Heimkunft

Sonett

von  Quoth

Wo eine Mühle steht in fernem Land,
ist dort mir wohl ein Hafen noch bereitet,
in den das Lebensschifflein unverwandt
zu kreuzen strebt, von starker Hand geleitet?


Der Mast brach weg, die Segel sind zerrissen,
und einen Motor hat es nie gehabt.
Das Ruder morsch, die Taue schwer verschlissen -
mich hat als Kind schon Meeresluft gelabt.


Ja, dorthin will ich - und ich traue
noch einmal meinem Glück und innern Sinn.
Ich rieche Brandungsschaum und spür die laue


vertraute Luft, es tönt Watvogelmoll,
am Abendhimmel glänzt die Venus, in
den Gärten blüht's, und eine Stimm' erscholl.




Anmerkung von Quoth:

Schrieb ich vor 20 Jahren, als ich mich entschloss, aus dem Rheinland in den Norden zu ziehen.

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Kommentare zu diesem Text


 Moppel (11.07.25, 20:08)
so sehr ich deine Gefühle im Gedicht nachvollziehen kann, so sehr ich den Norden liebe, so muss ich doch hier ein wenig am Sonett mäkeln.
Zunächst mal : Ein Sonett noch so schreiben zu wollen wie früher, ist anerkennenswert.
Erlaube mir einige Stellen zu beleuchten:

Das Ruder morsch, die Taue schwer verschlissen -

mich hat als Kind schon Meeresluft gelabt.

Die Wende kommt zu schnell in nur einem Satz. gehabt ( meist schnell gesprochen und gelabt langsam gesprochen)
Wattvogelmoll ist metrisch schwer daneben und erscholl gibt es zwar im Duden, ich persönlich habe es noch nie gehört. Immer  nur erschallte..

Feil noch mal nach. ;)
Sonette sind hier selten.
lG von M.

Kommentar geändert am 11.07.2025 um 20:10 Uhr

 Maroon meinte dazu am 11.07.25 um 20:15:
"Watvogelmoll" - ach, wie schön! :) 

Ob es in die Metrik passt, wage ich nicht zu beurteilen, da ich mich mit Sonetten nicht auskenne ... ;)

 Quoth antwortete darauf am 12.07.25 um 08:40:
Sonette sind hier nicht selten, Moppel, dies ist ungefähr mein zehntes, und Kollege Walther hat wohl schon einige 100 veröffentlicht. Rhythmische Mängel sind eingeplant, und wenn ich kann, bevorzuge ich immer starke Verbformen - die schwachen sind eh auf dem Vormarsch.

Ja, Maroon, die Lautäußerungen von Brachvögeln, Rotschenkeln, Austernfischern und Regenpfeifern haben für mich was Melancholisches - was aber zum Erleben der Meeresküste sehr gut passt - und auch zu ihnen, diesen sehr oft bedrohten Vogelarten.

Antwort geändert am 12.07.2025 um 08:40 Uhr

 Moppel schrieb daraufhin am 12.07.25 um 09:45:
ich dachte, wir hätten KV hätte sich darauf geeinigt, dass es wieder gute Lyrik zeigen will und dass , wie früher, Kollegen sich unterstützen.
Sonette sieht  man hier nicht selten ;)klassische jedoch so gut wie nie. Und Kollege Walter ist jetzt nicht unbedingt die Nummer eins, an der man sich da orientieren sollte.
Starke Verbformen? Wat für starke Verbformen, erscholl? ;)
These, Antithese, Synthese-was ist damit? ( Darum sagte ich, die Sende kommt zu schnell).

Antwort geändert am 12.07.2025 um 09:46 Uhr
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