Vice Versus Virtue

Anekdote zum Thema Friedhof

von  Terminator

INFJ

Erst spricht er große Weisheiten aus, vollbringt Wunder und heilt Kranke. Dann behauptet Jesus machttrunken: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin der Gatekeeper des Himmelreichs.

Die Tugend eines INFJ ist Integrität. Sein Laster ist (moralische, nicht materielle) Korruption. Jesus steht konsequent zu sich selbst, seinem Gott und seinen Werten. Er verrät sie nicht, er nimmt sogar den Tod dafür in Kauf. Doch zugleich macht er seine Person zur Bedingung des Himmelreichs. Er ist, wie er behauptet, der Sohn Gottes. Absolute Macht korrumpiert absolut.

Jesus hängt neben zwei anderen Verbrechern am Kreuz. Einer von ihnen tut gar nichts zur Sühne, bereut nicht einmal seine Taten, sondern nimmt diesen Jesus einfach als seinen Erlöser an, vielleicht aus Verzweiflung. Er wird eh in wenigen Stunden tot sein, was hat er schon zu verlieren? Da verspricht ihm der Sohn des gerechten und weisen Gesetzgebers des Universums, dass er als Erster mit ihm ins Himmelreich eingeht. Willkür pur.

In der Person Jesu Christi zeigen sich Tugend und Laster eines INFJ zugleich. Ein lasterhafter INFJ war Adolf Hitler, ein tugendhafter INFJ der Begründer der hier erklärten Typologie Carl Gustav Jung.


INTJ

Das Hauptlaster eines INTJ ist Paranoia (Ni-Fi-Loop). Die Haupttugend ist Vertrauen. Vertrauen als Tugend? Wie kann in der Tugend-Laster-Dichotomie über Vertrauen gesprochen werden? Die Tugend eines ISFJ ist Glaube. Das ist ein Verhältnis zur Transzendenz; genauso ist es mit dem Vertrauen: es handelt sich hier vor allem um Gottvertrauen.

Der ISFJ-Sicherheitsmensch glaubt an Gott als seinen Hirten. Das Verhältnis eines INTJ-Willensmenschen zu Gott ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe, Gott selbst ist INTJ. INTJness ist Göttlichkeit (natürlich nur in ihrer Vollkommenheit; Buddha, der vollkommene Mensch, war ein INTJ). Der INTJ glaubt nicht an Gott, er vertraut Gott wie einem Freund oder Lebenspartner. Gott ist für den INTJ kein Vater, ein reifer INTJ ist erwachsen.

Ein unreifer, lasterhafter INTJ ist paranoid gegenüber Gott. Lenin, ein INTJ, soll angeblich gesagt haben: „Ich bin ein persönlicher Feind Gottes“. Ein INTJ kann kein Atheist sein: dass es Gott gibt, ist durch seine eigene Anlage zur Göttlichkeit gewiss. Ein INTJ kann aber Antitheist sein und Gott zum Feind haben.

Die Lebensaufgabe eines INTJ ist zu lernen, Gott zu vertrauen. Wer Gott nicht vertraut, verneint, dass Gott gut ist, und wünscht daher die Vernichtung seiner ganzen Schöpfung (Si demon: die größten individuell, nicht idealistisch motivierten Vernichter waren INTJs; auch die mächtigsten Filmschurken sind aus demselben, den Autoren nicht immer bekannten Grund, INTJ-Charaktere).


ESFP

Der typische Tierversuch an Dreijährigen: man legt vor dem Kind einen Marshmallow auf den Tisch und sagt, dass es einen zweiten bekommt, wenn es eine Viertelstunde warten kann. Kann das Kind warten, performt es die Tugend eines ESFP, delayed gratification, kann es nicht warten, und isst den ersten Marshmallow vorzeitig auf, zelebriert es das Laster eines ESFP, instant gratification.

