macht fast jeder, zumeist werden alle Augen zugedrückt, kommt doch eine Kontrolle, wird schnell weggeräumt, danach wieder rausgestellt. Momentan überwintert bei uns eine zwei Meter breite und ein Meter hohe Sansevieria in einem Steintopf (wir sagen "Schwiegermutterzunge") im Flur vor dem Garageneingang, wir lieben sie alle, keiner weiß, wem sie gehört, keiner verpetzt. 

Früher, als ich ein junges Mädchen war, war es strikt verboten, sich in die Wiesen des Stadtparks zu setzen, dies als Stadtgarten, aber auch auf die Wiesen der Bundesgärten. Heute ist das nicht mehr verboten, die Menschen haben sich durchgesetzt. Überall gibt es Hundezonen, die extra abgezäunt sind und es werden dort gratis "Sackerl für's Gackerl" (so heißt das wirklich) bereitgestellt. Die Hundebesitzer zahlen viel Hundesteuer, eine Katzensteuer gibt es nicht. 

Überhaupt haben Einzelkatzen (Mehrkatzenhaushalte mit Freigänger haben es schwieriger, besonders ZüchterInnen - Punkt: Geruchsbelästigung im Nachbarschaftsrecht!) narrenfreiheit durch den OGH. Einschlägige Urteile legen dar, dass die Einzelkatze in Nachbars Garten keine Störung darstellen und ernsthaft, die klagten tatsächlich. Der Oberste Gerichtshof entschied, dass die Katze, im Gegensatz zum Hund, nicht steuerbar ist. Unter uns: Was den OGH angeht, so lässt der nichts über Kinder und Katzen kommen, beim Hund sieht es anders aus. 

Apropos... Julius kam gerade über den Zaun, wurde gefüttert. 


Ja, Gärten, Pflanzen, naturgemäß Getier (hier auch viele Füchse, Dachse, Igel, Rehe, ... zu nennen, alles wird versorgt und behütet durch eine Wildtierstation). Selbstverständlich sollte das keiner nehmen, da steckt viel Arbeit und Liebe dahinter. Leider gibt es zu viele, die nichts schätzen und ihren Müll in den Grünflächen ablagern. Aber, der MA 48 (Müllabfuhr) und der MA 42 (Stadtgartenamt) arbeiten gut zusammen. Müll in den Bundesgärten? Das traut sich niemand, da hat jeder gleich den Parkwächter im Genick und das ist gut so. 


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