Noch mal gutgegangen

Man soll niemals sagen, dass einem so etwas nie passieren könnte  …

Ich muss etwa neun Jahre alt gewesen sein. An einem schönen Sommernachmittag kurvte ich mit dem Fahrrad auf der Dorfstraße herum, als mich ein eilig daherkommender Fußgänger ansprach. Er müsse dringend noch die nächste Fähre erreichen, ob ich ihm mein Fahrrad zur Verfügung stellen könne. Er würde fahren, ich könne auf dem Gepäckträger Platz nehmen. Was er mir anbot, weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich fünfzig Pfennig, eine Mark wäre wohl zu viel gewesen. Ich schaute ihn mir genauer an: Im Anzug und mit Aktentasche machte der mittelalte Mann einen durchaus seriösen Eindruck. Wie gesagt, es war hellichter Tag und wir bewegten uns auf einer übersichtlichen Dorfstraße.

Deshalb stimmte ich zu, und er strampelte los. Am Fähranleger gab er mir den versprochenen Lohn und erreichte im letzten Moment vor Abfahrt die Fähre.

Meine Mutter war wenig begeistert von dieser Geschichte: „Wie konntest du mit einem fremden Mann mitgehen!“

War doch nichts passiert, ich wollte einfach nur hilfsbereit sein.