Lasterhafte ESFPs messen sich miteinander und dem Rest der Welt auf Instagram, der Frustrationsmaschine für manische und depressive Loser. Die Manie besteht darin, zu zeigen, was für ein geiles Leben man hat, und wie mühelos es einem gut geht. Die Depression entsteht, wenn man anderen dabei zuguckt. Stacys ficken Stacys, Chads (ESTP) haben andere Probleme.

Ein ESFP ist die extravertiertestmögliche Persönlichkeit, total von der Außenwelt abhängig, maximal heteronom. Sinnlich und oberflächlich mit Se hero (Hauptfunktion extravertierte Sinnlichkeit), fähig zu delayed gratification mit Fi parent (introvertiertes Fühlen als inneres Gegengewicht zur äußeren Fremdbestimmtheit: Moral, Werte, Disziplin), gefangen in instant gratification durch unbeaufsichtigtes Te child (extravertiertes Denken im Dienste der Sinnlichkeit: Ich will diese Rolex/diesen Lambo/diese Bitch haben, so, was muss ich dafür tun?).

Ni inferior (introvertierte Intuition) führt bei high quality ESFPs zu INTJ subconscious: der Unterhalter wird zum Strategen. Dummer Klassenclown oder kluger Lebemann? Letztlich kann ein ESFP der perfekte, weise Epikureer werden: ein Leben für die Lust, aber so, dass die Lust das Leben nicht zerstört. Für weibliche ESFPs gilt: You cannot eat the cake and keep it, too, d. h. nicht zu früh Sex haben, denn auf low quality women stehen nunmal keine high quality men.


ISFP

Wenn ISFPs zu Trendsettern werden, ist Authentisch das neue Cool. Authentisch bedeutet nicht einfach, dass man rülpst, da muss schon mehr dahinter stecken, und zwar optimalerweise Fi hero und Se parent. Das machte den King of Pop so unique.

Nun aber wollen Gören wie Billie Eilish sein, weil sie so authentisch ist. Sie ist so sie selbst, dass die Teenie-Girls nicht sie selbst, sondern wie sie sein wollen. Was ist das dann, selbster als sie selbst? Das ist das Laster eines ISFP, die Eitelkeit.

Das hässliche Entlein nämlich, das im Gesang zum Schwan wird, kann es sich aufgrund seiner Tugend, des unermüdlichen Fleißes bezüglich dessen, in Bezug auf was es eben derzeit so einzigartig ist, Authentizität leisten. Nicht das Rülpsen hat Billie Eilish berühmt gemacht, und Michael Jackson wurde nicht zum Weltstar, weil er sich andauernd in den Schritt fasste.


ENTJ

Altruismus ist die Tugend eines Kommandeurs (ENTJ). Mit der Hauptfunktion extravertiertes Denken führt der Führer, unterstützt von der introvertierten Ausgleichsfunktion introvertierte Intuition, die für den Willen steht. Gerät er jedoch in einen Te-Se-Loop, einen Zirkel aus seinen extravertierten Funktionen, wird er selbstsüchtig und willenlos bzw. der Wille ordnet sich den Neigungen unter. In der Tat bedeutet das die Verkehrtheit des Willens nach Kant: eine andere Maxime als der kategorische Imperativ wird bewusst als Maxime des Willens gewählt.

Anders ein reifer ENTJ mit einem starken Willen: in der Kraft des Willens liegt auch seine Freiheit, die Wahl einer frei willensbestimmten nicht triebgesteuerten Handlungsmaxime wird erst dadurch möglich. Ein willensschwacher ENTJ ist ein egoistischer ENTJ.


ISFJ

Was ist ein Persönlichkeitstyp der jungianischen Typologie im ontologischen Sinne? Ist das nur eine hilfreiche Systematisierung oder gibt es auch ein ontologisches Substrat? Nun, wie verfahren wir denn mit dem Dreh- und Wendepunkt der Bewusstseinskunde, dem Ich an sich? Ist das Ich wirklich da in ontologischen Sinne oder befindet sich ein relativ (relativ zu wem oder was?) existentes aber eigentlich nur vorgestelltes (von wem?) Selbst in Thomas Metzingers Ego-Tunnel?

