Ein vom Abendrot flammend gefärbter Himmel über weiten Felder und Wiesen. Das Getreide auf den Feldern streckt sich ihm sehnsüchtig entgegen. Seine Ähren sind in einen zartrosanen Schein gehüllt. Ein leichter Wind streicht über das Land. In sanften Wellen verbeugt sich das Getreide wiegend vor dieser Urmacht.
Der Sommer neigt sich seinem Ende zu. Bald wird alles in einem anderen, trüberen Licht erscheinen. Die Felder werden kahl und nackt dort liegen. Doch zuvor naht die Erntezeit. Die Bauern werden von früh bis spät auf den Äckern sein. Sie werden hasten, das Getreide noch rechtzeitig vor Beginn des ungemütlichen Herbstes einzufahren, um so die wertvolle Ernte vor schäden durch das kommende feuchte und zu kalte Wetter zu bewahren.
Doch noch sich zeigt mir, die ich auf einer kleinen Anhöhe stehe, ein Bild reichen pflanzlichen Lebens und prächtigen Gedeihens, gestreichelt von den letzten wärmenden Sonnenstrahlen dieses herrlichen Tages. Die Hektitk des städtischen Alltages ist für mich vergessen. Ich lausche auf die Geräusche aus der Natur, höre den trillernden Singvögeln und dem pfeifenden Ruf eines Falken zu, der rüttelnd hoch oben am Himmel nach Beute Ausschau hält.
Aber mich beschäftigen nicht ausschließlich romantische Gedanken. Nein, ich empfinde Ehrfurcht und Achtung. Ehrfurcht vor Mutter Natur, die alles auf wunderbare Weise wachsen lässt und Achtung vor den Menschen, die tagein, tagaus schwere körperliche Arbeit verrichten, um ihren Teil dazu beizutragen, die Ernährung aller Bewohner dieses Landes zu sichern.
Welch ein Wunder ist es doch, dass sich aus winzigen Samenkörnern eine solche Pracht entfaltet. Ja, mein Heimatland ist reich an herrlichen Feldern und entsprechend großartigen Ernten. Hier gibt es Lebensmittel im Überfluss. In solch einem Überfluss, dass sie oft genug missachtet und gewissenlos weggeworfen werden. Die Meisten hier kennen ja keinen Mangel. Sie durchleiden nicht die Hungersnöte, denen in anderen Teilen der Welt ach so viele Menschen zum Opfer fallen.
Noch immer stehe ich wie gebannt an meinem Aussichtspunkt auf der kleinen Anhöhe. Nach wie vor genieße ich den Anblick der im Winde wogenden Felder. Es sind dieselben Felder, dieselben Wiesen. Doch ihre Wirkung auf mich hat sich verändert, hat sich intensiviert. Sie erscheinen mir trotz langsam einbrechender Dunkelheit in einem außergewöhnlich strahlendem Licht. Mich bewegt nicht mehr allein die Freude ob dieser mannigfaltigen natürlichen Schönheit. Ich emfpinde Dankbarkeit. Tiefe Dankbarkeit dafür, dass hier der Mensch mit seinem Wissen und Fleiß in einer so wunderbaren Weise zusammenarbeiten, was dies alles erst möglich macht.
Das kräftige Getreide verspricht wieder eine sehr üppige Ernte. Auch in diesem Jahre werde ich keinen Hunger leiden.
"Dank an euch, die ihr die Felder bestellt!", murmele ich. "Und auch Dank an dich, Mutter Erde!"
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