Alle 55 Teamkolumnenkommentare von Willibald

29.03.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " TV: Ein paar Tipps fürs Fernsehprogramm" von  Dieter_Rotmund: "Na gut, ausführlicher: Ich möchte davor warnen zu glauben, einfach den Fernseher nur anzuschalten und auf ein persönlich angenehmes Programm zu hoffen. &&&&&&&& a) Ich möchte davor warnen, einfach den Fernseher nur anzuschalten und auf ein persönlich angenehmes Programm zu hoffen. Glauben ist draußen, die beiden Infinitive abzuschalten und zu hoffen sind abhängig von warnen b) Ich möchte davor warnen zu glauben, einfach den Fernseher nur anzuschalten und auf ein persönlich angenehmes Programm zu hoffen. = Ich möchte vor dem Glauben warnen, dass man den Fernseher einschaltet und auf ein persönlich angenehmes Programm hofft (Es ist unlogisch, den Glauben hier zum Syntaktischen Kopf für hoffen zu machen) C) Ich möchte davor warnen zu glauben, einfach den Fernseher nur anzuschalten und auf ein persönlich angenehmes Programm hoffen zu können. (Der Glaube, hoffen zu können, trifft den Gedanken, allerdings recht viele Infitnitive insgesamt) d) Ich möchte davor warnen zu glauben, einfach den Fernseher nur anzuschalten und auf ein persönlich angenehmes Programm zu treffen. (Hier gibt es eine Untrordnung der Teilelemente, verständlich) e) Ich möchte davor warnen zu glauben, man brauche nur einfach den Fernseher an(zu)schalten und könne dann auf ein persönlich angenehmes Programm hoffen. (Auch hier ist die Hierarchie der Vorgänge differenziert und so logisch korrekt) Es gibt noch einige Varianten, die den Grundgedanken korrekt und verständlich wiedergeben. Vielleicht ist es für Dieter jetzt verständlicher, warum (b) mächtig holpert? Kommentar geändert am 29.03.2020 um 11:15 Uhr"

26.03.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " TV: Ein paar Tipps fürs Fernsehprogramm" von  Dieter_Rotmund: "Übrigens, Lothar Mich interessiert sehr, sehr die Rhetorik der Bilder. Das ist halt ganz was andres als der Dieter, so genau weiß man das nicht, als langweilige Inhaltsangabe abkanzelt. Pöh. Oder er sagt, dass das, was er unter Filmkolumne versteht, keine "Doktorarbeit" ist. Ödet. Immerhin das Öden ruft Reaktionen hervor, immerhin. ..................... Rhetorik der Bilder: Das da z.B. ist eine Vorankündigung einer USA-Uni (Harvard): Merkel wird eine Rede halten. Ein Spot unter 50 Sekunden. Schwarz-Weiß – Cinemascope. Langsames Öffnen der Blende auf eine Großstadtszene der 50er Jahre. Flanierende Menschen. Ein eingeblendeter Schriftzug: "Die Tochter eines Pastors und eines Lehrers" - Schwarz - "Die Familie ging nach Ostdeutschland" - Schwarz - Bild eines massiven Holzklotzes, Schrift: "Schon als Kind liebte sie Physik" - Schwarz - wandernde Moleküle, Schrift: "Sie wurde Forscherin", Einblendung: Bilder vom Fall der Berliner Mauer, Schrift: "Als Freiwillige trat sie damals einer Partei bei" - Schwarz - "Der Rest ist Geschichte." Harvard Merkel Wow. ....... Rhetorik von Dieter: Ich möchte davor warnen zu glauben, einfach den Fernseher nur anzuschalten und auf ein persönlich angenehmes Programm zu hoffen. Man geht ja auch nicht in eine Buchhandlung, zieht sich blind und wahllos ein Buch aus dem Regal und meint, nun habe man ein Werk ergattert, dass* einem das Leben von Grund auf ändert. Fernsehprogrammwerke ändern das Leben ebenfalls nicht, aber sie können es verschönern - man muss *ich aber ein wenig auf das Medium einlassen: Was kommt wann auf welchem Sender? Wie unterscheiden sich die Charakteristika der Kanäle? Anfangszeiten spielen in Zeit des eingebauten Festplattenrekorders kaum noch ein Rolle, bzw. nur noch für gesellige Fußball-Abende. Tatort, ARD. Vorsicht: DEN Tatort gibt es nicht. Die Tatorte sind je nach Ort und Ermittler sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ein*gentlich nur, dass die Ermittler bei einer Polizeibehörde angestellt sind und eine Folge 90 Minuten dauert. Wow! Kommentar geändert am 26.03.2020 um 19:23 Uhr"