Beim Ich halten wir uns stramm an die Tugend eines ISFJ und glauben einfach daran. Bei der Frage, ob unser Ego wirklich existiert, sind wir faithful, bei der Frage, was dieses Ego eigentlich ist, sind wir fearful: wir wissen es nicht und wollen auch gar nicht darüber nachdenken.

Die Furcht im Allgemeinen, die Angst im Alltäglichen, ist das Laster eines ISFJ. Angst vor, Angst wegen, Angst um, Kopfkino bitte selber drehen. Ich drehe nur meinen Kossyak und die kognitiven Funktionen eines ISFJ: Hauptfunktion introvertierte Sinnlichkeit (es muss so sein, weil es immer so war), Ausgleichsfunktion extravertiertes Fühlen (moralisch ist, was man dafür halt hält, und zwar nur Man, aber bloß nicht ein bestimmter Einzelner), Kindfunktion introvertiertes Denken (um sich genau auszumalen, wie mein Kind auf dem 200-Meter-Schulweg entführt wird, wenn ich es nicht mit einer Drohne überwache), Talent im Verborgenen extravertierte Intuition (wenn ich mir nicht sicher bin, was Man für richtig hält, halte ich mich daran, was Man von mir erwartet).

Ein ISFJ ist die sozialste Persönlichkeit, das Basisfundament der Gesellschaftssozialität. In einer gesunden Gesellschaft entwickelt der ISFJ ein gutgläubiges Vertrauensverhältnis zu Gott und der Welt, in einer degenerierten Gesellschaft hat der ISFJ den ganzen Tag Angst und sehnt sich nach einem starken Führer, der endlich dafür sorgt, dass alles wieder so wird, wie es einmal bzw. schon immer war.


ESFJ

Deutschen wir nichts ein, lassen wir es so englisch wie es ist: die Tugend ist Caregiving, das Laster Caretaking. ESFJ ist die Supporter-Persönlichkeit aus der Viererbande der Traditionalisten (ESTJ, ESFJ, ISTJ, ISFJ). Sie ist sehr unselten, 10 bis 20% der Bevölkerung könnten so drauf sein, Frauen etwas öfter als Männer.

Die hero function ist Fe (extravertiertes Fühlen), die child function ist Ne (extravertierte Intuition). Ein unreifer ESFJ in seinem Fe-Ne-Loop ist ein passiv-aggressiver Caretaker: ein so Täter, als ob er sich für andere aufopfern würde, um Zuwendung und Bestätigung zu erpressen.

Die parent function ist Si (introvertierte Sinnlichkeit); ist diese ausgereift, kann der ESFJ über sein Verhalten reflektieren und tatsächlich für andere sorgen, anstatt nur so zu tun. Fürsorge führt zur Dankbarkeit andererseitens [sic!], die in der Si parent function gespeichert wird (als gute Erfahrung), das macht glücklich, der ESFJ bekommt sein positives Feedback und ist stets gerne zu Diensten.


INFP

Kommen wir zu meinen Lieblingsmenschen, den INFPs. Meine erste und einzige Freundin wahr wahrscheinlich ein INFP. In ihrer Anwesenheit hatte ich dieses unbeschreiblich angenehme Gefühl im Bauch, das, nein, nicht "ich nie wieder erlebt habe", sondern das ich in den letzten Monaten ziemlich oft wiedererlebt habe, als ich mit INFPs kommunizierte. Nicht zuletzt, aber auch nicht allein deshalb bin ich gerade dabei, mir neben meinem intellektuell-intuitiven (NT) einen INFP-Freundeskreis aufzubauen, aus allen Geschlechtern, Altersstufen und Identitäten. Als Autist kann ich Menschen nicht in die Augen sehen, und will es auch nicht. INFPs schon. Die Tugend, auf die sich "nicht zuletzt und nicht allein" aber bezieht, ist die Tatsache, dass INFP durchaus ziemlich treu sind.

