Kinderschicksale - abgelegt in Statistiken

Essay zum Thema Missbrauch

von  tastifix

Seit ihrem Bestehen machte die Kirche mit Grausamkeiten gegen Einzelne oder auch bestimmten Gruppen von sich reden und festigte so ihre Machtstellung. Dagegen erwünschte ich mir heute von der Kirche trotz aller eingetretenen Widersprüchlichkeiten wirklich eine anderes Verhalten, mit welchem die eigenen hohen moralischen Ansprüche an die Allgemeinheit von ihr selber vorbildartig erfüllt werden.

Doch nun mehrt sich die Kenntnis von Missbrauch-Skandalen und so ist mein Vertrauen in die Kirche fast gänzlich zerstört. Fast, weil ich keinesfalls diejenigen Geistlichen, die ihr Amt ernst nehmen und sich auch entsprechend verhalten, mit den schwarzen Schafen über einen Kamm scheren darf und will. Es betrifft die Unschuldigsten der Gesellschaft, die Kinder.
Sie wurden in der Kirche angeschlossenen Internaten, von ihren Familien isoliert gehalten und also total hilflos ausgeliefert, geschlagen, gequält und sogar sexuell missbraucht. Rücksichtslos missbraucht ungeachtet der bleibenden körperlichen und noch mehr der gravierenden, seelischen Schäden.

Die Kirchenführung hat es registriert und lange den Mantel des Schweigens darüber ausgebreitet. Ja, es existiert sogar ein kirchliches Dokument, dass der Priesterschaft verbietet, in der Öffentlichkeit etwas über diese Vorkommnisse verlauten zu lassen. Der jüngste Skandal allerdings rüttelte dermaßen an den Festen dieser Institution, dass das heuchlerische Schweigen ein Ende hatte. Bischof Mixa, dem Tätlichkeiten gegen Kinder und zusätzlich noch Geldveruntreuung vorgeworfen worden sind, hat nach anfänglichem Leugnen des Ersteren die Konsequenzen gezogen und seinen Rücktritt eingereicht, der vom Pontifex auch akzeptiert worden ist. Endlich bezieht die katholische Kirche Stellung. Es wird allerhöchste Zeit!

Vor einigen Tagen wurde ich in eine Diskussion über diese Kindesmisshandlungen verwickelt, was mich grübeln ließ, ob es wirklich angebracht ist, sich in dem betreffenden Zusammenhang auf eine Statistik bezüglich der Häufigkeit des Auftretens solcher Vergehen einerseits in sämtlichen Öffentlichkeitsbereiche(vor allem Familie) wie auch andererseits gar innerhalb der Kirche zu berufen. Genau dies machte mein Gegenüber tatsächlich:
„Sowas hat es schon immer in der Kirche gegeben. Und außerdem: In den Familien treten die Kindesmisshandlungen weitaus häufiger auf.“
Ich:
„Egal, es bleibt doppelt schrecklich, dass ausgerechnet in einer Institution, die sich heilig nennt, Gott auf Erden vertritt und von der Allgemeinheit so heuchlerisch die Einhaltung seiner Gebote verlangt, genau diese dermaßen gewissenlos gebrochen werden!“
Mein Gesprächspartner:
„Und doch passiert es in Familien viel öfter. Können Sie in der Statistik nachlesen!“



In mir begann es ganz gewaltig zu rumoren, so wütend wurde ich:
„Statistiken sind üblich, Statistiken sind erforderlich ... Aber Sie wollen doch hoffentlich nicht gar die Einzelschicksale dieser Kinder, die für ihr Leben lang gezeichnet sind, ausschließlich unter dem Aspekt einer Statistik sehen!!!?“
Seine Antwort:
„Doch, ich brauche Statistiken!!“

Ich beendete das Gespräch.

 
































eit

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Kommentare zu diesem Text

Sappho (48)
(26.04.10)
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