
herr goethe ist mit rüschenhemd
uns sicher eher ziemlich fremd -
sieht blutleer auch wie ein vampir
im google-doodle aus scheint mir -
spaghettieishaft wirkt sein haar
das sicher weitaus schöner war
doch in den geheimratsecken
tut ganz klar viel goethe stecken...
(8/2011)
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herr goethe fiel einst fast vom stuhle
weil sein werter „könig in thule“
- wie der ihm gestand -
den „erlkönig“ kannt':
sie gingen zusammen zur schule!
herr schiller konnt's gleichfalls kaum fassen
und goethe zu trösten nicht lassen:
„zugunsten von dir
halt' ich doch dafür
die war'n in verschiedenen klassen!“...
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goethe sprach zu heinrich heine:
meine faust ist nicht die deine.
heine sprach zu goethes faust:
wehe dir, wenn du mich haust...
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goethe sprach zu eckermann
„!halt doch mal die fresse
weil es sonst geschehen kann
daß ich mich vergesse!“
ja und dann vergaß er fast
sich nein bloß die pflichten
als geheimer rat - das paßt,
denn ihm lag mehr dichten
und er schrieb prompt außer faust
ratzfatz noch DIE FÄUSTE -
eckermann hat’s so gegraust
dass der aff’ ihn läuste...
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Goethe sagt: »Es ist nicht immer nötig, daß das Wahre sich verkörpere; schon genug, wenn es geistig umherschwebt und Übereinstimmung bewirkt; wenn es wie Glockenton ernstfreundlich durch die Lüfte wogt.«
verkörpert sich bereits was wahr
und ist als solches offenbar?
oder schwebts geistig vielleicht schon
wie sonntäglicher glockenton
der durch die lüfte wogt umher
einigkeit stiftend denn das wär'
obzwar nicht ganz so optimal
doch immerhin ein hoffnungsstrahl?
die menschheit zieht, scheint mir, bislang
allerdings kaum an einem strang...
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goethe in marienbad
schritt zwar alt doch frisch zur tat:
wandelte gesund und munter
dank ulrike rauf und runter
regelrecht auf freiersfüßen
was wir heute büßen müssen
durch lektüre ja was wie
seiner bade-elegie
darin schüttet er sein herz
aus so voll enttäuschungsschmerz...
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in teplitz war der dichterfürst am kuren
einst wie herr ludwig van zur gleichen zeit
des schaffen in der welt ja auch schon spuren
hinterließ durchaus und gern bereit
ist goethe für ein treffen drum gewesen
mit beethoven der ihn hoch respektiert'
hat “egmont” voll begeisterung gelesen
nicht nur nein selbst musik zu komponiert
das treffen kam zustande und die beiden
verstanden sich dem anschein nach ganz gut
doch goethe konnte konkurrenz kaum leiden
weil ein genie sich schwer mit einem tut
der untern scheffel stellt sein licht mitnichten
um zu gefall'n dem eitlen fürst im dichten...
https://www.zeit.de/2012/28/Beethoven-Goethe/komplettansicht
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„vom eis befreit wer'n strom und bäche“
sprach goethe einst „denn ich breche
eine lanze fürn lenz
und seine jünglingspotenz!“...
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wilhelm meister das ist wahr
der kam einstmals zu goethe
und dem war auf anhieb klar
das mensch ist eine flöte
von pfeife sprach herr goethe nicht
doch flötentöne die
ihm beizubringen sah als pflicht
herr goethe an und wie
der teufel es so will bisweil’n
zog’s wilhelm hin zur büh’n
"!du solltest da nichts übereil’n!"
sprach goethe und fand’s kühn
wie einer vom theater träumt
ein junger kaufmannssohn
des vater vor empörung schäumt
denn da gibt’s wenig lohn
doch wilhelm hatte seinen will’n
und goethe nun sein tun
des jungen spundes durst zu still’n
und tat nicht eher ruh’n
als bis der drops gelutschet war
mit schauspielkunst und so
und wilhelm ward dann gar ein star
und voll des daseins froh...
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frau von stein hatte echt was
und fand deshalb ziemlich krass
dass herr goethe der sie liebte
und ihr tausend briefe schriebte
dann scharwenzelte um eine
wohl mehr kragenweite seine,
vulpius, selbst nicht von adel
doch ein sicher fesches madel
ja er war nach ihr am dürsten
die bald frau des dichterfürsten...