Augustnacht, jede Nacht

Hermetisches Gedicht zum Thema Verlust

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  In höchster Höh hochhöhe ich erhaben

So kurz die Sommernacht, die Heide brennt, knackt trocken
der Boden unter schnellen Füßen, übereiltes Suchen
nach einem Mädchen, nein, nach zwei, die Feuer locken
schlaflose Augen in falsche Richtung, hin zum See,
wo Mondschein auf dem Wasser brennt; die Nacht kühlt aus.

Der Sternenstaub gefriert zu leis geweinten Tränen,
geruchlos; atemlos setzt sich die Suche fort,
doch Nirgendwo ist nirgends. Nimmt die Nacht ein Mädchen,
und stößt das zweite von sich in den Tag.
Das Mädchen krallt sich in die Nacht und lässt nicht los.

Fortan ist sie tagsüber unauffindbar,
ein zarter Traum, Mirage, doch flüsternd lockt die Nacht
ins weite Feld, zum See, auf leere Straßen, Gleise, Schienen,
und auf die Klippen, wenn das Herz nicht länger will.



Anmerkung von Jack:

3.2013




...etwas früher, etwas hoffnungsvoller:



Aus liebender Entfernung


Im Meer, gehüllt in Nebel, ragst du, Insel,
mit hohen Klippen aus dem Blau hervor.
Unnahbar und so einsam, kindlich Mädchen,
das sich im Tagtraum aus dem Takt verlor.
Aus sichrer Ferne die Konturen deines Körpers
betrachte ich, verrückt nach deinem Blick, -
und doch in ängstlicher Bereitschaft, zu verschwinden,
falls sich dein Kopf nach hinten dreht, und ungeschickt
schau ich zu Boden statt zu dir, und schmieg mich nicht
sanft an dein Haar, das ich so süchtig rieche
vielleicht auch noch vom Mond, wenn ich dorthin,
aus Angst, dein zartes Herz zu öffnen, fliehe.

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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (21.10.25, 09:09)
Nach dem Lesen dachte ich, ich lag bisher falsch, ich sehe es ein, Du bist mehr Poet als Philosoph; insbesondere die letzte Strophe ist meisterhaft.

Ein angepasst Version täte dem Ganzen möglicherweise besser, wenn du das Mädchen direkt mit „Du“ ansprichst. 


Fortan „bist Du“ tagsüber unauffindbar,
ein zarter Traum, Mirage, doch flüsternd lockt die Nacht „mich
ins weite Feld, zum See, auf leere Straßen, Gleise, Schienen,
und auf die Klippen, wenn das Herz nicht (mehr) länger „kann.“ 
 natürlich nur geschmackssache.

 Jack meinte dazu am 21.10.25 um 13:48:
Überhaupt nicht Geschmackssache: es kann nur so sein.
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