Loyalität ist die Tugend eines INFP. Deine Freundin betrügt dich? Beauftrage einen Privatdetektiv, oder frag die einfach direkt, aber quatsch mich nicht voll! Ob mich meine Freundin betrogen hat? Nein. Woher ist das weiß? Ganz einfach, sie war ein INFP. Aber Vorsicht: das Laster eines INFP ist Verrat. Und kein Verrat kann dich so verletzten wie der Verrat eines INFP. Hat dich ein ESTJ/ESFJ/ISTJ/ISFJ verraten? Ok, und? Ein ESTP/ESFP/ISTP/ISFP? Ok, ist hat ein Arschloch. Ein ENTJ/ENTP/INTJ/INTP? Dafür gab es wohl einen logischen Grund. Ein ENFJ/ENFP/INFJ? Das ist ein Scheyßgefühl. Ein INFP? Komm, ich lade dich zu 10-20 Whiskies ein, wir können gleich die zweite Flasche aufmachen, und schlaf deinen Rausch gleich hier aus, denn es kann immer noch sein, dass du auf dem Heimweg von einer Brücke springst.


ENFP

Einer der einflussreichsten Influencer der Manosphere, Rollo Tomassi, ist laut CS Joseph, dem besten Youtuber auf dem Gebiet der jungianischen Typologie, ein INTJ. Als ein logischer Beurteiler (xxTJ) schließt Rollo nicht nur von sich auf andere (das machen unreflektiert alle), sondern auch von seiner Frau auf alle anderen Frauen. Tomassis Frau ist angeblich ein ENFP. Und so hat sich bei MGTOW, TFLern und Pick Up Artists ein Frauenbild etabliert, welches auf der falschen Annahme basiert, alle Frauen seien ENFPs.

"Women are children!" lacht ein bekannter MGTOW, TFM, immer wieder auf. In der Tat sind ENFPs ziemlich kindisch. "All women are whores", lautet das Axiom eines radikalen Flügels der MGTOW-Bewegung. Und da haben wir auch schon das Laster der ENFPs: Verderbtheit. Nicht zu verwechseln mit bloßer Verdorbenheit, geht die Verderbtheit viel tiefer. So wie die Korruption eines lasterhaften INFJ keine äußerliche Bestechlichkeit, sondern eine innere, moralische Korruption ist. Ein ENFP hat ein INFJ shadow, seine Schattenpersönlichkeit ist INFJ. Bei einem moralisch korrupten INFJ-Vater fällt mit einem moralisch verdorbenen ENFP-Kind der Apfel am wenigsten weit vom Stamm.

Aber ENFPs sind auch der sympathischste Persönlichkeitstyp, besonders auf den ersten Blick oder bei oberflächlicher Bekanntschaft. Die ENFP-Tugend ist Wohltätigkeit im weitesten Sinne: sie können idealistisch sein, gute Laune verbreiten, viele wollen die Welt retten und sind Vegetarier. Einem schwulen ENFP-Bekannten merke ich immer an, wie er gute Laune verbreiten und andere emotional hochziehen will, und frustriert ist, wenn ihm das nicht gelingt; ENFPs können durch ihre spezielle Tugend begeistern und improvisieren. Ein lasterhafter ENFP zieht aber emotional so sehr runter, dass er Freunde verliert, und auch Bekannte distanzieren sich. Dennis Pragers Aphorismus "Schlechte Laune ist wie Mundgeruch" passt hier besonders.


