Alle 1.819 Textkommentarantworten von Verlo

16.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Wie Österreich im Winter ohne Sonne ist, kann ich nicht einschätzen. Daß Einheimische in den Bedingungen in Hammerfest besser klarkommen, ist verständlich. Wobei das so schlimm nicht sein soll, weil es auch im Winter ohne Sonne nie wirklich dunkel ist: draußen ist es immer (am Tag) so hell, daß man ohne zusätzliches Licht Zeitung lesen kann, sagte mir ein Norweger, der im hohen Norden geboren ist. Getrunken wird in Norwegen allgemein viel. (Also auch in Stavanger, wo man auch immer Winter jeden Tag Sonne hat.) Das würde ich jetzt nicht auf die sonnenlosen Winter schieben. Ein Norweger sagte einmal, es sei Tradition."

16.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Graeculus: Habe ich jetzt alle Beiträge von Dir beantwortet?  Hast du das Gefühl, alles beantwortet zu haben, gilt es als "ja". Spracherwerb: ich kenne das von einem Kollegen, der meint, er kann sich in Norwegen nicht so verständlich machen, wie es für ihn wichtig ist und wie er es auch (als Deutscher) aus Deutschland kennt. Ich fühle nicht so, obwohl ich vermutlich nicht besser Norwegische spreche als er. Klingt jetzt vielleicht "komisch", aber ich fühle mich auch von Schafen verstanden, die von Frühjahr bis Herbst um das Haus herum weiden.  Sehr viel Kommunikation findet doch nonverbal statt, auch zwischen Menschen. Tiefe philosophische Probleme kann man direkt mit einem anderen Menschen sehr selten besprechen. Wichtig ist, daß man sich selbst versteht und das Richtige für sich tut. Bzw. die Probleme der Menschen im Grunde unterscheiden sich nicht, insofern kann man sich auch verstanden fühlen, ohne alle dazu nötigen Wörter zu kennen, die eine intellektuelle, akademische Unterhaltung erfordern. Ich hab damals direkt in der Gauck-Behörde in Potsdam-Babelsberg Einsicht in meine Stasi-Akte beantragt. Also ein Formular vor Ort ausgefüllt und am Schalter abgegeben. Als ich nach einige Zeit vor Ort nachgefragt habe, sagte man, ich müßte einen Antrag stellen ... Ich hätte doch schon, genau hier. Nein, wir haben nichts. Schlußendlich hat man keine Akte von mir gefunden, obwohl ich offiziell Staatsfeind war. Nur eine Aktennotiz in der SED-Kreisleitung Köpenick: Es besteht Gefahr wegen Republikflucht. Was nicht gestimmt hat: nie wollte ich aus der DDR flüchten. Wäre ja auch nicht nötig gewesen: ich hätte ja nur zu fragen brauchen, ob man mich Staatsfeind nicht so schnell wie möglich loswerden möchte. Keine Ahnung, was man sich bei der Stasi ausgedacht hat. Vielleicht mußte man bestimmte Dinge schreiben, damit der Plan erfüllt wird. Warum hat es keine Stasi-Akte von mir gegeben? Besser: warum hat meine Stasi-Akte die Wende nicht überstanden? Denn es gab definitiv eine von mir. Weil die aktuellen Vorgänge zuerst vernichtet wurden, weiß ich von einem Freund, der einen der LKW gefahren hat: zuerst in den Papierreißwolf, dann gewässert und gemahlen in einer (stasieigenen) Papiermühle."

