An(ge)dacht

Anspruch und Zuspruch für die Woche


Eine archivierte Kolumne von  SimpleSteffi

Sonntag, 28. Oktober 2007, 13:57
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Einladung, jetzt und immer wieder

Der Herr allein ist im Recht, denn seinem Worte habe ich getrotzt. (Klagelieder 1, 18)


Dies ist die Losung für Montag. Eine Losung, die mich persönlich sehr berührt, in mir viele Erinnerungen hervorruft.
Erinnerungen bei weitem nicht allein in Bezug auf meine Erfahrungen mit Gott, wenngleich ich ihm sicher oft getrotzt habe und öfter als ich denke noch trotze. Erinnerungen vor allem auch an die so genannten „Autoritätspersonen“. An Eltern, Großeltern, Lehrer etc., gegen deren Erfahrungen und Weisheiten ich mich oft gesträubt habe, gegen die ich heute noch rebelliere, sei es auch manchmal nur aus Prinzip.
So habe ich meine Mutter einmal aus meiner Wohnung geworfen, als sie meinte, bei mir aufräumen zu müssen. Es sei schließlich besser, so profane Tätigkeiten wie den Abwasch gleich zu erledigen. Gut, ist es vielleicht. Aber in diesem Moment musste ich meine eigene Autorität, meine Wohngemeinschaft – kurz: mein Leben verteidigen.
Im Nachhinein: natürlich macht es keinen Spaß, angetrocknete Nudelsoße aus dem Topf zu entfernen. Natürlich trennt man rote und weiße Wäsche vor dem Waschen. Natürlich ziehe ich bei Kälte und Wind einen Schal um den Hals. Und natürlich sollte ich relevanten Bezugspersonen mitteilen, wo ich mich aktuell rumtreibe.
Allerdings – diese Erkenntnis muss genauso natürlich zuallererst meine eigene sein, damit ich sie auch umsetzen kann und will. Damit ich mir bewusst werde und immer wieder bewusst mache: Da will mich keiner ärgern, da wünscht mir jemand nur das Beste und möchte mich vor Fehlern bewahren. Die Pädagogik weiß: Bringt nix. Fehler muss jeder selbst machen. Doch die Hoffnung, dass irgendwann ein Ende der ewig gleichen Fehler sein wird, bleibt und wird wohl noch viele Erziehungsversuche, -maßnahmen und –fehlschläge begleiten.
Und wie oft höre ich mich heute sagen: Mutti, da hattest du Recht, damals. Sie lächelt, mindestens ebenso dankbar wie ich.
Mit Gott sieht es ähnlich aus, er hat was vor mit mir, möchte mich auf den richtigen Weg bringen, zeigt mir wie meine Mutter Möglichkeiten auf. Dabei kann er sehr penetrant werden, wie meine Mutter eben. Dann bin ich trotzig, schalte auf stur und werfe ihn auch schon mal hinaus, um mein Leben ohne ihn zu gestalten.
Aber noch weniger als meine Mutter nimmt er mir mein Schreien, Toben und Trotzen übel; er kommt immer wieder auf mich zu, wartet, bis ich soweit bin und freut sich über ein liebes Wort von mir. Er freut sich, dass ich sein Geschenk nutze und meinen eigenen Kopf gebrauche. Wenn ich infolgedessen dann doch mal wieder anrufe, ihm von der angetrockneten Nudelsoße in meinem Leben erzähle und ihn um Tipps bitte, wie ich den Schlamassel wieder sauber kriege. Und plötzlich glänzt der Topf wieder wie neu.

Diese Erkenntnis trägt mich und diese Erfahrungen möchte ich ab heute in meiner Kolumne mit euch teilen. Ich möchte euch einladen, mich selbst auf meinem Weg zu begleiten und anhand einer Losung, einem Lehrtext oder des Predigttextes der Woche (->Info) (->Info2) Gott näher oder anders oder überhaupt kennen zu lernen.

Dass das nicht immer einfach ist, macht die Losung zum Reformationstag am Mittwoch deutlich:
Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst. (5. Mose 30, 19)
Ich muss alle Seiten kennen lernen, um wirklich die Bedeutung Gottes erkennen zu können.Er weiß, dass meine Erkenntnis nur durch mein eigenes Denken reift. Er zwingt mich nicht, er lässt mich rebellieren, er will mich nicht in Watte packen. Er schenkt mir das Leben und will, dass ich seinen Wert begreife. Schmerz gehört dazu, denn Gott fordert, dass ich das meinige tue, Leben zu gestalten und dabei über meine Nasenspitze hinaus sehe. Gemeinsam ist es leichter, effektiver.
Aber Gemeinschaft ist erst einmal ein individueller Vorgang. So steht es in der Losung: „damit du!“
Er zeigt das Leben uns allen, jedem einzelnen. Den Schritt aufeinander zu, vom „ich“ zum „du“ zum „wir“ -
diesen Schritt möchte ich wagen. Immer wieder, immer neu.
Kommst du mit?

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 AlmaMarieSchneider (28.10.07)
Mit der Kirche habe ich zwar nicht viel am Hut, aber den Glauben achte ich. So gucke ich hin und wieder bei Dir vorbei. Hoffe natürlich auf die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt für mich und bisher gern gelesen.

 Maya_Gähler (28.10.07)
Gratuliere dir zu diesem Einstieg. Gerne gelesen. Komme wieder.
Liebe Grüsse,
Maya

 souldeep (28.10.07)
genauso, liebe steffi, genauso.
das finde ich toll, dass du es gewagt und nun freue ich
mich auf nächsten sonntag - ja, gerne komme ich mit!

:)))

diese freiheit, die wir haben, die auch positiv zu nutzen,
das ist die kunst, die uns keiner lehrt...aber die es lohnt
zu kosten.

von herzen liebe grüsse dir
kirsten

 ViolaKunterbunt (28.10.07)
Hallo Steffi, herzlichen Glückwunsch zu Deiner ersten Kolumne. Die ist wirklich klasse geschrieben.
Wie schön, dass für die Thematik, die Du so passend als Überthema gewählt hast, der Sonntag noch frei war.
Liebe Grüße,
Viola
Nicola (80)
(28.10.07)
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wupperzeit (58)
(31.10.07)
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 SimpleSteffi (01.11.07)
Euch allen: DANKE!
Es tut gut, eine so positive Rückmeldung zur ersten Kolumne zu bekommen, macht Mut für die nächste. Für mich ist es eine gute Übung während meiner derzeitigen Ausbildung zur ev. Diakonin. Und es ist natürlich eine Freude für mich, zu entdecken, dass viele zur Auseinandersetzung mit dem Glauben bereit sind.
Liebe Grüße,
Steffi
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