INTP

Der Intelligenteste ist der Logiker, INTP.  Leibniz, Kant, Einstein. Tesla wahrscheinlich auch. Bei diesen Namen fällt sofort etwas auf: ein naives kindliches und zugleich grenzenloses Interesse für die Welt, und wie sie funktioniert. Klassische Ontologie: Leibnizens Monadenlehre. Das Denken denken: Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Grundlagen der Physik wurden von Newton, Maxwell usw. erforscht, aber was sind die Grundlagen der Grundlagen der Physik? Das war wahrhaftig das große Interesse von Einstein, und nicht weil ihm etwa die Trauben von Promiskuität, Drogenkonsum und Verbrechen zu hoch hingen. Mr. Tesla, warum heiraten Sie nicht? Keine Zeit.

Die Welt hat Glück, dass es Menschen gab und gibt, die aus echtem Interesse Grundlagenforschung betreiben. Die Fuckboys würden ansonsten immer noch in Höhlen leben, die Nutten nach jedem Onenightstand schwanger sein und all die hedonistischen Scheusale, die ohnehin undankbar sind, hätten tatsächlich nichts zu danken. Aber diese Menschen, denen die undankbaren Menschen so viel verdanken, haben nicht immer Glück. Und viele von ihnen können ihre goldene INTP-Tugend, wahres Interesse, Begeisterung, Aufmerksamkeit für eine große und wichtige Sache, nicht entwickeln, sondern fallen in ihr Laster zurück, die Apathie.

Dann spielen sie den ganzen Tag Videospiele und machen aus ihrem Leben nichts. Die intelligenteren der Incels sind im Grunde Karikaturen der lasterhaften, unmotivierten INTP-Persönlichkeit. Sie tun einfach gar nichts, und haben auch gar nicht den Willen, etwas zu tun. Eine ultradekadente Gesellschaft ist eine Apathie-Falle für INTPs. Viele Einsteins gehen der Menschheit dadurch verloren, dass die Gesellschaft sie einfach wegekelt. Als introvertierte Denker leben sie fast ohne materielle und soziale Bedürfnisse; mit Si child (introvertierte Sinnlichkeit als dritte bzw. Kind-Funktion) dauert ihre Kindheit das ganze Leben, und da sie keine Ni-user sind (introvertierte Intuition ist nicht Teil ihres Egos), haben sie auch nicht den Willen, erwachsen zu werden. Unter Idioten lebt man eh leichter als Kind, als Erwachsener würde man wahnsinnig werden.


ENTP

Er diskutiert, um zu diskutieren. Ein unredlicher Rhetoriker, ein Sophist. Sein Vorbild ist der Teufel selbst, der Herr der Lüge. Die Unaufrichtigkeit ist das Laster eines ENTP.

Doch die größte Tugend eines ENTP ist eben die Aufrichtigkeit. Das ist dann jemand, der nicht bloß keine Angst hat, seine Meinung zu sagen. Sondern er sagt klar, was Sache ist. Der beste Kritiker, den man sich wünschen kann.

Durch furchtlosen Blickkontakt mit der Wirklichkeit kann ein ENTP der beste Entdecker und Erfinder werden. Er sieht neue Wege, neue Möglichkeiten, während andere an Bewährtem festhalten oder aus Angst die Augen vor dem Neuen verschließen.

Und diese Möglichkeiten gibt es nicht nur im Guten. Verbrecher mit der größten kriminellen Energie sind ENTPs. Richtig und Falsch kennen sie nur als technische, nicht als moralische Begriffe. So kann ein und dieselbe Person das Heilmittel gegen Krebs erfinden und das effizienteste Vernichtungslager der Welt entwerfen. Wie ENFPs sind ENTPs in doppelter Weise gesellschaftsabhängig: von dem allgemeinen Zustand der Gesellschaft, in der sie leben, und von der privaten Gesellschaft, in der sie halt so chillen.


