Meine Freundinnen

Text

von  Alex



Sie waren da,

als ich noch gezögert hab.

Nicht weil ich nicht wusste,

wer ich war –

sondern weil ich Angst hatte,

sie zu verlieren,

sie zu verraten.


Die Frauen.

Meine ersten Vertrauten,

meine Schwestern im Geist.

Ich habe sie geliebt,

nicht als Körper,

sondern als Welt.

Sie haben mich verstanden,

bevor ich mich verstanden hab.


Ich dachte,

wenn ich Mann werde,

steh ich plötzlich auf der anderen Seite.

Ich dachte,

sie sehen mich dann wie einen Gegner,

einen Abtrünnigen,

einen, der gegangen ist.


Aber sie waren da.


Sie waren da,

als meine Stimme noch nicht tief war,

aber mein Verlangen, ehrlich zu sein,

schon in jedem Satz vibrierte.


Sie sahen mein Zögern.

Meine Schuld,

mein Klammern an ihr Wir.

Sie wussten,

ich wollte mich nicht abgrenzen -

ich wollte dazugehören.

Immer noch.


Sie sagten nicht:

„Du bist jetzt anders.“

Sie sagten:

„Du bist immer noch du.“


Sie blieben,

mit ihrer Kraft,

ihrem Lachen,

ihrem Blick,

der mich nie ausklammerte.


Und so hab ich mich bekennen können.

Nicht trotzig,

nicht laut -

einfach wahr.


Ich bin Mann geworden

mit ihnen,

nicht gegen sie.

Weil sie mich nicht verloren haben.

Weil sie mich nicht festgehalten haben -

sie haben mich begleitet.


Sie waren da,

als ich Angst hatte,

und sie sind da geblieben,

als ich stolz wurde.


Ich habe sie nicht verraten.

Ich habe sie geliebt -

und bin geblieben.

Nur jetzt

als ich.




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