Alle 298 Textkommentarantworten von Hoehlenkind

08.01.08 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Die Gabe: "Wenn es schon harte Kost ist, dann hoffentlich auch nahrhafte. Unsinn ist mir auch immer wieder wichtig, zum Ausschütteln und Auflockern, damit die Gedanken sich nicht festsetzen sondern beweglich bleiben. Mal eine Frage zu diesem Gedicht. Ich überlege, die Zeilen mit Neid, Bedauern und Trost wegzulassen und den Rest mit "Bis unser Blick fällt..." anzubinden. Meinst du, da würde dann etwas fehlen oder wäre es dann offener für eigene Gedanken des Lesers ? Danke und liebe Grüße, Jobst"

07.01.08 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf ein Neues: "Tut mir leid, ich finde den Text immer noch genau so richtig, wie er ist. Er ist ambivalenter als ich dachte, aber auch das ist gut so. Es war nicht meine Absicht, eine Satire zu schreiben. Ich schreibe nicht, um etwas zu produzieren, um bestimmte Erwartungen zu erfüllen. Ich könnte nie Auftragsdichter oder Verlagslieferant sein. Da sind Eindrücke, Gefühle, Felder von Zusammenhängen, erstmal völlig nonverbal, die in Worte gefasst werden wollen, damit sie nicht verloren gehen. Daraus entsteht manchmal mit etwas Glück ein Gedicht oder Text. Und die Übereinstimmung damit ist mir das einzige Qualitätskriterium, egal wie viele das verstehen. Was wohl so manche verwirrt, ist mein Phrasen-Recycling, wie ich es mal nennen will. Ich verwende gerne altbekannte Redewendungen, um damit etwas Neues zu sagen. Teils als Andockstelle für Denkroutinen der Leser, teils aber auch um sie zu dekonstruieren und zu entlarven. Manchmal möchte ich die Phrasen sich gegenseitig verdreschen lassen, wie das tapfere Schneiderlein im Märchen die Riesen. Das Problem ist wohl, daß meine Distanz zu den Phrasen nicht immer richtig rüberkommt. Deshalb hab ich das "ironisch-sarkastisch" eingeworfen, doch ich merke, daß es das auch nicht richtig trifft. Die Phrasen sprechen für (und gegen) sich, eher wie Zitate. Sie sagen etwas darüber aus, wie in der Gesellschaft gedacht wird, sind also zugleich Beschreibung und Beschriebenes. Ich danke dir für deine intensive Beschäftigung damit, hat mich zu vielen Gedanken angeregt. Liebe Grüße, Jobst"

07.01.08 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf ein Neues: "So gerne ich Hoffnung verbreiten möchte, bei diesem Text lag mir das völlig fern. Nun frag ich mich, warum es so wirkt, noch dazu bei euch, die ihr mir ja garnicht so fern steht. Vielleicht sind es die verwendeten Phrasen des Aufbruchs, die ich zwar ironisch-sarkastisch gemeint hab, die wohl aber auch eine direkte Wirkung auf das Gefühl haben, wo die Verneinung nicht wirkt. Ich hatte eher ihre Brutalität und Rücksichtslosigkeit im Sinn, die mir Angst macht. So mußte ich ziemlich umdenken, um zu verstehen, was du an dem "Angebrochen ist es schon " als positiv empfindest. Meine mildere Assoziation von "angebrochen" war eine angebrochene Packung von irgendetwas, was dadurch zum Verbrauch freigegeben ist. Die heftigere waren angebrochene Knochen des Opfers einer Meute. Beides in dem Sinne, daß die Zeit des neuen Jahres genauso mißbraucht, vertrieben und totgeschlagen wird wie die des alten. Wobei es schon schön wäre, wenn es nur die Zeit wäre, mit der so umgegangen wird. Auch bei den Unkenrufen steh ich eher auf Seite der Unken, die vom Aussterben bedroht sind, als bei denen, die trotzig ihre Rufe nicht hören wollen. Trotzdem ist es es eine Phrase, die auch Hoffnung machen kann. Es heißt ja auch, seinen Weg zu gehen, ohne sich durch Pessimismus beirren zu lassen. Es steckt eine Ambivalenz in all diesen Phrasen, eine Enthemmung, die Energie freisetzt. Energie, die vielleicht befreit und verändert und deshalb Hoffnung macht, die aber vielleicht auch nur weiter zerstört, und das ziemlich rücksichtslos. Früher habe ich oft auf Revolution gehofft, auf die Energien, die zurückgehalten werden. Inzwischen fürchte ich sie mehr, weil ich bei allen Ansätzen dazu gemerkt habe, daß es immer wieder die Falschen trifft. Wahrscheinlich würde ich mich im Wald verkriechen, falls es dazu kommen sollte. Liebe Grüße, Jobst"