16.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Graeculus: Sehen wir mal von der Kälte und der mich beunruhigenden Winter-Finsternis ab, käme es mir doch immer auf den Kontakt zu Menschen an, auf das Sprechen mit ihnen. In den Bergen ist es (selbstverständlich) kalt, aber nicht am Fjord, durch den Golfstrom. In Stavanger und auch in Utvik (rund 500 km nördlicher) war es nie so kalt wie in Berlin/Potsdam. In Utvik (über 100 km vom Meer entfernt) waren es letzten Winter maximal minus zehn Grad, aber das war ein sehr kalter Winter: im Haus war das Wasser eingefroren. Als es in Stavanger (liegt nur wenige km vom Meer entfernt) 2009/10 es unter null Grad war, kam der Vermieter aufgeregt vorbei und hat gesagt, wir sollen das kalte Wasser ganz wenig Tag und Nacht laufen lassen, auf solch niedrigen Temperatur sei man nicht vorbereitet. Die Winter-Finternis kannst du dir nicht vorstellen, weil du vom deutschen Wetter ausgehst.  In Norwegen keine Sonne zu haben, macht den Himmel nicht traurig-trostlos, sondern es scheint lediglich die Sonne nicht. Ist schwer zu erklären: die Himmel sieht auch ohne Sonne fröhlich und klar aus. Und nicht zu vergessen: im Sommer geht die Sonne nicht unter, kein Problem, auch im Wald (ohne Lampe) in der Nacht einen Spaziergang zu machen. Allerdings bist du wohl eher der Griechenland-Typ, und der sollte Richtung Süden ziehen."

16.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Graeculus: Gut, dann hatte Dein Wechsel nach Norwegen nichts mit Deiner Vergangenheit in der Täterä (so nennt meine Frau ihr Herkunftsland) zu tun - das weißt Du sicher besser als ich. Wenn man mein Herkunftsland als Deutschland sieht, dann stimmt es nicht, wobei es in einer Demokratie keine staatlichen Täter gibt ... Was die demokratischen Behörden alles mit mir veranstaltet haben ... Allein die Beschuldigung, ich sei bei der Stasi gewesen. Weil man meine Stasi-Akte nicht gefunden hat, hat man mir unterstellt, ich sei Stasi-Offizier gewesen und hätte meine Akte vernichtet.  Man hat meinen Ingenieur nicht anerkannt, weil ich ihn bei der Armee gemacht habe, dabei war ich Panzertechniker. Mein Ex-Schwiegervater war Hauptmann beim Adolf und hat bundesdeutsche Rente bekommen, bereits in der DDR.  Ich war Leutnant beim Erich, war nie in einem Krieg, habe nie auf jemand geschossen, wurde aber wie ein Kriegsverbrecher behandelt.  In der DDR hab ich es mit allen staatlichen Organen zu tun gehabt, nachdem ich Staatsfeind war. Nie hat man Hand an mich angelegt.  Bei der ersten Verkehrskontrolle in der Demokratie mit man mich bewußtlos geschlagen, damit ich begreife, wer hier das Sagen hat. Der Herr Polizist hat extra seine Handschuhe angezogen, damit er keine Spuren hinterläßt.  Von den vielen Demütigungen auf dem Arbeitsamt will ich nicht berichten.  Eine Psychologin sagte nach Tests und langem Interview, ich sei nicht intelligent genug für eine Ausbildung zum Fahrlehrer. # Vielleicht noch etwas zur DDR. Ich hatte zwar Berufsverbot, wäre mehrmals eingestellt worden, aber man teilte mir dann mit, das Berlin (die Stasi) nein gesagt hatte.  Allerdings gab es auch Betriebe, die frei entscheiden konnten, sich von Stasi-Gequatsche nicht haben beeindrucken lassen.  Da hatte ich dann bis zum Ende der DDR eine leitende Funktion und hätte den Betrieben der Region schaden können, wenn ich noch einmal "Saboteur" gewesen wäre. Obwohl das Urteil "Staatsfeind der DDR" geschrieben stand, hab ich eine weitere Chance bekommen.  In der DDR. In der BRD war ich dann zu blöd für einen Fahrlehrer.  Man hätte auch einfach sagen können, daß man keine Arbeit für mich nicht: was ich viele Jahre, bis zum Ende der DDR gemacht habe, gab es nicht mehr, was ich hätte tun können ...  Irgendwann hatte ich die Schnauze so voll, daß ich nach Norwegen bin und mit 50 von vorn angefangen habe. Also, Täterland ist für mich nicht die DDR, sondern die BRD, denn wie sehr man mir auch in der DDR zugesetzt hatte, ich konnte (durfte?) immer arbeiten, meinen Lebensunterhalt verdienen und hatte mein Auskommen und man hat mich respektiert. Man hat mich wohl nicht gemocht, aber respektiert."

