Hat das Handwerk wieder einen "goldenen Boden"?

Glosse

von  Quoth

Wer möchte schon seinem Enkel empfehlen, Gleisbauer, Rammgeräte- oder Baggerführer, Gießereimitarbeiter oder Schleusenwärter zu werden? Aber vielleicht wird es bald für Berufe wie diese und auch andere praktische Ausbildungsberufe wie Dachdecker, Klempner und Zimmermann eine erhöhte Nachfrage geben, denn die Gefahr, dass sie durch KI ersetzt werden, ist absolut gering – im Gegensatz zu vielen Berufen, für die ein Bachelorabschluss erforderlich ist wie Lektor, Politik- und Wirtschaftswissenschaftler, Rundfunkmoderator, Übersetzer, Makler, Journalist, Mathematiker. 

Das legt eine Studie nahe, die von Microsoft veröffentlicht wurde und die auf 200.000 anonymisierten Anfragen an den Microsoft Bing Copiloten beruhen. Am stärksten nachgefragt war die KI durch Berufe der Verwaltung und Wissensvermittlung, in denen es vermutlich zu KI-bedingten Einsparungen kommen dürfte. Das ist bedauerlich für jede(n) einzelne(n) Betroffene(n), ich weiß von befreundeten erfolgreichen (studierten) Übersetzern, dass sie bereits an einem Plan B arbeiten. Aber die disproportionale Nachfrage nach akademischen Berufen könnte dadurch korrigiert und der „goldene Boden“ des Handwerks wieder entdeckt werden.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (05.08.25, 22:01)
Die Frage stellt sich schon, wenn man heute ins Berufsleben einsteigt, womit man noch in 30 oder 40 Jahren sein Geld wird verdienen können.
Daß es neben der Prostitution das traditionelle Handwerk ist, hat mich überrascht - aber es leuchtet mir ein.

 Quoth meinte dazu am 06.08.25 um 09:47:
Es sei denn, dass es gelingt, Handwerker durch gleichwertige Avatare zu ersetzen. Aber das dürfte in der Prostitution leichter sein als z.B. in der Klempnerei.

 Augustus antwortete darauf am 06.08.25 um 12:33:
Im 19 Jahrhundert gab es einen Überfluss an Lehrern, die meisten davon arbeitslos waren oder anderweitige Jobs ausübten, so entnommen dem Büchlein „Psychologie der Massen“ von Gustave le Bon. Heute wird Lehrpersonal händeringend gesucht. 

Insofern die KI dazu führt, dass Handwerker geschaffen werden, wird das dazu führen, dass die Konkurrenz wieder steigt, die Preise verfallen und die Handwerker billiger werden. Wer profitiert davon? Der Endabnehmer. Aktuell ist es für die Handwerker eine goldene Zeit, weil der Bedarf einerseits hoch ist und andererseits die Handwerker rar sind. Massenweise Handwerker zerstören die Preise und schaffen Arbeitslosigkeit

Der Konkurrenzkampf hat sich hin zu den geistigen Fächer verschoben, hier findet Preisverfall statt, weil es diese Leute im Überfluss gibt, während handwerkliche Tätigkeiten im Gegenzug aufgewertet werden. Angebot und Nachfrage regulieren sich gegenseitig.

Disruptive Technologien, so wie die KI, die etliche Jobs vernichtet oder auch wie das Geschöftsmodell von Amazon oder Netflix, die heimische stationäre Händler sowie Kinos vom Markt verdrängten und deren Marktanteile usurpierten, hinterlassen bzw. formen eine andere Gesellschaft. 
Wenn zukünftig die Person sich nur noch bei persönlichen Anfragen bei der KI im Vorfeld erkundigen muss, wird dies nur noch mehr zum Frust führen und sich zu einer immer weiter frustrierten Gesellschaft zuspitzen. 

Sei es ein Problem mit der Bank, mit der Krankenkasse, mit dem Ausweis, mit dem Auto, mit dem Handy, mit sonstigen Papieren, mit dem Arzt usw. wird die KI kompromisslos die Anfragenden abfrüstücken.

Antwort geändert am 06.08.2025 um 12:58 Uhr

 Pfeiffer (05.08.25, 23:34)
Das wird noch spannend...

Gruß von Fritz

 Quoth schrieb daraufhin am 06.08.25 um 09:55:
In jeder Hinsicht! Ich erinnere an Jakob Böhme, einen der tiefsten Denker deutscher Sprache, der von Beruf Schuhmacher war!

 dubdidu (06.08.25, 09:57)
in denen es vermutlich zu KI-bedingten Einsparungen kommen dürfte. Das ist bedauerlich für jede(n) einzelne(n) Betroffene(n),
Jeder Mensch in einer Gesellschaft ist betroffen, in der er Sprache aus der Retorte serviert bekommt.
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