ENFJ

Ein intuitiver Extravertierter mit der kognitiven Hauptfunktion extravertiertes Fühlen, die unter anderem für die kognitive (nicht affektive) Empathie steht: der locker Sozialste der 16 MBTI-Schubladenbewohner. So ist unüberraschenderweise Benevolenz seine Haupttugend, ähnlich der Wohltätigkeit eines ENFP, welcher, als (durch das introvertierte Fühlen) introvertiert Extravertierter ein wandelnder Widerspruch ist. Ein ENFP ist jemand, der mit den Menschen will. Ein ENFJ ist jemand, der mit den Menschen kann.

Andere Sprachen sprechen vom Mentor, die deutsche Bezeichnung ist Protagonist, was einem ENFJ, den ich kenne, gar nicht gefällt. Protagonist steht für Immittelpunktstehen, und das kann auch ein ENFJ, nur ist das nicht der Selbstzweck. Er will weder anführen (wie der ENTJ) noch unterhalten (wie der ESFP); er will für die anderen, und nicht bloß dasein (wie der ESFJ).

Der Schatten von ENFJ ist INFP, der Träumer. Ein dunkler Träumer ist dann auch der Alptraum der anderen: das Hauptlaster eines ENFJ ist Grausamkeit. Der sozial Fähigste ist natürlich auch der beste Mobber und Intrigant; kognitive Empathie befähigt nicht nur zu Mitgefühl und Anteilnahme, sondern auch zum Sadismus.

Welche Arschkarte es wäre, als ENFJ das Asperger-Syndrom zu haben, können sich INTPs und INTJs, bei denen aufgrund der rational-introvertierten Persönlichkeitsstruktur oft Autismus fehldiagnostiziert wird, gern ausmalen. Liegt bei einem INTP oder INTJ tatsächlich hochfunktionaler Autismus vor, integriert er sich harmonisch in den Charakter. Aber auch Widersprüche kommen in der Natur halt vor, etwa ein ENTJ, der extravertiert, aber schüchtern ist. Für einen ENFJ mit seinem dominanten extravertierten Fühlen wäre Schüchternheit eine richtige Katastrophe.


ESTJ

Mir ist so langweilig. Womit fülle ich den Platz? Gibt es wenigstens Keywords, um schneller auf 150 Worte zu kommen? Andererseits: was kann der Arme dafür, dass seine kognitiven Funktionen so angeordnet sind: extravertiertes Denken (Bossyness), introvertierte Sinnlichkeit (Nachtragendheit), extravertierte Intuition (Gebrauchtseinwollen) und introvertiertes Fühlen (Gefühle).

Pure Infemininität! Aber zum Glück sind auch nicht viele Frauen ESTJ. Die Tugend dieser Chef-Persönlichkeit ist Klarheit, das Laster ist Chaos. Nichts Weltbewegendes. Aber was für ein Beispiel kann man da geben? Fällt nicht viel ein, wie gesagt, ist halt zu langweilig. Ach, doch: Rick Grimes in der Serie "The Walking Dead", wenn er geistig voll da ist, ist das ein ESTJ in seiner Tugend, Gechilltheit, Ruhe, Gelassenheit. Er führt an und er führt. Er hat einen Plan und dirigiert die Mannschaft. Aber wenn er so seine Phasen hat, in denen ihm der Geist seiner toten Frau erscheint, oder wenn er immer wieder mal durchdreht, dann ist halt Chaos.


ISTJ

Eichmann hat bekanntlich nur Befehle befolgt. Die Banalität des Bösen wird mit dem Schreibtischtäter, der Logistiker-Persönlichkeit, assoziiert. Banalität, ja Trivialität, ist denn auch das Laster eines ISTJ. Aber sind diese abhängigen Befehlsempfänger die wahren Schuldigen? Nein, es ist komplizierter. Weder der Führer (INFJ) noch die Logistiker der Judenvernichtung sind allein verantwortlich, und auch nicht nur sie zusammen.

