Es ist Samstagabend. Ich lieg auf meinem Bett, starre an die Decke und frag mich zum dritten Mal, ob ich’s heute noch raus schaffe.
Es ist nicht, dass ich keine Lust hab, Leute zu sehen. Ich mag Musik. Ich mag verschwitzte Nächte. Ich würde gern unter Menschen sein – aber nicht unter diesen Umständen.
Weil es immer dasselbe ist. Du stellst dich vor, und du weißt innerhalb von drei Sekunden, ob du gesehen wirst. Ob sie dir den Platz geben, den du brauchst, oder ob du wieder erklären darfst. Wieder beweisen musst. Und viel zu oft ist es eher das Zweite.
Die Art, wie mir Typen auf die Schulter klopfen. Vorsichtig. Fast zaghaft, als hätten sie Angst, mich kaputtzumachen. Und genau damit machen sie’s. Ich merke in jedem dieser Gesten, dass sie mich nicht sehen wie ich bin. Nicht als einen von ihnen.
Und dann diese Sätze. Immer dieselben verdammten Fragen. „Aber du warst doch mal...“, „Machst du auch unten was?“, „Wie geht dein Freund denn damit um?“ – als wär ich ein verdammtes Sonderprojekt. Die Leute sagen Sachen, die so daneben sind, dass ich oft nicht weiß, ob ich lachen, oder ihnen ins Gesicht schlagen soll.
Ich hab keine Kraft mehr, Erwachsenen zu erklären, was Respekt bedeutet. Ich bin müde, Verständnis zu zeigen für ihre „Verwirrung“. Ich will nicht jedes Mal der sein, der ausgleichen muss, dass sie zu bequem oder zu ignorant sind, mal kurz zu googeln, warum es vielleicht nicht okay ist, meinen alten Namen als Anekdote in eine Runde zu werfen.
Wenn ich sage, dass das alles nicht cool ist, dann bin ich der mit dem Problem. Der, der übertreibt. Und wenn ich nix sage, dann werde ich dafür gelobt, dass ich "ja so viel entspannter bin als andere trans Menschen", während sie sich selbst bemitleiden, wie schwer die Umstellung für sie ist. Als würden sie die Transition machen. Als ginge es um ihren Weg.
Vielleicht ist es besser, daheim zu bleiben, wo ich meine Ruhe habe, und niemand was erklären muss. Ich will nicht das Gefühl haben, mich behaupten zu müssen. Ich glaub, ich geh heute nicht mehr tanzen.