26.03.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " TV: Ein paar Tipps fürs Fernsehprogramm" von  Dieter_Rotmund: "Und wenn man eine Waschmaschine hat, kann man sie während des cineastischen TV-Guckens laufen lassen. Wer's noch nicht weiß. Jetzt weiß er's. p.s. Will man den Old-School-Eindruck unterstreichen, empfiehlt es sich, für das TV-Gucken Schuhe mit Schnürsenkeln anzuziehen. Und vielleicht macht man sich beim TV-Gucken Notizen. Kann man für eine Inhaltsangabe (auch "Oldschool") gebrauchen. greetse ww Kommentar geändert am 26.03.2020 um 09:29 Uhr"

20.03.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " Am Rande der Gesellschaft – und doch mittendrin" von  Dieter_Rotmund: "Vielleicht nochmal, bis zum Erbrechen wiederholt, man möge den Blick nach oben richten: Hier ein Ansatz bei "Gilbert Grape": Essen oder Gefressen werden? Arnie Grape und Gilbert Grape blicken eine endlose, staubige Straße entlang, die ins Nirgendwo zu führen scheint. Sie warten auf das alljährliche Hauptereignis: Eine Camperkarawane, die durch das Dorf Endora zieht. Eine Staubwolke, Motorengeräusche – und dann ist sie endlich da. Arnie läuft jubelnd hinter den Wägen her, die sich langsam immer weiter von Endora entfernen, bis sie schließlich fast nicht mehr zu sehen sind. Endora – ein Tausendseelendorf mitten in der Einöde, umgeben von trockenen, bräunlichen Wiesen, weit entfernt von der nächsten Großstadt. Irgendwo in Iowa. Und so lautet auch der deutsche Titel des Filmes: „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“. Leben auf dem Land – ruhig, idyllisch, friedlich,...oder eben auch langweilig. So charakterisiert Gilbert zu Beginn des Filmes sein Umfeld: „Endora ist wie Tanzen ohne Musik. Ein Ort, an dem nicht viel passiert. Und das wird sich auch nicht ändern.“ Wirklich glücklich scheint Gilbert nicht zu sein, der mit 24 Jahren noch viel aus seinem Leben machen könnte. Könnte – wäre da nicht seine Familie, die seit dem Freitod des Vaters stark von ihm abhängig ist: (...) Ist das die langweilige Inhaltsangabe, die Du immer wieder beklagst, wenn dein seltsam bis grotesk gestalteter Schnellschuss-Stil samt emotionalen Bährufen relativ höflich moniert wird? Solltest Du mit der Fokussierung auf Subjektives und Kinoausstattungen diesen heiligen Raymond Queneau als Kronzeugen anführen, so ist er von Dir zum großen Teil missverstanden worden. Und vieles andere mehr."

