KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Zur Zukunft der erzählenden Literatur
770. Kolumne
Wenn die belletristische Literatur ihre lange behauptete Machtstellung allmählich einbüßt, so liegt das in der Dialektik der sich verändernden Dinge, und zwar sowohl ideell als auch materiell. Ich bedauere es auch, zumal die ‚regierenden‘ Algorithmen nicht viel zu tun haben mit humaner Vernunft, sondern ganz einfach der zwingenden Logik des Kapitalismus folgen. Das ist der Große Algorithmus, der den Algorithmus der Demokratie subsumiert.
Die Angst vor Stilverlust oder gar Stil-Auslöschung habe ich (noch) nicht, weil es zum Glück immer eine Konkurrenz der Konkurrenz gibt, die ja selbst im kapitalistischen Sinn zum Wachstumsgedanken gehört. Der Kapitalismus folgt auch dialektischen Gesetzen, und da liegt unser ganzer Trost. Leider ist die dem Kapitalismus innewohnende Dialektik nicht der Totengräber des mächtigsten Algorithmus, um es mit Marx- und Engelszungen zu sagen ... Ich meine das nicht als Galgenhumor. Das Eindringen von nichtliterarischen (nicht belletristischen) Codes macht mir keine Angst. Denkbar ist doch (und naheliegend), dass der Erzähler diese (fremden?) Codes integriert, anverwandelt, einverleibt.
Ernst-Wilhelm Händlers Aufsatz formuliert nur die Angst des Ästheten vor der Hässlichkeit des Großen Algorithmus - und die FAZ schmückt sich ein wenig mit diesem kritischen Einwand, und das ist schon der ganze Supertext dieser Zeitung, wenn es wirklich ein Supertext sein soll. Wahrscheinlich ist das der wirtschaftskonservativen Zeitung egal, Hauptsache: die Produktwelt behält ein ästhetisches Minimum.
Händler redet von einer Überwachungsgesellschaft, die sich vor allem durch die Internet-Medien konstituiert und die Künste einbezieht. Ja, das kann man so sehen - die soziale Kontrolle, die früher mit viel weniger technischen Mitteln auskommen musste, hat heute größere Entfaltungsmöglichkeiten - andererseits wird das der Kontrolle selber zum (Unendlichkeits-)Problem; aber das ist nur ein schwacher Trost, ich weiß.
Die Verteidigung der Privatspäre war immer ein Problem. Den Totalitarismus-Ansatz des Artikels teile ich nicht.
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