Züge voll Leichen

Text zum Thema Holocaust

von  KopfEB

Der lange Zug, die Reihen voll,
gelbspitz auf schwarzem Grund.
Das einzig Geräusch
sind stille Tränen
und ängstliches Atmen.
Das Lamm weiss, wo es hingeht.
Der Schlachter braucht
nicht viel zu sagen,
schwarzweiß auf rotem Grund.
Nicht mal die Haare
werden sie euch lassen,
verwertet ganz und gar.
Ihr seit der Brennstoff
für die neue Zeit,
eure Schädel nur
das Fundament.
„Tod seid ihr mehr wert,
uns jedenfalls.“
Selbst dieser Zusatz
kommt nur noch selten.
Eure Füße tragen den Körper
direkt in den Tod,
denn das Abteil bringt euch
durch die Hölle
zum Himmel hinauf.

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Kommentare zu diesem Text

Fidibus (47)
(28.11.05)
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 KopfEB meinte dazu am 28.11.05:
Hab Dank. Dieses Thema ist ziemlich sensibel, gewaltig, also hoffte ich, dass es in keinster Weise abwertend oder der Sache nicht gerecht würde. Man spürt die Leben, die Genozid dahingerafft hat, wie Blei auf den Schultern, während man schreibt.
argot (30)
(30.11.05)
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 KopfEB antwortete darauf am 01.12.05:
Du musst dich bei mir in keiner Form für deine Worte entschuldigen. Das ist deine Meinung und vollkommen O.K. Ich hab damit überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Es ist gut, dass du dir Gedanken dazu machst. Damit hätte ich doch schon mal einen Effekt erzielt.
Sicher kann man hinterfragen, ob die Greultaten, zu denen Menschen fähig waren und sind, überhaupt jemals und auf irgeneine künstlerische Art und Weise auch nur im Anstz wiedergespiegelt werden können. Ich glaube, das ist in seiner vollen Tragweite tatsächlich nicht möglich. Nichts desto trotz kann man so erinnern, immer wieder Vergangenheit in gegenwärtige Gedankengänge bringen.
Ich wollte nicht andeuten, das Tiertransporte und Todeszüge exakt dasselbe sind, aber ich sehe durchaus eine Parallele. Das Tier muss sterben, um den menschlichen Körper zu erhalten, die Juden mussten es, des Regime´s und seiner Propaganda wegen. Nahrung für den Hass, der Grundlage von allem war. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass dies ein Spontangedicht war, aufgrund eines Fernsehberichtes. Mir kam der Gedanke "Der Mensch ist ein Schwein, er wird geschlachtet und ist Schlachter zugleich". Schwein als Tier und als Schimpfwort. Aber so wäre das garantiert noch viel heftiger rübergekommen, also hab ich mich für das Opferlamm und den Schlachter entschieden, den das Wort "Priester" als Antagonist zum Opferlamm schien mir auch mehr als unangebracht. Die Stelle die du ansprichst, ging bei mir auch von Anfang an schräg runter, aber nach einigem Überlegen fand ich das sogar gut, der Gedanke der Nazi´s als störendes Element. Meine beiden Großväter waren in der Wehrmacht und somit wohl Nazi´s damals, auf gewisse Art und Weise. Nur soviel zu deinen Anmerkungen, den Zusatz betreffend. Es gab ihn, mit Sicherheit.
Ich hab nicht mehr viel Zeit, also halt ich mich jetzt kurz.
Der Himmel ist nicht christlich, sondern ursprünglich jüdisch. Zur rechten Gottes, altes Testament usw. Sollte ich mich da doch täuschen, belehrt mich eines Besseren. Die 2. Bedeutung des Himmels hast du ja schon durchschaut. Und das Gegenüberstellen von Himmel und Hölle finde ich nicht unpassend, sollte es einen Gott geben, er wird sie aufgenommen haben, zumindest die Allermeisten, sie hatten das Fegefeuer bereits durchschritten. Als "Umweg" wollte ich die KZ da bestimmt nicht bezeichnen.
Was meine Antwort auf Fidibus betrifft, ich weiß nicht wie es dir geht, aber wenn ich mit Gefühl schreibe, dann spür ich auch was. Und wenn mein Gefühl mich zu so einem Gedicht führt, dann spür ich die Trauer, die mir solch eine abscheuliche Vergangenheit einflösst und der Schmerz und die Ungerechtigkeit legen sich mir wie ein Panzer um´s Herz. Da ist es wohl wie mit der Kunst, man kann diese Dinge niemals in seiner Gänze erfassen, aber zum Teil und dieser reicht mehr als aus, um hinterher zu sagen, ich habe die Abermillionen Leichen auf mir lasten gespürt, so unendlich groß war das Grauen damals und leider auch noch heute, viel zu oft an viel zu vielen Orten.

 KopfEB schrieb daraufhin am 06.12.05:
Ich hab mir das mit dem Wort "Umweg" am Wochenende noch mal durch den Kopf gehen lassen und ich muss sagen, du hast Recht. Das kann man arg missverstehen, deswegen werd ich´s ändern. Vielen Dank für den Hinweis.

Zur rechten Gottes? Verdammt, ich Idiot, da bin ich ja doch wieder in´s Neue Testament abgerutscht!
(Antwort korrigiert am 07.12.2005)

 apple (05.12.05)
voller verwunderung über sein engagement in dem punkt muss ich argot wieder einmal zustimmen. ich finde das auch etwas unpassend mit dem "himmel" und dem "uns jedenfalls". hm.

dennoch liebe grüße
dj
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