19.03.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " Am Rande der Gesellschaft – und doch mittendrin" von  Dieter_Rotmund: "Ich habe Dir vorgeschlagen, wir schreiben zum selben Film jeder eine Rezension (Crimson Pirate in unserer jugendlichen und späteren Perspektive). Oder halt einen anderen aktuellen Film. (Zum Beispiel JoJoRabbit). D.R. weicht aus. Hier ein Ansatz bei "Gilbert Grape": Essen oder Gefressen werden? Arnie Grape und Gilbert Grape blicken eine endlose, staubige Straße entlang, die ins Nirgendwo zu führen scheint. Sie warten auf das alljährliche Hauptereignis: Eine Camperkarawane, die durch das Dorf Endora zieht. Eine Staubwolke, Motorengeräusche – und dann ist sie endlich da. Arnie läuft jubelnd hinter den Wägen her, die sich langsam immer weiter von Endora entfernen, bis sie schließlich fast nicht mehr zu sehen sind. Endora – ein Tausendseelendorf mitten in der Einöde, umgeben von trockenen, bräunlichen Wiesen, weit entfernt von der nächsten Großstadt. Irgendwo in Iowa. Und so lautet auch der deutsche Titel des Filmes: „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“. Leben auf dem Land – ruhig, idyllisch, friedlich,...oder eben auch langweilig. So charakterisiert Gilbert zu Beginn des Filmes sein Umfeld: „Endora ist wie Tanzen ohne Musik. Ein Ort, an dem nicht viel passiert. Und das wird sich auch nicht ändern.“ Wirklich glücklich scheint Gilbert nicht zu sein, der mit 24 Jahren noch viel aus seinem Leben machen könnte. Könnte – wäre da nicht seine Familie, die seit dem Freitod des Vaters stark von ihm abhängig ist: Sein geistig behinderter Bruder Arnie, der laut ärztlicher Prognose eine Lebenserwartung von 10 Jahren hat und mittlerweile wenige Tage vor seinem 18. Geburtstag steht. Seine Mutter, Bonnie, die an Fettsucht leidet und das Sofa nicht mehr verlässt. Seine pubertierende Schwester Ellen, der perfekt lackierte Fingernägel wichtiger sind als alles andere. Und dann Amy; sie hat ihren Job in einer Schulkantine verloren und die Mutterrolle in der Familie übernommen, für Gilbert ist sie als einzige eine gewisse Hilfe. Man kann sich gut vorstellen, was für eine Verantwortung auf Gilberts Schultern lastet und wie schwer es für ihn sein muss, Zeit für sich zu finden, Zeit zum Nachdenken. Sehnsüchte, Träume und Wünsche bleiben unausgesprochen. Sicherlich nicht gerade ein aufregendes Leben. Aber allzu schlimm ist dies auch nicht. Der englische Originaltitel „What´s eating Gilbert Grape“ jedoch präsentiert den Film in einem ganz anderen Licht und lässt verschiedene Deutungen zu. Zum Einen, weil zunächst einmal unklar ist, was das Subjekt ist: „What“ oder „Gilbert Grape“. Zum Anderen, weil das Verb „to eat“ polysem ist. Die wohl häufigste Verwendung findet es als Synonym zu „Nahrung aufnehmen“. Dies bedeutet im Allgemeinen, dass ein Grundbedürfnis gestillt wird. „To eat“ als alltäglicher Prozess: Weil es gut schmeckt, weil man Hunger hat. Oder auch, um zu überleben. Das passt zu Gilberts adipöser Mutter, dann auch zu seinem Job in einem kleinen Lebensmittelladen, sowie zu dessen Konkurrenz, der Supermarktkette „Foodland“. Oder auch zu Arnies Leidenschaft für das Fastfood-Restaurant „Burger Barn“. Außerdem ist auch Gilberts Nachname „Grape“ aufschlussreich: Eine Frucht, die man einfach so essen kann, aber auch veredeln. Zu Wein. Im Laufe des Filmes wird jedoch klar, dass „eat“ hier etwas anderes bedeutet, als den Prozess menschlicher Nahrungsaufnahme . Somit ist auch das „what“ noch einmal genauer zu beleuchten: Es scheint sich um ein Irgendetwas zu handeln, das Gilbert aufzufressen oder zumindest zu schwächen droht. Doch was ist das „what“? Vielleicht seine Verantwortung der Familie gegenüber, vielleicht die vernachlässigten Wünsche und Träume des Protagonisten, vielleicht sein an Selbstaufopferung grenzendes, altruistisches Verhalten. Man wird sehen. https://up.picr.de/38099009vs.jpg greetse ww Kommentar geändert am 19.03.2020 um 17:24 Uhr"