Angestaute Wut sammelt sich in der introvertierten Sinnlichkeit. Beim INFJ-Empath mit extravertiertem Fühlen, mit dem er die Stimmung im Volke fühlt, ist introvertierte Sinnlichkeit die Dämon-Funktion, die letzte in seinem jungianischen Schatten. Das ist die zerstörerischste Dämon-Funktion, die es gibt. Doch bevor die banal-bösen Spießbürger (mit introvertierter Sinnlichkeit als Haupt- bzw. Identitätsfunktion) losmorden, müssen sie von Intellektuellen (besonders ENTP) und Idealisten (besonders ENFP) dazu motiviert werden. Die Persönlichkeitstypen mit Si inferior (introvertierte Sinnlichkeit als vierte Funktion) können die Neidischsten und Verbittertsten sein. Ironischerweise ist die Hauptfunktion dann extravertierte Intuition, und mit der gewinnt man die Herzen.

Es waren also die Gutmenschen, d. h. Menschen, die ohne logisch hinreichenden Grund, aber voller emotionaler Inbrunst davon überzeugt waren, dass sie die Guten sind, die die Hassideologie Hitlers zu den banal-bösen, aber auch indifferent-ignoranten Eichmanns trugen. Die Tugend der stillen Angestelltenexistenz wäre Objektivität gewesen: "Aber die Juden sind gar nicht unser Unglück. Die haben uns nichts getan!" Da wüsste der Nazi-Gutmensch nicht, wohin mit seiner ekligen Hackfresse, und dackelte beschämt zum Führerchen zurück.


ISTP

INFP, worst of? ISTP, Fi demon. Mit Fühlen hat es ein ISTP eh nicht so, selbst das bewusste extravertierte Fühlen ist da nur die unterdrückte vierte Funktion. Das unbewusste introvertierte Fühlen wird nur zugänglich, wenn ein ISTP ausrastet. Ein verträumter Dämon: viele Gewaltphantasien nach Innen, viele Tränen nach Außen.

Viele mögen keine ISTPs., wenige können etwas mit ihnen anfangen. Kluge, technisch orientierte Eigenbrötler, die in der Regel überhaupt nicht mit Menschen können. In der Ausnahme zeigt sich aber durch ENFJ subconscious, dass es durchaus charmante, witzige und unantisoziale ISTPs geben kann. Theoretisch.

Freude ist die Grundtugend eines ISTP, hier bedeuet Freude aber nichts weiter als z. B.  Freude am Fahren, sprich allein und mit Technik. Das Laster des ISTP, seine spezifische Melancholie, die durch Fe inferior von seinen Mitmenschen als nicht unbedingt lasterhaftes, aber umso mehr lästiges, Runterziehen erlebt wird, hat eine deutlich sozialere Ausrichtung als seine Tugend.

Als Faustregel kann man sich merken: ein INTP kennt sich aus in Mathematik, ein ISTP in Technik. Wenn sie klug sind, versteht sich. Wenn aber nicht, dann sind es Loner, Gamer-Nerds, Langweiler, die kein soziales Leben haben, und auch keins brauchen, außer im sexuellen Bereich, wobei alles zur Sexualität gehörende Soziale (was zum Geier ist eine Beziehung!?) ihnen derart zur Last fallen würde, dass sie sich darauf gar nicht erst einlassen.


ESTP

Khal Drogo. Jamie Lannister. Dario der Bastard. Chadwick Tyrone... und jetzt stell dir diesen Mann als Mönch vor. Ja, dann entsteht der hochmittelalterliche Kreuzritter vom Mönchsorden, der edelste seiner Art.

Er ist schlagfertig und weiß immer, was abgeht: extravertierte Sinnlichkeit. Er ist ein guter Denker, aber kein Theoretiker; er denkt nicht, wenn er nicht muss, und nach denkt er schon gar nicht, aber wenn die Situation es erfordert, schaltet sich sein scharfer Verstand sofort ein: introvertiertes Denken. Er kennt keine Moral, aber er weiß, was angebracht oder ethisch geboten ist: extravertiertes Fühlen. Aber sein Wille ist schwach: die introvertierte Intuition ist bei ihm die unterdrückte vierte Funktion.

