Marie

Lyrischer Prosatext zum Thema Ansichtssache

von  niemand



Marie, deine Blicke sind trüb, wie dein Sinn. Du weinst einer Zeit hinterher, die nannte sich Sommer und ist längst dahin. Das macht dir das Dasein wohl schwer. Sag, war dieser Sommer tatsächlich so gut, wie du ihn dir rückwirkend denkst? Ich wage zu zweifeln und glaube vielmehr, dass du nur im Traum dran hängst. Ich folge ihm nach und ich kannte ihn gut und weiß dass er roh war und heiß. Wie oft nahm er dir und den andern den Mut. Ihr kochtet im eigenen Schweiß. Der Sommer war derb, wie ein Bursche vom Land, fast immer fixiert auf den Leib. Und nahm er dich fest an die glühende Hand, dann ging es um Zeit und Vertreib. Sein Weltbild war schlicht und ergreifend geeicht, auf Fortpflanzung, Wachsen und Reifen. Das sind alles Dinge, die klingen so leicht und sind ziemlich gut zu begreifen. Er war immer Norm, seine Bäume so grün, sein Himmel ein stetes Azur. Und kam er in Form, ließ ein Liedchen er ziehn. Ein Lied, jedoch immer in Dur. Marie, ich bin Künstler, mein Name ist Herbst, ich habe so viele Nuancen. Dort wo er gewöhnlich war, derber als derbst, dort lass feine Töne ich tanzen. Meine Lieder sind bunt, so bunt wie mein Sinn, ich könnte dich vielmehr erheitern, als dieser so derbe, gewöhnliche Hund, doch wird mein Bemühen wohl scheitern. Du bis eingeschossen auf diese Gestalt. Das scheint mir wie eine Manie. Ich biete dir vieles, doch dich lässt es kalt. Du siehst mich nicht richtig, Marie. Lass ich dich die Lieder der Kraniche hören, träumst du nur vom Gurren der Tauben. Ich will mit Gemälden den Sinn dir betören, du sprichst nur vom Sommer berauben. Du siehst in mir einen, der stetig nur unkt  und nichts kann als Sommerhass schüren. Nun komma herunter, Marie, mach nen Punkt, dann kannst du viel mehr von mir spüren.



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Kommentare zu diesem Text


 Nuna (22.11.25, 16:06)
Eine etwas verklärte Vergangenheit, in diesem Fall ein Sommererlebnis , hat noch niemanden geschadet. :)....liest sich ein ein wenig wie ein Auszug aus einem Belletristik Roman, und das meine ich nicht negativ.

LG Nuna

 niemand meinte dazu am 22.11.25 um 16:08:
... das habe ich bewußt so gestaltet. Damit es nicht einem ellenlangen Gedicht gleicht   ;) Ich finde diese Form momentan auch optisch
etwas ansprechender.  Mit liebem Dank und Grüßen zurück, Irene

 Teo (22.11.25, 16:25)
Hallöchen,
ja, man muss schon dranbleiben bei dieser kompakten Darstellung. Es hat sich aber gelohnt!
Man nächste Frage wurde schon oben beantwortet.
Sicher, das wäre schon sehr lang geworden.
Es grüßt
Teo
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