19.03.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " Am Rande der Gesellschaft – und doch mittendrin" von  Dieter_Rotmund: "Vergleichsweise einmal recht "einlässlich", diese D.R.-Review. Die Bonbon-Musik ist kritisiert, nachvollziehbar. Ansonsten wie gern bei D.R. Werturteile und Abwertungen rein subjektiver Art, ohne deie geringste Bemühung einer nachvollziehbaren Argumentation. Stammtisch-Geraspel in Monologmanier. Mag sein, dass es ein paar Schulterklopfkumpel gibt. Übrigens eine sehr präzise Exposition in "Gilbert Grape", hier das Szenario: 1. Exposition: Familienalltag bei den Grapes (00:00:00 - 00:35:53) 1.1 Die Camperkarawane (00:00:00 – 00:02:37) Gilbert wartet mit Arnie auf die Camperkarawane, die jedes Jahr durch die Kleinstadt fährt. Einer der Wägen hält an, eine ältere Dame öffnet die Motorhaube, ein lautes Zischen ertönt. Eine junge Frau (später stellt sich heraus, dass sie Becky heißt) steigt aus dem Auto, die beiden scheinen eine Panne zu haben. 1.2 Endora (00:02:37 – 00:03:14) Gilberts Stimme gibt in Ich-Erzähler-Form Informationen über Endora, das Dorf in dem er mit seiner Familie lebt. Er sagt, Endora sei wie „Tanzen ohne Musik. Ein Ort an dem nicht viel passiert.Und das wird sich auch nicht ändern.“ Auch Gilberts Arbeitsplatz wird beschrieben: Lamsons Kaufladen, ein kleines Lebensmittelgeschäft, das stark unter der Konkurrenz der großen Supermarktkette „Foodland“ leidet. Es folgt eine kurze Information über das Haus der Grapes: Es wurde vom Vater erbaut und Gilbert muss es nun gelegentlich reparieren. 1.3 Arnie (00:03:14 – 00:03:55) Man erfährt über Arnie, dass die Ärzte ihm aufgrund seiner geistigen Behinderung eine Lebenserwartung von 10 Jahren prognostiziert haben. Mittlerweile ist er fast 18 Jahre alt. Arnie fängt eine Heuschrecke, die er dann mit großer Begeisterung im Briefkasten zerquetscht. Kurz später sitzt er mit Gilbert auf der Veranda und beweint den Tod des Tieres. 1.4 Familie Grape (00:03:55 – 00:06:05) Gilberts Schwester Amy bereitet in der Küche das Essen zu. Am Kühlschrank hängt ein Bild von Bruder Larry, der die Familie bereits verlassen hat. Ellen, Gilberts jüngere Schwester, die gerade mitten in der Pubertät steckt, sitzt am Tisch, neben ihr Bonnie Grape, die Mutter der Familie. Früher war sie wunderschön, doch seit dem Selbstmord ihres Mannes vor 17 Jahren hat sich viel verändert: Sie ist stark übergewichtig und hat seit sieben Jahren nicht mehr das Haus verlassen. 1.5 Der Weg zur Arbeit (00:06:05 – 00:06:49) Gilbert, Arnie und Ellen fahren jeweils zu ihrer Arbeit. Sie kommen an einer Wiese vorbei, auf der Becky steht. 1.6 Lamsons Kaufladen (00:06:49 – 00:08:07) Gilbert und sein Chef sprechen über die große Supermarktkette Foodland und Gilbert soll an eine Stammkundin, Mrs. Carver, Lebensmittel liefern. 1.7 Affäre (00:08:07 – 00:11:30) Gilbert trägt Arnie vor dem Haus der Carvers auf, im Wagen zu warten, während er selbst die Bestellung abgibt. Als sich Gilbert und Betty Carver leidenschaftlich küssen, wird klar, dass die beiden eine Affäre haben. Sie bemerken gerade noch rechtzeitig, dass Bettys Ehemann nach Hause kommt, Gilbert verlässt das Haus. Mr. Carver sieht ihn noch und bittet ihn demnächst in seinem Büro vorbeizukommen, er habe etwas mit ihm zu besprechen. Als Gilbert zum Auto geht, ist Arnie verschwunden. Im Hintergrund fahren Polizeiautos vorbei, Gilberts Blick verrät, dass er schon ahnt, was passiert ist. 1.8 „Komm runter, Tarzan!“ (00:11:30 – 00:16:01) Man sieht einen Wasserturm, auf dessen Leiter Arnie in bedrohlicher Höhe herumklettert. Unter ihm hat sich (neben den Polizisten) bereits eine Menschenmenge versammelt. Mit Hilfe eines Megafons schafft es Gilbert, Arnie zum Hinunterklettern zu bewegen. Aus dem Gespräch, das er danach mit der Polizei führt, kann man schließen, dass dies nicht das erste Mal war, dass Arnie den Wasserturm hochgeklettert ist. grrrrretse ww Kommentar geändert am 19.03.2020 um 17:08 Uhr"