05.01.08 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf ein Neues: "Es ist auch eher aus einem Gefühl der Bedrohung entstanden, das mir hochkam, als ich bei meinen Eltern im Fernsehen Berichte über Silvesterfeiern in Berlin und anderswo sah. Eine Beklemmung, die ich auch verspüre, wenn ich in die Nähe von Fußballfans komme. Leute, die feiern, obwohl sie eigentlich keinen Grund zur Freude haben, dafür aber jede Menge Grund zum Haß auf ihre Umgebung. So vermute ich hinter ihrem vorgespielten Jubel eine Freude an der Zerstörung und sehe die Begeisterung über das neue Jahr wie die Freude einer Meute über ein neues Opfer, über das sie herfallen kann. Das heißt nicht, daß es keine Hoffnung gibt. Und es entsteht auch ständig etwas wirklich Neues. Doch das kommt eher leise und unauffällig daher und nistet sich in den Köpfen derer ein, die bereit dafür sind. Liebe Grüße, Jobst"

03.01.08 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Auf ein Neues: "Oh, damit hab ich garnicht gerechnet, daß es jemandem Hoffnung machen könnte. Ich seh's eher als sarkastische Reaktion auf was ziemlich Deprimierendes. Trotzdem freut mich deine Hoffnung und möge sie berechtigt sein. Vielen Dank, Jobst"

03.01.08 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Nie ganz rund: "Ganz rund rollen die Rollen besser. Aber wohin? Ohne dein Projekt hätte ich dies übrigens nicht geschrieben. Es hat mich dazu provoziert. LG Jobst"

26.12.07 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Warnung: "Tut mir leid, liebe Ganna, wenn du es als Warnung vor Erkenntnis generell empfindest. Mir ging es nur um den Durchblick, eine spezielle Form des Erkennens, der auch ein vernichtender Blick sein kann. Ich hab es so an mir erlebt, und auch geschichtlich haben durch die Wissenschaft, die vieles aufgedeckt hat, viele Menschen an Halt verloren. Im übrigen heißt Warnung ja nicht unbedingt, bleib weg davon, sondern nur, sei vorsichtig, wenn du damit umgehst, du kannst dir und anderen damit wehtun. Liebe Grüße, Jobst"

23.12.07 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Warnung: "Mit diesem Aphorismus möchte ich mich nicht generell gegen Durchblick wenden, sondern gegen seine Verabsolutierung, den vollen Durchblick. Er hat mindestens zwei Ebenen. Eine theoretisch physikalisch optische und eine praktische im Umgang mit der Welt und den Mitmenschen. Für beide gilt, daß Durchblick eine Form des Nicht(s)sehens ist. Theoretisch wäre es so, wenn ich alles durchschauen könnte, stünde meinem Blick nichts mehr im Wege, ich könnte unendlich weit blicken. Aber von dort kommt nichts mehr, und wenn etwas käme, würde ich es auch durchblicken und damit übersehen. Und physikalisch gesehen ist etwas schwarz, wenn keine Lichtpartikel oder -wellen davon ausgesendet oder reflektiert werden. Deshalb ist es die Farbe des Nichts. Auf der praktischen Ebene heißt schwarz sehen ähnliches, kein Licht, keinen Hoffnungsschimmer zu sehen. Durchblicken heißt sich nicht durch Oberflächen täuschen lassen und Illusionen zu enttarnen. Soweit so gut. Doch die Methoden des Durchblicks und des Desillusionierens können sich auch soweit verselbstständigen, daß nichts mehr diesem kritischen Blick standhält und wir vor dem Nichts stehen. Weil wir dann auch das übersehen (zu durchschauen meinen), was uns wirkliche Hoffnung geben könnte. Besonders im zwischenmenschlichen Bereich hat Durchschauen auch viel mit Mißtrauen zu tun. Wenn wir die Masken unserer Mitmenschen durchschaut haben, wenden wir uns oft von ihnen ab, und sind dann mehr und mehr von der Schlechtigkeit der Menschheit überzeugt. Wir könnten sie aber auch mal mit, mal ohne Durchblick, ohne und mit Maske anschauen, um zu erkennen, warum sie die Maske brauchen. Und ihnen vielleicht dabei helfen, mit weniger Maske auszukommen. Liebe Grüße,Jobst"

21.12.07 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Über Leben: "Es gibt keinen anderen Planeten in Reichweite, der für menschliches Leben geeignet wäre. Ich denke eher an die versteinerten (oder auch betonierten) Verhältnisse hier auf Erden, die zu überleben sind. Gruß, Jobst"

21.12.07 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Über Leben: "Ich beobachte es immer wieder. Moos überwächst die Steine, zum Beispiel Ruinen, mit Leben. Das Leben überlebt das Leblose. Das Leblose kann vielleicht überdauern, aber nicht überleben. Gruß,Jobst"

Diese Liste umfasst nur von Hoehlenkind abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Hoehlenkind findest Du  hier.

 
/Seite /S.
Seite 1/30

Hoehlenkind hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  eine Gästebucheintragantwort verfasst.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram