Alle 313 Textkommentarantworten von autoralexanderschwarz

05.12.13 - Diskussionsbeitrag zum Text  Vater und Mutter von  AlmÖhi: "Also: Ich glaube, dass Nietzsche hier eine Opposition aufmacht, die später in seinem Werk immer wieder auftaucht. Es ist - aus meiner Sicht - die Opposition von Denken und "Leben an sich", die an vielen Stellen mit vielen Metaphern wieder aufgegriffen wird. Der Mensch als "animal rationale". Ich entsinne mich an eine Vorlesung, in der diese Opposition auch auf die besagte Schrift (Geburt der Tragödie) angewendet wurde. Das Apollinische symbolisiert das Denken, das Dionysische das Leben, wobei Nietzsche dem "Leben" eindeutig die höhere Bedeutung zumisst. Der Rekurs auf die griechische Antike geschieht - denke ich - darum, da er über die griechische Götterwelt und den Mythos eine - damals noch vorhandene - Einheit dieser beiden Grundprinzipien sieht. Darum auch seine Begeisterung für Wagner, der in seiner Musik - für Nietzsche - diese beiden widerstrebenden Teile wieder vereint. Deswegen verstehe ich die "Urmutter" als Metapher für das Leben, als das Ursprüngliche, das "Apollinische" als differentia specifica, die zwar den Unterschied zum Tier ausmacht, zugleich aber notwendig auf Kosten des Lebens gehen muss. Wenn du den Anfang von "Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben" liest (http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Unzeitgem%C3%A4%C3%9Fe+Betrachtungen/2.+Vom+Nutzen+und+Nachteil+der+Historie+f%C3%BCr+das+Leben) [nach dem Vorwort], dann findest du diesen Gedanken mit anderen Metaphern wieder aufgegriffen. Ich hoffe es wird über die dortige Passage deutlicher, was ich meine. Ich denke aber auch, dass das - ursprünglich - nicht einmal Nietzsches Gedanke ist, sondern dass sich dies - mindestens - bereits bei Schiller (Über tragische Kunst) in der Opposition von "Sinnlichkeit" und "Sittlichkeit" findet. Die "Urmutter" steht dann metaphorisch für das Schöpferische und - in diesem Sinne - das Leben. Gruß AlX (Antwort korrigiert am 05.12.2013)"

02.12.13 - Diskussionsbeitrag zum Text  Vater und Mutter von  AlmÖhi: "Also die "Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" ist ja soweit ich weiß die erste vollständige Schrift Nietzsches (ich glaube sogar seine Dissertation). In der zweiten Unzeitgemäßen Betrachtung stellt Nietzsche ein paar Jahre später ja dar, was er unter "Leben" versteht. Und in allen UZB, in "Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne", im "Zarathustra" und auch - ganz zuletzt - im "Ecce Homo" bezieht er ganz eindeutig Stellung gegen seine Zeit und gegen den Zeitgeist. Und an vielen Stellen wendet er sich ganz explizit gegen das Weibliche. Der Gedanke einer Urmutter und damit eine Art Schöpfungsmythos widersprechen einfach vielen Stellen, die ich las. Das waren meine Assoziationen bei der Lektüre. Ich denke aber auch, dass man Nietzsche nur subjektiv lesen und verstehen kann. Dementsprechend sage ich nicht, dass ich - objektiv - Recht habe. Gruß AlX"

29.11.13 - Diskussionsbeitrag zum Text  Vater und Mutter von  AlmÖhi: "Ich kann eigentlich nicht mitreden, da ich die "Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" nur auszugsweise kenne, aber aus meiner sonstigen Nietzschelektüre würde ich die Urmutter "einfach" als Metapher für das Leben verstehen, aber die Metaphern schwingen ja. Du selbst verengst aber (ohne den Kontext) die Metapher auf eine Bedeutung und wirfst Nietzsche dann vor, dass er den Widerspruch, der dadurch entsteht, übersieht. Außerdem ist mir die apollinische Dimension der "Urvagina"nicht ersichtlich geworden. Und du stellst Nietzsche als repräsentativ für seine Zeit dar. So dachte ich und war mir nicht wirklich sicher ob das Ernst oder Satire ist. Das fand ich dann kreativ. (Antwort korrigiert am 29.11.2013)"

29.11.13 - Diskussionsbeitrag zum Text  Vater und Mutter von  AlmÖhi: "Das ist eine sehr kreative Nietzscheexegese."

