BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Samstag, 27. Januar 2018, 23:12
(bisher 470x aufgerufen)

BlackHört feat. ...

...  TrekanBelluvitsh

Album "The Essence of Everything" von LIGHT & SHADE

…Everything…
Ich bin eigentlich ein unsystematischer Mensch. Ich begeistere mich nicht für einen Schriftsteller, lese drei Biographien über ihn oder sie und verschlinge dann alle erreichbaren Romane. So etwas finde ich, na ja, langweilig. Ich nähere mich den Dingen langsam an, bin wieder weg, komme zurück usw. So funktionieren auch meine Rezensionen. Ich schreibe nichts über die neusten Alben, oder jene, die mich sofort gepackt habe. Davon gibt es sowie kaum welche. Ich nähere mich den Dingen langsam an. Auch im künstlerisch-kulturellen Bereich kann ich nicht mit Erweckungserlebnissen dienen. Es ist vielmehr so, dass ich oft feststelle "Oh, das höre ich ja immer wieder – muss mir also gefallen." Ich nähere mich den Dingen langsam an. Und wenn sie sich in meinem Kopf ausgebreitet haben, dann wird es nötig, sie zu systematisieren. Sonst hinterlassen sie keine Spuren in mir.

…The Essence of…
Das Album erschien im November 2016. Ob es sich bei LIGHT & SHADE um eine Band oder ein (italienisch-amerikanisch-deutsches) Projekt handelt, wird die Zukunft zeigen. Am bekanntesten mag noch der Drummer AXEL LANDENBURG als Trommler von LUCA TURILLI'S RHAPSODY sein. Aber Namen sind Rauch. Es geht um den Schall. Als Genre von "The Essence of Everything" muss man – ich werde systematisch – Power Metal angeben. Und doch trifft es das nicht. Denn die Musiker bedienen sich auch aller angrenzenden Spielarten: Speed-, Thrash-, Melodic Death-, Symphonic- oder Progressive Metal. Und selbst ein Seitensprung zum Singer-/Songwriter ("Lionhearted") ist dabei. Das kling ein wenig, ja, ich sage es: unsystematisch. Oder schlimmer: ziellos, unentschlossen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Gitarrist und Co-Sänger MARCO PASTORINI, verantwortlich für sämtliche Melodien (bei einem Song legte auch Bassist LUCA NEGRO mit Hand an), weiß genau was er will und tut. Die Wechsel wirken harmonisch und gewollt, nie aufgezwungen. Weder Ohr noch Verstand wehren sich gegen das, was da aus den Boxen kommt. Dabei ist es abwechslungsreich, immer etwas Neues und ergibt doch ein Ganzes, ohne beliebig zu wirken. Selbst das Sing-along-with-me "You Are" verkommt nicht zum Metalschlager. Dabei sind die Stücke sehr melodisch. All das macht ein sehr gutes Album. Jedoch: Es ist herausragend!

The Essence of Everything:
ADRIENNE COWAN. Ich entdeckte die US-Amerikanerin im Herbst 2017. Ja, auch ihr näherte ich mich langsam an. Und jetzt? Ich liebe sie. Es ist ja nicht so, dass es dem Metal an großartigen Frauenstimmen mangelt (SIMONE SIMONS, FLOOR JANSEN, CHARLOTTE WESSELS, DIANNE VAN GIERSBERGEN) und die müssen auch nicht zwangsläufig aus den Niederlanden kommen (ALISSA WHITE-GLUZ -> CAN, ZUBEROA AZNÀREZ -> ESP). Aber ADRIENNES Spektrum ist atemberaubend. Öb süß, rockig, rauchig, hingehaucht, Klargesang oder Growls, sie liefert nicht nur alles, sie kann auch alles außergewöhnlich gut. Dabei ist sie erst 22 Jahre alt. Ich liebe sie. Sie ist kein Püppchen, das man genregerecht angezogen hat und die dann trällert, was erwartet wird. Auf "The Essence of Everything" ist sie für alle Texte und Keyboards verantwortlich. Und das ist wenig. Bei der Kapelle, die ich als ihre Hauptband einschätze(SEVEN SPIRES), hat sie zum ersten Album "Solveig" das Konzept entworfen (es erzählt eine abgeschlossene Geschichte), Musik und Texte geschrieben, Keyboards gespielt, alles arrangiert (auch Chöre und klassische Instrumente), ach ja, und natürlich gesungen. Sie ist eine Ein-Frau-Naturgewalt und hat das Zeug dazu, den Metal in den nächsten Jahrzehnten zu prägen. "The Essence of Everything" hat sie eindeutig auf eine höhere Stufe gehoben.

Anspieltipp: "The Essence of Everything“


Und, weil die Leser von "BlackHört“ es gewohnt sind:

Die Top 3 (die Top 5 überlasse ich dem Meister):

Platz 3: BLACKHEART – weil er mir diesen Platz einräumte.
Platz 2:   "You Are“ von LIGHT & SHADE
Platz 1:   "Forever“ (KAMELOT-Cover) von ADRIENNE COWAN (Dürfte Klassikfans bekannt vorkommen.)

Holy Moly

Trekan

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(30.01.18)
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 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 31.01.18:
Holy Moly!

;)

 TrekanBelluvitsh (31.01.18)
Wenn es interessiert: ein Link zum Anspieltipp.

 "The Essence Of Everything"[/b] von LIGHT & SHADE

 Dieter_Rotmund (31.01.18)
Ich halte nicht viel davon, dass der Musik-Kritiker sich selbst in den Mittelpunkt seiner Kritik stellt. Zumal es hier ja zu keiner wirklichen Begegnung zwischen Kritiker und Kritik-Objekt (z.B. auf einem Konzert) gekommen ist. Kann man aber machen.
Eine etwas schmierige Attitüde, wenn ich das mal so direkt formulieren darf, hat es, wenn der Kritiker über eine ihm persönlich unbekannte, 22jährige Sängerin sagt, er würde sie lieben. Man kann sich da in die Ausrede flüchten, das sei metonymisch gemeint, aber gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht ...
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