19.03.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " Am Rande der Gesellschaft – und doch mittendrin" von  Dieter_Rotmund: "Bisschen genauer: Johnny Depp: Gilbert Grape (!) Leonardo DiCaprio: Arnie Grape Juliette Lewis: Becky Darlene Cates: Bonnie Grape Laura Harrington: Amy Grape Mary Kate Schellhardt: Ellen Grape Mary Steenburgen: Betty Carver Kevin Tighe: Ken Carver John C. Reilly: Tucker Van Dyke Crispin Glover: Bobby McBurney Kommentar geändert am 19.03.2020 um 17:12 Uhr"

21.02.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " Über die Infantilisierung des Kinos und die Redundanz im Fußball" von  Dieter_Rotmund: "Also, nun, Dieter, da ich einst als Jugendlicher beim Schauen des Roten Korsaren im Filmkino Linde in Unterfranken in fröhliche Trance geriet, die einige Zeit anhielt, schreiben wir halt über sowas. Du über einen Piratenfilm, vielleicht den Roten Korsaren mit diesem Burt Lancaster und Nick Cravat. Und ich über den Roten Korsaren. greetse ww"

20.02.20 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " Fünf Filme, die mich bewegten" von  Dieter_Rotmund: "Ennio Morricone .... Musik 1900 Nicht gerade hier bei den Fünf, aber sonst wäre den Filmkolumnen von DR ein Untertitel nützlich, sowas wie Randstücke, Minima Marginalia (für die Adorno-Eierköpfe), Aside, Das vielleicht auch, Auch nicht zentral, Im Kinostuhl, Die Farbe des Kinovorhangs, Mein drittes Auge, Das Helle im Dunklen - das Runde ins Netz ... ww"

