KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Anmerkung zu Celans berühmtestem Gedicht
724. Kolumne
1970 erlebte ich als Student in Bonn in einer Vorlesung Benno von Wieses (Thema der Vorlesungsreihe: Realität und Roman) den bemerkenswerten Versuch eines ersten Nachrufs. Benno (so nannten viele ihn, es war so eine Art liebender Anerkennung und Kritik am Professor, der sich in den späten 30er Jahren recht und schlecht durchwurschtelte im politisierten Uni-Betrieb) erzählte von seiner freundschaftlichen Beziehung zu Paul Celan und trug die „Todesfuge“ vor, die er das vielleicht größte deutsche Gedicht des Jahrhunderts nannte. - In seiner Gedichtanthologie (‚Echtermayer/Wiese‘), die in Schulen sehr gebräuchlich war (und ist) steht das Gedicht (erweiterte Neuausgabe 1973).
Mit meinen Schülern besprach ich das Gedicht - wie auch meine Kollegen - immer wieder. Auch Adornos (polemische) These, die wir im Kollegium diskutierten; und bis heute bleibt die Frage virulent. Celans Selbstzweifel an dem Gedicht ist verständlich. Wenn die besten Gedichte die sind, die bewirkt werden durch die schlimmsten Katastrophen und Unmenschlichkeiten, dann bleibt ein ungutes Gefühl. Nur: Es ist so (in Anlehnung an Sesemi Weichbrod am Schluss der „Buddenbrooks“). Leider - und gottseidank, denn immerhin wird etwas von dem Unbeschreiblichen doch ein wenig sagbar. Und das ist viel.
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
Ich muss gestehen, ich habe viel darüber nachgedacht, aber immer irgendwo abgebrochen.
Aber eines hab ich mitgenommen, ich war froh, in einer anderen Zeit zu leben.
Und jetzt 2020.
Du meinst wahrscheinlich: Du hattest nur Frieden und Wohlstand erlebt in deinem Leben. Meine beiden Brüder sind in der Zeit wie du geboren und sagen das auch. Für die meisten in D stimmt das ungefähr. Auch ich habe an Leib und Seele keine wirkliche Not erfahren.
Ich denke, die Corona-Seuche ist (bei aller Gefahr) nicht im Entferntesten das, was die Generation meiner und deiner Eltern an Not erfahren musste.
Ich vermute, dass Corona an unserem Leben in Mitteleuropa auf Dauer nicht viel ändert.
Andererseits gibt es die Todesfuge immer noch und immer wieder auch jetzt, wenn auch in anderen Formen ...
Ach ja, Corona gibts auch noch.
Ich weiß noch nicht mal, was ich von diesem ganzen Spuk haltren soll.
sorry, ne war nicht als Misthaufen angedacht, sollte eine Kommentarversion zu einer aktuellen Aufführung von Krieg & Frieden werden, ein paar "Gedanken in Zeiten der Colera, sorry, Corona, natürlich, usw. aber danke für die Krebse, hab mich sschon gewundert, warum ich Vorgestern an Flamingos dachte.
@ Herr Nadler
Also das ist natürlich ein Kapitel, das grenzt zum einen an die Weiterentwicklungen der Waffenindustrie und zum anderen an Alpträume mit denen in Hollywood viel Geld gemacht wird.
p.s.:
Den Schulmedizinischen, bzw. pharmazeutischen Teil deines Kommentars habe ich bewußt gemieden, meine Mutter ist vor ein paar Jahren daran gestorben.