Schweizer Käseallerlei
Nicht immer ganz ernstgemeinte Blicke über die Grenze
Eine archivierte Kolumne von Maya_Gähler
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Käse ist nicht immer geniessbar
Gestern besuchte ich mit meiner Tochter die Herbstmesse in Basel. Ich war schon mind. 5 Jahre nicht mehr dort und hoffte, dass es viele Neuigkeiten für mich geben wird.
Wir kamen gegen 14 Uhr in Basel an und genauso sah es auch aus. Eben . Wie 14 Uhr an einem Sonntag. Menschenmassen drängten aus dem Bahnhof ins Freie zur Tramhaltestelle. Tramfahren gehört nicht gerade zu meinen Hobbies. Ich wusste aber, wir müssen nur ins Zwei steigen, das fährt zur Messe. Da stand es auch schon. Also nix wie rein. Ich bin kein grosser Baselkenner, aber nach der dritten Haltestelle dachte ich, das kann nicht sein. Wir fahren in die falsche Richtung und prompt kam uns auf der Gegenseite ein Tram mit der Nr. 2 entgegen, wo vorne gross und deutlich stand…Messeplatz. Toll. So stiegen wir also an der nächsten Haltestelle aus, gingen auf die andere Strassenseite und warteten auf das nächste Tram in die Gegenrichtung. So ein Käse, dachte ich da zum ersten Mal an diesem Tag. Das bist doch wieder mal typisch du. Siehst nur die Nummer und sonst nix.
Dass in das Tram auch nur Wenige der Menschenmasse einstiegen, fiel mir auch beim zweiten Käsegedanken an diesem Sonntag ein. Wie gut, dass alle 7 Minuten so ein grünes Ungeheuer der BVB fährt.
Als wir ausstiegen kroch uns als erster Geruch Knoblauch in die Nase und als nächster Käse. Hier sind wir richtig. Auf den wilden Bahnen schrien die Menschen vor Vergnügen, vielleicht auch aus Angst oder Verzweiflung, man weiss es nicht so genau.
Eine Gasse von Buden, Wagen und Ständen säumte den Weg. Vom Basler Läggerli und Rosechiechli über Klöpfer und Chäschüechli hin zu Beggeschmützen und Nidelzältli, von Raclette XXL und brönnti Mandle über Messebrootwurscht hin zu Läberli. Läberli in allen Variationen, wir haben sie am liebsten sauer… also suuri Läberli. Die genehmigten wir uns aber erst auf dem Rückweg. Wir bahnten uns den Weg in die Messehalle. Dort empfing uns die Chilbi oder Lunapark, wie man hier sagt. In Deutschland meint man eine Kirmes, Kirchweih, Kerb, Rummel damit. Nicht nur draussen gibt es die tollsten Fahrgeschäfte, nein auch drinnen, eine Indoorkirmes im Erdgeschoss.
Im ersten bis dritten Stock fand die sogenannte Warenmesse statt. Dort wird alles Mögliche angeboten. Dinge, die man ein bis xmal im Leben braucht (neue Matratzen z.B.). Dinge, die man täglich braucht (Körperhygiene). Dinge, die man einmal und nie mehr braucht (Messeneuheiten). Dinge, die keiner braucht (Tand, Kitsch etc.). Wieviel Käse da angeboten wird, ist schon erstaunlich.
Die Dinge, welche ich noch nie sah, die haben es mir besonders angetan.
Da gab es einen Stand mit chinesischer Heilmethode. Dort wurde ein Teil angeboten, das hätte in meinen Augen in die Haushaltwarenabteilung gehört. Doch schon wurde ich eines Besseren belehrt. Eine freundliche Chinesin führte das Ding vor, welches aussah wie ein Schneebesen (den zum Sahne schlagen), nur dass dieser unten offen war und so lustige Kügelchen an den einzelnen Streben hatte. Sie setzt den Schneebesen einer Passantin auf den Kopf und machte damit Bewegungen. Es sah aus, als ob sie Püree stampfen wollte. Die Haare der Passantin wurden zu neuem Volumen gebracht und als Toupiergerät wäre es sicher zu gebrauchen. Welchen therapeutischen Effekt es wirklich hat, werde ich wohl nie erfahren. So ein Käse aber auch.
Die Lieblingsabteilung meiner Tochter ist die, wo man degustieren darf, also sprich, wo man kostenlos Lebensmittel auf Geniessbarkeit testen darf. Stand an Stand wirbt um die Gunst der hoffentlich zahlungswilligen Besucher. Wo landeten wir? Natürlich, beim Käse. Heublumenkäse. Ich kann euch sagen. Als Pollenallergiker ein absoluter Albtraum. Von der Optik ganz zu schweigen. Meine Tochter probierte zaghaft, aber rümpfte die Nase und meinte, das Heu drum herum esse sie aber nicht. Da sagte ihr der feine Knoblauchspeck schon eher zu. Sie roch zwar nachher ein wenig streng, aber nur, wenn sie den Mund aufmachte. Das tat sie dann noch des Öfteren, um das Angebot weiter zu testen. Mit dem nötigen Abstand, war es möglich dieser Chnoblifahne auszuweichen.
Meine Aufmerksamkeit war aber schon wo anders. Ich hatte von Weitem einen Stand entdeckt, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Nämlich den mit diesen lustigen Schuhen, auf denen man richtig abrollt und somit dem Körper das Gefühl gibt barfuss zu laufen.
Diese moonwalkerähnlichen Schuhe sind wirklich der Hit und ich überlege mir ernsthaft solche zu kaufen. Allerdings muss ich dafür erst noch ein wenig Käse produzieren, um sie mir leisten zu können.
Die Stunden flogen nur so dahin und ich könnte wohl noch einige Seiten füllen mit den Eindrücken. Aber ich will euch nicht mit langatmigen Gedanken meiner Reise quälen.
Meine Schlussfolgerung der Reise: Nicht jeder Käse, der produziert wird, ist auch wirklich geniessbar.
In diesem Sinne wünsche ich einen guten Wochenstart und viel Geniessbares für alle.
Erklärung:
Basler Läggerli = Basler Leckerli = eine süsse Spezialität aus Basel (Gebäck)
Rosechiechli = Rosenküchlein= Fettgebackenes
Klöpfer= Cervelat= Grillwurst rot
Chäschüechli=Käseküchlein pikant
Beggeschmütz=Bäckerküsse= eine Art Mohrenkopf
Nidelzältli oder Rahmtäfeli=Rahmbonbos=Karamellbonbons weich
Raclette = geschmolzener Käse
Brönnti Mandle= gebrannte Mandeln
Messebrootwurscht=Messebratwurst=besonders grosse Bratwurst
Läberli= Leber
Chnobli= Knoblauch
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
(29.10.07)
Liebe Grüße, Viola
östlicherweise echt schwiiizerisch.
ich stimme birgid zu, indem ich auch wünschte, du hättest ein wenig
gerafft, so rein schreibtechnisch gesehen.
dein blick jedoch, humoristisch auf jene besonderheiten einzugehen,
finde ich gut. der kopfhaut-schwingbesen und die moonwalkers..die
kann man empfehlen. die mbt hab ich selbst - für deinen rücken bei
regelmässiger fachgerechter anwendung sicher eine wohltat- brauchst
aber noch tonnenweise käse zu produzieren dafür...hihi.
liebe grüsse dir
kirsten
und sei sicher, ich komme wieder!