Daily Challenge

Bei der "Daily Challenge" werden aus allen am Vortag veröffentlichten deutschsprachigen Texten aktiver Autoren 15 zufällig ausgewählte Worte extrahiert. Dabei zählt als "Wort" alles, was zusammenhängend aus den Buchstaben A-Z sowie ä,ö,ü und ß besteht und mindestens 4 Zeichen lang ist, alles andere wird ausgefiltert (was so ein dummer Algorithmus eben unter einem deutschen "Wort" versteht - und die Mindestlänge ist dazu da, Artikel und anderes Kleinvieh außen vor zu lassen). Aus diesem Material soll ein kurzer Text erzeugt werden, in dem mindestens die Hälfte dieser Worte enthalten sind; Abweichungen aufgrund der grammatischen Form sind - wenn es denn sein muss - zulässig (wobei es allerdings passieren kann, dass die Markierungsfunktion sie dann nicht mehr findet, aber das ist normal), auch stillschweigende Rechtschreibkorrekturen sind selbstverständlich willkommen, da die Auswahlfunktion rein mechanisch arbeitet und keine Qualitätskontrolle durchführt :-)).

6 Einreichungen von TrekanBelluvitsh gefunden:


Weltreligion
von  TrekanBelluvitsh

Es tauchte, nicht weit vom letzten Parkstück im Norden, weit weg vom Lärm der Kirchen, Tempel, Moscheen und Synagogen, aus dem Nebel eine Kunstschlosserei auf. Sie lag in Stille und sah ein wenig heruntergekommen aus. Ich trat zittrig auf sie zu und klopfte an die Tür. Der Kunstschmied öffnete mit einem Lächeln. Er war keine zwanzig Jahre alt. Und dieses Haus hatte noch mehr Überraschungen auf Lager. Mitleid brauchte hier niemand. Der Kunstschmied bat mich herein. Es war unser erstes Aufeinandertreffen. Doch wie später - wir treffen uns heute jeden Diensttag, denn da nimmt er sich frei - lachte er vergnügt. Schließlich erklärte er mir warum. "Die Lebensgeschichten meiner Vorväter, alle betrieben dieses Handwerk, ist auch meine. Wir lieben die Gläubigen! Denn ganz gleich ob Christ, Moslem, Jude, Buddhist oder Sonnenanbeter, ein jeder von ihnen schwört auf unsere Arbeit. Und sie zahlen gut. Schau dir nur dieses kleine vergoldete Reh mit dem verstauchten Bein an. Sie soll den göttlichen Tierschutz verdeutlichen. Für wen das ist, weiß ich gar nicht mehr. Da müsste ich im Auftragsbuch nachschauen," Er deutete auf einen mit Papieren überquellenden Ordner auf einem Tisch bei dem Fenster. "Aber es spielte für uns nie eine Rolle, wer seine Schäfchen mit unseren Werken zu Stille, Einkehr und Gehorsam bewegen will."

Das Entlein und das Universum
von  TrekanBelluvitsh

Draußen spricht das Entlein ohne Röte die hinlänglich bekannte Vielfalt an. Oben weichen stolz Bewohner unbewohnter Planeten ohne Raumerweiterungswissen in den Asteroidengürtel dieses Universums aus, welches drauf und dran ist, draußen Entlein zu materalisieren. Und einmal draußen spricht das Entlein...

Ah... die Antike!
von  TrekanBelluvitsh

Helena schrieb keine Chansons. Paris ließ so manche seiner Sonette durch einen persönlichen Vielschreiberfilter exterminieren und schwieg als Autor auch sonst zumeist. Dropides besteuerte Gewürzhändler. Werbetexte dichtete er nicht. Leonidas wusste: Bei bei meinen Fernsehspielen erblassen noch nicht einmal die Hühner. Themistokles schloss seine Naturgedichte weg. Vercingetorix hätte seine Haikus die Toilette heruntergespült (wenn er denn eine Toilette gehabt hätte) und sich weiter für ein freies Gallien engagiert. Arminius war nicht so weggetreten, dass er Essays, gewürzt mit Verschwörungstheorien, verfasste. Augustus passierte es selten bis gar nicht, dass ein Verlag wegen seiner Kindergeschichten anfragte. Meist wurden die meisten Komödien von Aëtius durch ihn nicht veröffentlicht.