Der Alpha Chad wird von der Gruppe getragen. Er ist der Alpha nur solange es die Gruppe gibt. Oft sind es die High School Bad Boys, die dann abstürzen, weil sich das soziale Umfeld ändert und der selbstverständliche Alpha-Status abhanden kommt. Der Sex, der für ihn selbstverständlich war, wird so unerreichbar wie für einen non alpha male, aber durch die entstandene Abhängigkeit schmerzt ihn die Unerreichbarkeit mehr als jenen, der es nicht anders kennt. Die innere Leere wird mit Alkohol und Drogen gefüllt.

Keuschheit ist die Tugend eines ESTP, und sie fällt einem schwer, wenn Sex auf dem Silbertablett serviert wird. Aber die Alternative ist halt der Absturz. Natürlich wird der Madman Don Draper von Frauen begehrt und von Männern beneidet, solange er die Fassade des Erfolgs als einen Schild vor der inneren Leere hält. Fällt die Fassade, ist das Spiel vorbei. Unter Brokern und Knackis könnte ESTP der häufigste Persönlichkeitstyp sein.

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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (01.10.21)
bedenkt man, dass Genies 100-200 Jahre (wenn nicht mehr) ihrer Zeit voraus sind, so wäre denkbar, dass ihm Jesus in seiner Person, jener höchste Entwicklungszustand des Friedens, der unter den Menschen herrschen kann, sich zu erkennen gab. Dieser friedliche Zustand ist dann als von Gott so gewollt ausgelegt worden, weil über diese Vorstellung eine friedlichen Welt nichts mehr geht. Die Umsetzung jener Ideen in der damaligen Zeit wurde dem Menschen Jesus zugeschrieben, jenes (noch) unerreichte Ideal des Friedens dem Reich Gottes zugewiesen.

Wenn der absolute Frieden das Endszenario der Menschheit darstellen sollte und Jesus dieses Ideal, die Idee schon vor 2000 Jahren gesehen und gepredigt hat, welches aber vllt in Wirklichkeit beispielsweise in 100.000 Jahren oder noch später erreicht wird, so ist der Titel „Gottes Sohn“ als Verwender oder „ausübender“ von Gottes Wille nachvollziehbar. Denn wie schaut denn das endszenario aus bei Vollendung allen Guten?

Diese Ideen vor 2000 Jahren gedacht und in die Tat umgesetzt, waren so neu, dass sie, wie man bis heute siehst, nachwirken, weil sie möglicherweise damals das in weiter Ferne liegende Endszenario vorweggenommen hatten.

Kommentar geändert am 01.10.2021 um 12:29 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 01.10.21:
Interessant, interessant.
Aber unterschlage bitte nicht, daß Buddha 500 Jahre früher wesentlich weiter ging. Der hier völlig zurecht gelobte C.G. Jung hat das auch so gesehen.

 Terminator antwortete darauf am 01.10.21:
Natürlich kann man Jesus auch als vorausgeschauthabendes Genie sehen. Oder auch gleich an ihn glauben und ihn Sohn Gottes nennen. Ich sehe ihn hier im Rahmen von "Tugende und Laster der 16 Persönlichkeitstypen" als einen Menschen, vom Typ anscheinend INFJ, und werte die aus den geläufigen Quellen vorhandenen Informationen aus.

Für mich sind Buddha und Laotse größer als Jesus (und friedfertiger). Als Spalter (lass Gut gegen Böse kämpfen, Sohn gegen Vater, Bruder gegen Bruder) ist mir Zarathustra lieber als Jesus, weil klarer (Licht gegen Finsternis, Ahura Mazda gegen Ahriman; dagegen ist unklar, wofür und für wen der Schwertbringer Christus kämpft, wobei er selbst gar nicht kämpft, sondern mit 33 einen suicide by cop begeht), und weil es Zarathustra um den Sieg des Guten, und nicht um Zarathustra ging.
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