06.11.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Zeitgeist: "Danke für den Kommentar. Das habe ich sogar gelesen, als ich noch jung war - es muss älter sein als 2010 -, wobei ich mich hauptsächlich an Kutschenfahrten und Leichenfunde erinnere. Nehme das aber als Anregung es noch einmal zu lesen, weil mir diese Tiefe - damals - nicht bewusst war. Gruß & Dank AlX"

19.10.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Sorge um Deutschland: "Umfassende Antworten brauchen manchmal Zeit, dafür sind sie umfassend. Ich habe das jetzt mit einigem Abstand noch einmal gelesen und mag diesen Text noch immer. Es ist - und das hätte ich vielleicht direkt schreiben sollen - kein argumentativer Text, aber dennoch irgendwie ein "Beitrag zur Sarrazin-Debatte", wenn auch m. E. kein inflationärer. Vielleicht lässt es sich am besten als Bewusstseinsstrom fassen, in dem das Prinzip der Ausgrenzung mit nur ideologisch maskiert ökonomischen Argumenten - zumindest stellenweise pointiert - übersteigert wird. Dass - in Reaktion auf einige Interviews Sarrazins in diesen Tagen - auch durchaus Wut in diesen Zeilen mitschwingt, kann ich nicht nachträglich leugnen. Natürlich sind die Anspielungen so gemeint, wie du Sie verstanden hast. Mehr ist es nicht, aber auch nicht weniger."

27.09.13 - Diskussionsbeitrag zum Text  Was ist Lyrik? Hilde Domin von  EkkehartMittelberg: "Lieber Ekkehart, vielen Dank für deine umfangreiche Antwort. Ich habe Nietzsche da auch aus dem Zusammenhang gerissen, er redet über Sprache, die ja - egal welchen Lyrikbegriff man anlegt - die kleinere Einheit ist, aus der sich Lyrik zusammensetzt. Ich musste als ich deinen Kommentar las an Heym denken, der in einigen Gedichten den Begriff "Tram" verwendet. Natürlich kann man jetzt als heutiger Leser das Bedeutungsspektrum auf "Straßenbahn" übertragen, aber es ist etwas anderes, weil für uns - die wir gemeinhin keine Kutschen mehr kennen - das Wort eine andere Bedeutung hat. Der Aspekt des Neuen und vielleicht auch Bedrohlichen den Heym hier hineinlegt können wir nicht mehr fühlen, lediglich "nachfühlen". (Das gilt übrigens - du sagst es - ähnlich für Kafka oder Musil.) Wir können den Begriff dahingehend erweitern, indem wir diese Komponente über unser historisches oder biographisches Wissen ergänzen, aber es ist eine andere Wahrnehmung des Begriffs. Wir können uns solchen Begriffen nur annähern, aber sie haben Bedeutungsebenen verloren. Wenn Gryphius uns auffordert zu "leben", werden wir diesen Begriff naturgemäß anders füllen, als es ein Zeitgenosse (natürlich auch subjektiv) getan hätte. Wenn Stramm über "die Schlacht bei Saarburg" schreibt, Marinetti über das "Auto" oder Brecht über "sozialistisches Theater" (du merkst, dass ich das spätestens hier sogar über die - fiktionale - Literatur hinaus erweitere), dann sind dies für uns andere Begriffe geworden, weil sie Bedeutungsebenen verloren haben. Mit Nietzsche "verblasste Metaphern". Ich will damit nicht sagen, dass man ein Gedicht nicht durch die Zeit hinweg fühlen kann (sonst hätte ich nicht diese Liebe zu solchen Texten), ich sage nur, dass sich Wörter - und damit alles, was aus ihnen besteht - verändern. "Abnutzung" ist auch ein sehr negativer Begriff, den ich so nicht gewählt hätte. Vielleicht können wir uns auf "Veränderung" einigen. Und der Lyrikbegriff: Mein Satz ist da immer, dass es keine festen Definitionen geben kann, da die künstlerische Freiheit es prinzipiell erlaubt jede Regel (auf der auch immer eine Definition fußt) zu brechen."

11.09.13 - Diskussionsbeitrag zum Text  Ü50 von  Cassandra: "So ganz jung bin ich ja auch nicht mehr, aber ich arbeite mit der Generation, auf die du dich - denke ich - beziehst. Vieles von dem, was du (zu Recht) kritisierst, ist natürlich die direkte Folge der Sozialisation und damit auch der Werte, die durch die vorangegangene Generation vermittelt wurden. Das ändert natürlich nichts an deiner Darstellung, aber es rückt die Perspektive auf die Gründe, die dahinterstehen."

11.09.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Aus Dichters Brust: "Vielen Dank für deinen Kommentar. Lieben Gruß AlX"

02.06.13 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Die Erde dreht sich gar so schnell: "Danke. Das ist ein großes Kompliment. Gruß AlX"

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