Als wir uns kennenlernten, war sie anderthalb Kopf kleiner als ich. Als sich unsere Wege trennten, einen halben größer.
Zum Glück war sie keine Jungfrau mehr.
Am wohlsten hat sie sich mit Büchern aus meiner umfangreichen Bibliothek lesend auf dem Chaiselongue gefühlt, das vorm Fenster stand, vor dem eine Birke zarte Zweige wiegte, die sie Sommer berührte.
Ohne Anstrengung habe ich sie hochgehoben, damit sie Bücher aus den oberen Reihen greifen konnte. Gern habe ich sie, während sie im Buch blätterte, in die Stube getragen und wie einen Engel gebettet.
Meist las sie, und ich setzte mich neben sie und wärmte ihre Füße, oder ich ging ins Arbeitszimmer oder in die Küche. Irgendwann tauchte sie auf, erzählte, fragte oder lege stumm, wenn ich im Arbeitszimmer war, die Arme über meine Schultern, oder stand auf einmal in der Küche hinter mir, schmiegte sich an mich, umklammerte mich, als wollte sie mich nie mehr loslassen.
Oder sie rief mich und befahl: Küß meine Füße, Sklave!
Ja, ich war ihr Sklave. Etwas anderes kann eine ehrliche Analyse nicht ergeben.
Ihr dankbarer Sklave. Dankbar dafür, daß sie mich aus meinem Albtraum befreite. Einen Albtraum durch zu viele Jahre Geschlechterkampf, den ich immer wieder verlor. Nie wieder wollte ich mit Frauen etwas zu tun haben. Ich konnte sie nicht mehr riechen. Dachte ich an Frauen, überkam mich Ekel wie beim unverhofften Öffnen einer Tupperdose, in der ich Spaghetti Bolognese über Monate vergessen hatte.
War es ihre Jugend? War es mein Alter? Selbst von ihrer Schweiß, der sich zwischen ihren Brüsten bildete, wenn sie zu wild auf mir geritten ist, konnte ich nicht genug bekommen.
Ich war ihr Sklave, deshalb konnte sie gehen, als sie gehen wollte.
Ich war ihr Sklave, deshalb ist nichts Verbotenes zwischen uns geschehen.