Zwischen Wunsch und Wirklichkeit – Aufregende Zeiten mit Unseld und Bernhard

Erzählung

von  hehnerdreck

Meine Siege beim Schwimmen – ich hielt übrigens eine Zeit lang den nationalen Rekord im Freistil – brachten mir auch gesellschaftlich einiges ein. Da ich ein großer Fan der Schriftstellerei war, kam es durch ein paar Mittelsleute sogar dazu, dass der renommierte Verleger Unseld vom Suhrkamp Verlag mich bat, ihm ein paar Tipps für seine Schwimmkünste zu geben. Ich war natürlich hellauf begeistert, schließlich hatte er Giganten wie Handke, Beckett und vor allem Bernhard unter seinen Fittichen. Ein paar Mal schwammen wir gemeinsam in verschiedenen Hallenbädern, und ich zeigte ihm einige Techniken und hilfreiche Raffinessen, um seinem Ehrgeiz als Leistungsschwimmer gerecht zu werden.

Während der Schwimmpausen unterhielten wir uns im Restaurant der Schwimmhalle zunächst allgemein über Literatur. Langsam begann ich, meine Sichtweise über die großen Literaten wie Poe, Hemingway, Dostojewski, Kafka und viele andere wiederzugeben. Plötzlich bekam ich eine Heidenangst, mich wie ein unwillkommener Schwätzer zu fühlen, und nahm mich deshalb schnell wieder zurück, um erst einmal seine Reaktion abzuwarten, wie ich über die genannten Autoren denke. Unseld war aber gar nicht genervt, im Gegenteil, er fand meine Gedanken nicht nur interessant, sondern, wie er es nannte, mit seinen eigenen erstaunlich ähnlich. Er sprach sogar von einer Art Gesinnungs- oder Seelengemeinschaft, was den Umgang mit Literatur betraf.

Ich war verblüfft. Und noch verblüffter war ich, als er mir vorschlug, es als Probeleser in seinem Verlag im Rahmen eines Volontariatsvertrags mit Extras wie Aufwandsentschädigung und Unkostenpauschalen zu versuchen. Alles zusammen genommen stellte er mir dadurch ein mehr als nur erfreuliches Gehalt in Aussicht. „Zur Probe?”, dachte ich. Ich willigte auf jeden Fall ein und wurde von da an einer seiner engsten Mitarbeiter.

Nun, das war bisher nur die Vorspeise bzw. das Vorwort zu dem eigentlichen Grund, warum ich diese Zeilen schreibe. Der eigentliche Grund war das große Treffen im Café Bazar an der Salzach in Salzburg. Unseld hatte vorsorglich für ein paar Tage für jeden von uns ein schönes Zimmer im Hotel Sacher reserviert – für den Fall, dass die Besprechung mit den Schauspielern zu Thomas Bernhards Anliegen mehr Zeit in Anspruch nehmen könnte.

Im Rahmen eines sehr anspruchsvollen Theaterstücks für das Wiener Burgtheater ging es um eine Einladung von Thomas Bernhard, der alle Schauspieler zu einer gemeinsamen Besprechung seines neuen Projekts zusammenrief. Zu den Eingeladenen zählten Claus Peymann sowie die Schauspieler Bernhard Minetti, Sabine Sinjen, Walter Kohut, Maria Schell, Horst Moser, Therese Giehse, Helmut Lohner, Nicole Heesters, Helmut Qualtinger, Romy Schneider und Oskar Werner. 

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Als zentrale Figur in diesem Stück wollte Bernhard unbedingt Michael Heltau. Er sollte eine Person darstellen, die über magische Kräfte verfügt und mithilfe dieser die gesamte österreichische Bevölkerung dazu bringt, die Regierung zu stürzen.

Fortsetzung folgt ...


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Kommentare zu diesem Text


 tueichler (18.08.25, 03:42)
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