16.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Graeculus: Ich habe größere Teile Deines Videos dazu gesehen (technisch ist das keine Kleinigkeit hier auf dem Dorf) ... Im Haus haben wir Fiberkabel Internet (und TV): Download: 63 Mbps Upload: 68 Mbps Mobil 4G. Download: 56 Mbps Upload: 9 Mbps Einwohner im Dorf: rund 350. Videokonferenzen sind hier auch mit Behörden normal. Teilweise auch mit mehr als zwei Teilnehmern. Oder Video-Telefonie, gern auch mobil, wenn ich auf Tour in den Bergen bin.  Allerdings nicht auf jeden Berg und nicht in jeder Schlucht ..."

15.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Graeculus: Sprichst Du Norwegisch? Gut genug, um noch nie einen Dolmetscher oder Übersetzer gebraucht zu haben. Leider bin ich kein Sprachtalent und werde niemals so gut Norwegisch schreiben (vor allen Dingen) und sprechen wie meine Muttersprache."

15.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Graeculus: Du hast ganz offenbar Deinen Frieden gefunden. Es scheint so gar darüber hinauszugehen.  Zur Zeit passiert etwas in mir: ein nächster neuer positiver Lebensabschnitt.  Ich habe vom kV-Treffen gelesen. Ich werde virtuell folgen."

15.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Als ich mich in Norwegen verliebte, waren da keine Menschen.  Die norwegische Natur hat mir etwas gemacht, daß in mir ein Gefühl von Befreiung auslöste, mich tröstete, mich in die Arme nahm, wie es zuvor nur eine Frau gekonnt hätte. Letztendlich bin ich zurück an meine Wurzeln gelangt. Daß ich nichts von Norwegern konkret erzählt habe im Video, liegt daran, daß es mir nicht zusteht. Über mich und meine Gefühle kann ich so viel erzählen, wie es mir gefällt. Was ich aber über Gefühle andere mitteile möchte, sollte ich liebe den anderen überlassen.  Ich kann aber gern noch einmal verkünden: Norwegen und die Norweger sind so nett zu mir, daß ich nicht plane, das Land und die Menschen zu verlassen. Vielleicht verdeutlicht, was ich meine: in den zwölfeinhalb Jahren, die ich in Norwegen lebe, war ich nur zweimal in Deutschland, insgesamt für fünf oder sechs Tag, und das auch nur, weil ich mußte (zweimal ging um meine Wohnung in Potsdam). Auch habe ich Norwegen nicht verlassen, um in ein anderes Land zu reise. PS: ich kann sogar meine Gefühle mit Norwegern teilen ... Antwort geändert am 15.02.2022 um 23:09 Uhr"

15.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Graeculus, du meinst also, jemand zieht von einer großen Stadt (Stavanger) auf ein Dorf, um seinen Kontakt zu den Menschen zu verbessern? Wieso du gehst du davon aus, daß ich nicht aus Liebe nach Norwegen gezogen bin? Reicht dir es nicht, wenn ich es verkünde? Wären wir jünger und aus einem anderen Kulturkreis, würde ich dich jetzt fragen müssen: "Sagst du, daß ich lüge?" Antwort geändert am 15.02.2022 um 22:49 Uhr"

15.02.22 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bitte um Versöhnung von  Graeculus: "Mein Wechsel nach Norwegen ist aus Liebe zu Norwegen erfolgt. Trotzdem möchte ich nicht nach Deutschland zurückzukehren. Stelle ich mir das vor, verwandle ich mich vom Gefühl her in ein Kind, das sich auf den Boden wirft, schreit, heult und sich mit Händen und Füßen wehrt. Ich kann allerdings nicht zuordnen, was genau diese Gefühl in mir erzeugt.  Auf alle Fälle habe ich 20 Jahre in Ost-Deutschland nach dem Fall der Mauer gelebt, ohne in den Westen umsiedeln zu müssen. Als dann aber klar war, daß ich nie mehr nach Norwegen reisen kann, weil ich das Geld dafür nicht mehr haben werde, habe ich mir in Norwegen Arbeit gesucht und bin umgezogen."

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Verlo hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  6 Antworten auf Kommentare zu Rezensionen,  8 Antworten auf Kommentare zu Autoren,  10 Antworten auf Gästebucheinträge und  6 Antworten auf Kommentare zu Teamkolumnen verfasst.

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