KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Enzensbergers dumme Schafe - Zwanziger zu Ende D-ENKE-N!
173. Kolumne
Ein großer Teil der ‚Trauergemeinde’ um Enke und Hannover 96 feiert kompensatorisch für ganz andere Dinge das Ausleben eigener Sentimentalitäten.
Das Phänomen, dass dieser Selbstmord derart hypt, ist soziologisch sehr interessant; es geht um Unzufriedenheiten, Druck, Leiden etc. in einer Gesellschaft, die offensichtlich nicht menschengerecht eingerichtet ist.
Natürlich soll jeder trauern, wie er will oder muss. Ein Fan von Hannover 96 soll sich aber auch fragen, was sein Verhältnis zum Verein, zum Fußball, zu den Fans dort, wirklich ausmacht - und ob es nicht wichtigere Bindungen gibt. Vielleicht werden ihm dann auch die Ursachen seines Verhaltens bewusster. (Ich habe da aber wenig Hoffnung.)
Zwanzigers Rede ist erstaunlich klug. Trotzdem bleibt, dass sich die deutsche (und vielleicht die gesamte Welt-)Gesellschaft völlig den kapitalistischen Lebensbedingungen ergeben hat.
Gnadenlos werden heute alle 68er verdammt und alles, was sie an neuen Bedingungen des kritischen Seins schufen.
Ja, der heutige Arbeitnehmer will aufgenommen werden ins Wolfsrudel - Anspielung auf Enzensbergers „verteidigung der wölfe“ -:
„Nimm mich auf, friss die anderen! Ich bin jung und stark!“ -
„Willst du, dass sich Arbeit wieder lohnt?“, fragen die Wölfe.
„Ja, ich will nur noch für euch leben!“ -
Anders gesagt: Zwanziger berührt die Maxime des Circus Maximus - panem et circenses! Brot und Spiele für die Abhängigen!
Wenn Westerwelle vom Mittelstand redet, rechnen sich die abhängigen Kleinverdiener bis 2000 Euro zum Mittelstand. Schafe sind sie! Enzensbergers dumme Schafe.
Alle Kraft kommt aus dem Volk, sagen die Wahlkämpfer. Ich hab noch nichts davon gemerkt. Jedenfalls nicht politisch.
Zwanziger zu Ende denken!, das wäre die Trauerarbeit, die wir wirklich brauchen.
Ulrich Bergmann, 20.11.2009
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