KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Mittwoch, 29. Dezember 2010, 23:49
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Im Netz der Bürokratie.

229. Kolumne


Die folgende Parodie ist ein tatsächlicher Vorgang, den ich auf den Dienstweg brachte. Meine beantragte Versetzung war chancenlos und somit hatte ich nichts mehr zu verlieren. Dichtung und Wahrheit gehen hier eine seltsame Verbindung ein...:


Bergmann, U., StR
St. Michael-Gymnasium
5358 Münstereifel

1) An
Regierungspräsidium Köln
z. Hd. Herrn LRSD Rücker
über
Schulleiter OStD Reufels
im Hause

Zu den Akten:

Habe nun, ach! Bürokratie,
Dezernenten her und hin,
Und leider zu wenig Diplomatie,
Durchaus probiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor
Und bleibe hier, als wie zuvor;
Heiße Magister, bin Studienrat gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr
In der Eifel am Gymnasium
Meine Schulleiter an der Nase herum -
Und sehe, daß wir nicht versetzt werden können.
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Daher ist mir auch alle Freud entrissen,
Ich fühle mich nun ganz beschissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte die Herren
In Köln zu meinen Wünschen bekehren.
Zwar möcht’ kein Hund so länger leben,
Doch hab ich mich dem Schicksal ergeben,
Daß ich mir nicht, mit saurem Schweiß,
Zu sagen brauche, was ich schon weiß:
Daß ich erkenne: dem RP gefällt,
Was Ihn im Innersten zusammenhält.

Ach, mit den ungeschickten Mächten
Ist kein ew’ger Bund zu flechten.
Usw.

Bergmann, U.

20.XI.90

2) z.d.A.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 loslosch (25.12.10)
Heute würdest Du´s wohl schmisssiger reimen, Uli. Die unlyrischen Herren nehmen sowas überhaupt nicht ernst. Deine ganz spezielle Weihnachtsbotschaft? Lothar

 Bergmann (29.12.10)
Meine Verse - ohne irgendeinen Bezug zu Weihnachten - sind ziemlich eng an Goethes FAUST I angelehnt, das hat der LRSD (Mathematiklehrer und ein grober Klotz) wahrscheinlich gerade noch erkannt. Die Reime sind als Gelegenheitslyrik flott genug, denke ich. Mir war klar, dass meine Verse ins Leere laufen würden. Immerhin las mein letzter Direktor diese Verse zu meinem Abschied noch einmal vor dem ganzen Kollegium vor. Ich blieb sehr frei in meinem Handeln als Lehrer, und so hat mir der Beruf sehr gefallen. LG, Uli

 loslosch (30.12.10)
... Immerhin las mein letzter Direktor diese Verse zu meinem Abschied noch einmal vor dem ganzen Kollegium vor ...

Das tut gut zu lesen, selbst dem Unbeteiligten. Die Herren von der Bezirksregierung verwalten knappe Kassen, schleppen manche Gestörte (Alkohol) durchs Berufsleben, decken eklatante Ungerechtigkeiten (Notenpfusch) und fachliche Inkompetenzen. Da sind Versetzungswünsche von Eckpfeilern höchst unerwünscht. Lo

 Bergmann (31.12.10)
Sehr freundlich, lieber Lothar. Aber richtig gut befördert wurden viele nicht tragende Wände...
;
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