17.10.19 - Kommentar zum Teamkolumnenbeitrag " Kein Kino gleicht dem anderen" von  Dieter_Rotmund: "Naja, da gibt es ja eine Menge Zwischenstufen auf der Skala, hier ein Beispiel: ................................................................... Sein zwanghaftes Lachen schmerzt in den Ohren, sein dürrer Körper ist kaum anzuschauen, die Qual in seinen Augen haut einen um. Und dann ist da noch dieses unkontrollierte Zittern in den Beinen, dieser Hang zum anfallartigen, entrückten Ausdruckstanz, dieses Flackern von Glamrock, Lampenfieber und nacktem Wahnsinn. Joaquin Phoenix, das wurde am Samstagabend klar, ist ein "Joker" für die Filmgeschichte. Und das will etwas heißen bei dieser Rolle, die schon Heath Ledger zu einer Intensität getrieben hat, hinter der dann nur noch der Tod lauerte. Diese Figur aus dem Universum der DC-Comics, Erzfeind des Superhelden Batman, hat in dem neuen Film von Todd Phillips etwas Hochpolitisches, ja fast schon systemverändernde Sprengkraft. Und das fügt sich dann gut, dass die beiden am heißesten erwarteten Filme beim Festival von Venedig zugleich die politischsten sind. Der andere ist "The Laundromat", der am Sonntag Premiere hatte, der Versuch von Autor Scott Z. Burns und Regisseur Steven Soderbergh, sich einen Reim auf die weltweiten Enthüllungen der Panama Papers zu machen - aber der Reihe nach. Alle, die sich der Rolle des Jokers annehmen, scheint diese Figur an ihre Grenzen zu treiben: Schon Jack Nicholson ließ 1989 in Tim Burtons "Batman" alle Sicherungen durchbrennen, was augenzwinkernden Camp betraf, und in eine ähnliche Richtung geht Jared Leto, im Duo mit seiner Gangsterbraut Harley Quinn in "Suicide Squad". Noch mal anders relevant und gefährlich aber wird es, wenn sein volles anarchistisches Potenzial zum Tragen kommt, in den Performances von Heath Ledger und jetzt eben Joaquin Phoenix. Christopher Nolan war es mit seinem "Dark Knight" (2008), der die Figur neu definierte: als Agent des reinen Chaos. Mitten in der globalen Finanzkrise wurde der Joker nicht nur der Feind jeder Ordnung, sondern auch der Hauptfeind des globalen, alternativlos gewordenen Kapitalismus der Superreichen. "Why so serious?" fragte er und demonstrierte, dass es sehr wohl Alternativen gibt, wenn man der Krise ins Gesicht lacht und nichts mehr zu verlieren hat - die Feuerwerke des Untergangs. Erstaunlicherweise traf das beim Publikum weltweit einen Nerv. An Superschurkentum ist da anfangs gar nicht zu denken - während Gotham im Müllstreik versinkt, nimmt der psychisch schwer gestörte Arthur Fleck, der an krankhaft unmotivierten Lachanfällen leidet, brav seine Medikamente, schlägt sich mit winzigen Werbejobs im Clownskostüm durch und träumt vom Erfolg als Stand-up-Comedian, obwohl nicht einmal seine kranke, delirierende Mutter ihn für lustig hält. Dies hat mit einer Comicverfilmung, wie man sie bisher kennt, nichts mehr zu tun - es ist die Fallstudie eines Mannes, der wirklich bei jeder Gelegenheit brutal in die Fresse kriegt, in einer Stadt voller Hoffungsloser und aggressiver Bullies. Und der dann eines Tages eine Pistole hat, weshalb die nächsten Bullies in der Subway, drei üble Investmentbankerschnösel, sterben müssen. Die Massen feiern den unbekannten Mörder mit der Clownsmaske, woraufhin der Boss der Getöteten, der Milliardär Thomas Wayne, gleich alle Armen als "Clowns" bezeichnet. Es brodelt in Gotham, plötzlich sind Clownsmasken überall. Thomas Wayne ist niemand anders als der Vater von Bruce Wayne, des künftigen Batman. Dieser ist hier etwa acht Jahre alt und ein unschuldiges Kind, aber sein alter Herr wird als ein derartiges Schwein gezeigt, dass sich die Sympathiewerte im Batman-Kosmos bedenklich verschieben. Kaum besser ist Murray Franklin (Robert De Niro), ein populärer Talkshow-Host. Als jemand Arthur Flecks gescheiterte Stand-up-Versuche mitfilmt, bringt er sie ins Fernsehen und macht sich darüber lustig. Dann lädt er den Gedemütigten, der seine Show liebt, auch noch in die Sendung ein. Sagen wir mal so, das hätte er besser nicht getan. Denn das wird nun die eigentliche Geburtsstunde des Jokers - kein zufälliger Sturz in einen Säuretank, wie er früher die Herkunft des Joker-Wahnsinns erklären musste. Dieser Joker ist menschengemacht, er ist auch das Produkt der Budgetkürzungen im Gesundheitswesen, durch die er seine Medikamente verliert, eines durch und durch herzlosen Systems. Aber all das könnte kaum funktionieren ohne einen Schauspieler, der die Qual dieser Figur in jeder Faser seines Körpers spüren will. Joaquin Phoenix war schon all die Jahre fast zu intensiv, um normale Menschen zu verkörpern, aber hier stürzt er sich in den Wahnsinn und schaut nicht mehr zurück. Man spürt keinen Millimeter Distanz zu den Träumen dieses Arthur Fleck, zu seinen Hoffnungen, seinem Schmerz, seiner Erniedrigung und Wut. Phoenix habe in diesem Film einen "Zustand der Gnade" erreicht, sagt Alberto Barbera, der Festivalchef von Venedig, und sei an Orte gelangt, "wo wenige Schauspieler je hinkommen, wo es verstörend wird. Müsste ich den Oscar vergeben, hätte ich keinerlei Zweifel". ------------------------------------------- Kommst Du an diesen Link da unten ran? Ist ein neueres, sehr brauchbares Ding zur Makrostruktur und Mikrostruktur (Stilistik) der Filmrezension. https://ebookcentral-1proquest-1com-1008394l1016f.emedia1.bsb-muenchen.de/lib/bsb/detail.action?docID=5199787&query=Film+Schlagzeilen Kommentar geändert am 17.10.2019 um 13:42 Uhr"

Diese Liste umfasst nur eigenständige Teamkolumnenkommentare von Willibald. Threads, in denen sich Willibald an der Diskussion zu Teamkolumnenkommentaren anderer Leser mit Antworten bzw. Beiträgen beteiligt hat, findest Du  hier.

 
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Willibald hat übrigens nicht nur Kommentare zu Teamkolumnen geschrieben, sondern auch  5 Kommentare zu Autoren,  2 Gästebucheinträge,  einen Kolumnenkommentar und  230 Kommentare zu Texten verfasst.

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