Du hast keine Meinung - Du hast nur einen Internetanschluss
von  TrekanBelluvitsh

Wie viele Leichen im Internet anzusehen sind, weiß Gott allein. Ihre Perspektiven sind nur die Akkumulation des egoistischen Facharbeiters, der seinen eigenen, unwiderruflichen Stuhlgang für einen Blockbuster hält, ebenso wie die Pflicht, ihn anzusehen. Seine Nase steckte dabei im eigenen Hintern und das der Geruch ihn nicht zum Umsteigen animierte... Ich hätte ja gelacht, doch diese Darmausscheidungen kommen nicht nur aus lebenden Leichen, sie produzieren auch noch mehr Leichen.

Nachbarschaft
von  TrekanBelluvitsh

"Meine Entscheidungen sind das nicht! Es ist eigentlich nie das, was ich mir selber ausgedacht habe!"

'Setze jetzt noch deine Ich-bin-beleidigt-Kappe auf', denke ich. Und: 'Es heißt SELBST!'
Ich würde gerne entkommen, doch es gibt nirgendwo einen Ausweg. Eine Spinne krabbelt vor mir über den Bürgersteig und auf der Fahrbahn radeln zwei lachende ältere Damen vorbei. Alle drei entkommen schon nach wenigen Augenblicken ins Nirgendwo. Ah! Nirgendwo! Da wäre ich auch gerne. Doch ich muss zuhören, seiner endlosen Litanei lauschen, wie schwer er es doch hat und wer alles die Schuld daran trägt. Spoileralarm: Es sind die anderen! Aber Nachbarschaft ist Nachbarschaft, eine gute deutsche Tradition.

"Von Anfang an ist das falsch gelaufen. Ich habe ja selber von Anfang an den Eindruck gehabt, dass das Arbeitsamt mit meinen Dateien nicht richtig umgeht. Darum habe ich mir gleich zu Anfang gedacht: Setze doch selber ein Zeichen. Aber die sind ja so stur..."

Wie kommt er denn jetzt zum Arbeitsamt? Da habe ich wohl etwas verpasst. Danke Spinne. Danke, ihr zwei lachende ältere Damen. Einen Rettungseinsatz kann ich im Reisebüro ja nicht buchen. Aber dank euch entkam ich ich für einige Augenblicke. Das ist jetzt jedoch vorbei. Und ich weiß auch schon was kommt: Amtsschimmel und Beamte.

"Ich sag ja immer: Wo der Beamten falten, wiehert der Amtsschimmel!"

Hat er wirklich 'falten' gesagt?

"Die verfalten meine Dateien nur und haben selber nie richtig gearbeitet."

Tatsächlich! Falten! Dummheit und Selbstverliebtheit radeln ja oft auf einem Tandem daher. Aber das überrascht mich dann doch. (Das er wieder 'selber' gesagt hat nicht.) Ist es womöglich so einfach? Ein Wörterbuch ist aller Tugend Anfang? Oder wenigstens mal ein Zeitungsartikel für die Grundlage. Ich meine, ich habe keine Meinung zur Oper. Denn ich habe keine Ahnung von der Oper. Wirklich nicht. Kein bisschen. Und darum, weil ich das weiß, findet sich nirgendwo eine Äußerung von mir zur Oper. Ich würde auch nur Unfug reden und damit höchstens solche erreichen, die selber - Herrgottnochmal! Jetzt denke ich das auch schon! Selbst! Selbst! Selbst! - die selbst so viel über die Oper wissen, wie eine radelnde Spinne, die mit Braunkohleantrieb James Bond während einer Verfolgungsjagd durch Wanne-Eickel entkommen konnte.

"Ich hab neulich auf Twitter gelesen..."

Natürlich: Weisheit in 280 Zeichen...

Aus den Augenwinkeln sehe ich die alte Frau Müller/Meier/Schmidt aus der Tür treten. Sie ist halbtaub, redet nur über ihre Katzen. riecht nach Ammoniak und wäscht sich nur im Monaten mit einem R. Zum Glück kann sie auch kaum gehen. Ich entschuldige mich höflich und wende mich ihr zu, um ein wenig zu helfen. Ah... Nachbarschaft...

Der letzte Kanzler
von  TrekanBelluvitsh

Im Metaphorischen Totenbuch stehe ich schon drin. Aus und vorbei. Vom Sockel hat man mich längst geholt und mir jeden meiner Fehler vorgehalten. Die Gesellschaft leidet und hinterher weiß es jeder. Ich wars! Die wahren Dingsbums mahnen. Sie wissen voller Inbrunst heute, was damals falsch war. Sie machen mich dingfest, wieder metaphorisch. Als wäre dieser Verlust nicht schon schwer genug. Es ist vorbei. Und alles so global...

 
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