Sind außergewöhnliche Ereignisse rein mathematisch erklärbar und somit erwiesenermaßen Zufälle?

Essay zum Thema Zufall

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen. Wieso Fügung ? ... Ich bestreite nicht: Es war mehr  als nur ein Zufall, dass alles so gekommen ist. Es war eine Kette von Zufällen. Aber wieso Fügung? Ich brauche, um das Unwahrscheinliche als Erklärungstatsache gelten zu lassen, keinerlei Mystik. Mathematik reicht mir!  ( Walter F. in "Homo Faber")
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich so mancher recht gebildete Zeitgenosse sich in diesem Zitat wiederfinden kann. So oder so ähnlich ist mir gegenüber schon oft argumentiert worden, insbesondere von Menschen mit einer naturwissenschaftlichen Prägung.
  Aber mal ganz ehrlich: Ist es nicht ein wenig "armselig" , außergewöhnliche Zufälle rein mathematisch erklären zu wollen? Frei nach dem Motto: Statistisch gesehen muss irgendwann auch mal das unwahrscheinliche Ereignis eintreten. Es bedarf da also keiner höheren Lenkung als Erklärung!

Ich wähle jetzt mal ein bewusst etwas überzeichnetes, an sich absurd anmutendes Beispiel. Nehmen wir einmal an, jemand würde eine Flaschenpost folgenden Inhalts in den Rhein werfen:

Lieber Herr Gerhards,
wundern Sie sich bitte nicht, aber ich wusste, dass genau Sie diese Flasche finden und öffnen würden.
Mit freundlichem Gruß
Hermann aus Deutschland
24. April 2016
Und nun nehmen wir an, an einem Strand in Südafrika würde jemand mit Namen Gerhards diese Flaschenpost finden und lesen.
1. Wäre das nicht mathematisch gesehen zwar extrem unwahrscheinlich, aber theoretisch dennoch möglich? Ja natürlich!  Es könnte einen Herr Gerhards in Südafrika geben und ausgerechnet er diese Flaschenpost auch finden.
2. Würde jemand mit einem Funken Verstand deshalb von einem "Zufall" ausgehen? Natürlich nicht!

Berichte über ähnlich gelagerte "Zufälle" gibt es zuhauf. Und sie lassen uns erahnen, dass da mehr hinter steckt, als uns Walter F. und andere Naturalisten glauben machen wollen.

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (10.04.20)
Von J. S. Bach gibt es den Spruch: Musik, die nicht Gott geweiht ist, ist sinnloses Gedudel". Da kann ich ihm (in meiner Übersetzung) nur zustimmen. Das fiel mir jetzt ein wegen des Begriffes der Fügung. Von der zur Fuge ist ja nicht weit.
Schicksal - die erste Silbe des Wortes weist auf ein zeitlich Geschicktes hin, ein Ereignis, dessen Annahme geschickt werden läßt, wenn es nicht verdrängt wird, sondern Gefahr in Erfahrung wandelt - und "sal" ist immer was karges: Mühsal, Rinnsal, Scheusal usw. (Bei Labsal bin ich mir nicht sicher.) - also harte Arbeit, wenig Brot.

Schicksalsmacht in den Mythen ist der Zeitgott Saturn; der des Fügens der wesentlich angenehmere Jupiter.
Ja ich könnt' stundenlang fortfahren, aber unter den kV-Eleven bin ich so oder so ein Niemand. Kämen die selben Worte von einer anderen Person, würden sie es ihm aus der Hand fressen und die Füße küssen - aber das ist eben mein Schicksal, an dem ich wachse oder scheitere
Daß du an die wissenschaftlich Interessierten herantrittst und natürlich keinen Stich machst (im Kartenspielsinn) ist wiederum dein Schicksal. - Wie sagte doch Nietzsche bereits: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker".
In diesem Sinne ...

 Bluebird meinte dazu am 10.04.20:
Weisheit und Humor gehen in deinem Kommentar eine gelungene Kombination ein

 loslosch (10.04.20)
ein fernsehmoderator, name vergessen, schrieb in seinen memoiren: seine abiklasse in B-W unweit des rheins und des elsaß, habe einen eitlen mathelehrer gehabt. motto: mich kennt in fachkreisen jeder.

da erlaubten sich die schöler einen üblen scherz: auf einer grußkarte zum geburtstag stand eine kurzanschrift mit vor- und zunamen ohne stadt und anschrift - nur deutschland. einer spielte postbote, fuhr nach colmar und ließ die frankierte karte im postamt dort abstempeln. dann der hand-einwurf im briefkasten des paukers. der war mächtig stolz und schwelgte vor seinen schülern.

eine wahre geschichte vom gesteuerten zufall.
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