Schweizer Käseallerlei

Nicht immer ganz ernstgemeinte Blicke über die Grenze


Eine archivierte Kolumne von  Maya_Gähler

Montag, 10. Dezember 2007, 00:33
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Sterbetourismus

Das Wort des Jahres (Schweiz)
Sterbetourismus


 Wort des Jahres

An diesem Wort kam ich einfach nicht vorbei. Ein heikles Thema, sicher nicht nur in der Schweiz.

Dignitas und Exit sind die beiden Hauptanlaufstellen in der Schweiz, wenn es um begleitetes Sterben geht.

Gerade Dignitas macht immer wieder mit Schlagzeilen auf sich aufmerksam.
Erst kürzlich, als auf einem Parkplatz irgendwo in der Schweiz zwei Menschen in einem Auto in den Tod begleitet wurden.

Viele Deutsche, aber auch aus anderen Ländern stammende Menschen kommen in die Schweiz und verlassen diese wieder, nicht mehr lebend.

Ich persönlich mache mir sehr viele Gedanken darüber und komme einfach zu keinem Ergebnis. Selten hat mich etwas so zwiespältig gemacht, wie dieses Thema.
Aus diesem Grund kann und will ich hier noch keine Stellung nehmen.
Doch bin ich an Euren Meinungen interessiert.
Denn eine Kolumne darf ja auch zu Diskussionen anregen, oder?

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 AndreasG (10.12.07)
Prinzipiell bin ich für ein selbstbestimmtes Sterben, - sogar für die freie Entscheidung ohne medizinische Rechtfertigung (als Ideal). Aber die Probleme, die sich dadurch auftürmen, sind enorm. - Was ist mit jungen Menschen, die ihre erste Liebe verloren haben? Was mit Menschen, die aus sozialen oder finanziellen Gründen aufgegeben haben? Was mit Menschen, denen einfach die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einer schweren Krankheit zu niedrig ist? Kann von jedem Menschen eine reife Entscheidung erwartet werden? - Darum wäre ich für eine Beratungspflicht und eine Unterstützung (was vermutlich der Hauptgrund dafür ist, dass sich von staatlicher Seite nichts tut: es kostet Geld). Aber wer soll das machen? Behörden? Illusorisch. - Die Kirchen? Unrealistisch. - Mediziner? Die werden darauf getrimmt Leben um jeden Preis zu erhalten. - Vereine? Die Gefahr des Missbrauchs und der Geldschneiderei ist sehr groß (siehe die aktuellen Berichte). - Private Unternehmen? Tod als Grundlage einer gewinnorientierten Firma? Nein danke. - Im Grunde bleiben nur die MedizinerInnen, die sich in ihrer Ausbildung natürlich umorientieren und darüber nachdenken müssten, ob ein humaner Tod nicht menschenwürdiger ist als ein Krepieren. Trotzdem: Ein schwieriges Thema, fast unerschöpflich und mit vielen Haken und Ösen. - In der Tiermedizin ist man schon so weit und lässt hoffnungslose Fälle aus humanitären Gründen "einschlafen". Ist es nicht ein schlechter Witz, dass die Menschen Tieren gegenüber humaner sein könnten, als sie es sich selber gegenüber sind? - Liebe Grüße, Andreas

 apocalyptica (10.12.07)
Liebe Gudrun,
du packst hier in der Tat ein sehr heikles Thema an, das man sicherlich nicht unbedingt "nebenbei" diskutieren sollte, dazu ist es viel zu ernst.
Vorausgeschickt: ich habe mich gerade mit Dignitas schon vor einiger Zeit intensiv beschäftigt und ich stehe dazu. Natürlich, und das ist notwendig, unter bestimmten Voraussetzungen.
Dignitas ist sicherlich keine Anlaufstelle für liebeskranke Teenager oder potenzielle Selbstmörder. Dort wird schon sehr genau geprüft, aus welchen Beweggründen sich ein Mensch an diese Stiftung wendet. Es handelt sich hier in erster Linie um Menschen, die sterbenskrank sind und definitiv keine Heilung mehr zu erwarten haben.
Stellvertretend die Aussage eines jungen Mannes, der dieser Stiftung angehört:
Dignitas verlängert genau genommen sogar so manches Leben. Wenn ich von dort keine Hilfe zu erwarten hätte, hätte ich mich schon lange umbringen müssen, zu einer Zeit, als ich es noch selber in die Hand nehmen konnte. Als ich es noch aus eigener Kraft hätte schaffen können. Das ist nun vorbei, ich habe alleine keine Möglichkeit mehr dazu. Aber ich weiß, wenn ich für mich erkenne, dass mein Leben endgültig nicht mehr lebenswert ist und ich nur noch leide und eine Beastung für meine Umwelt darstelle, wird mir dort geholfen. Und diese Sicherheit habe ich.
Gut, oder eher weniger gut, auch er wird eines Tages zu den "Sterbetouristen" zählen. Das Wort an sich, Sterbetourismus, verdamme ich und ich verdamme auch die Tatsache, dass Deutsche, um sterben zu dürfen, in die Schweiz reisen müssen.
Immer vorausgesetzt natürlich, dass es wirklich keine anderen Weg mehr gibt, die Menschenwürde zu wahren.
Dies nur als kurzes Statement, es gäbe noch viel mehr zu diesem Thema zu sagen.
wupperzeit (58)
(10.12.07)
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